Ovigo-Theater: Coole Spielorte und aufregende Stücke

Oberviechtach. Es ist erst ein paar Jahr her, da spielte das Ovigo-Ensemble noch vor einer Handvoll Leuten. 2019 wurden schon mehr als 6.500 Tickets abgesetzt. Und heuer sind mehr als 150 Aufführungen geplant. Mit dem Kalten-Krieg-Thriller „Fingierte Grenzen“ packt das Theater ein ganz heißes Politthema an.

Heimatentwickler Alfred Wolf (links) unterstützt das Ovigo-Theater und seinen künstlerischen Leiter, Florian Wein. Foto: Theo Kurtz

Das Ovigo-Theater steht wahrscheinlich vor seiner bislang größten Herausforderung. Am 4. Juni geht es los mit dem Stück “Fingierte Grenzen”. Nacherzählt wird ein dunkles Kapitel des Kalten Kriegs. Zwischen 1948 und 1951 hatte das kommunistische Regime in der CSSR falsche Grenzen und Zollämter installiert, um den fluchtbereiten Regierungskritikern eine Falle zu stellen.

50 Darsteller bei „Fingierte Grenzen“

Ein Großaufgebot an Darstellern ist im Einsatz. Zum Ensemble gehören 50 deutsche und tschechische Darsteller. Das Wanderschauspiel hangelt sich an Originalschauplätzen entlang der bayerisch-tschechischen Grenze. Alleine um dieses Stück umsetzen zu können, musste sich der künstlerische Leiter Florian Wein erstmal durch den Bürokratiedschungel kämpfen, Genehmigungen von tschechischer Seite mussten her. Der Aufwand macht sich aber jetzt schon bezahlt. Ohne groß die Werbetrommel dafür zu rühren, sind im Vorverkauf bereits 700 Tickets abgesetzt worden.

Ungewöhnliche Spielorte

Das Projekt „Fingierte Grenzen“ ist typisch für Ovigo. Das Ensemble sucht immer nach neuen Herausforderungen. Das beginnt bei der Stückeauswahl und endet bei den Spielorten. Es darf gerne auch was Ungewöhnliches sein, wie die Lüftungszentrale im Regensburger Donaueinkaufszentrum. Dort wurde das Stück Männerhort aufgeführt. Vor 25 Zuschauern. Mehr Platz gab’s nicht. Der Inhalt: Beziehungsgeplagte Vertreter des starken Geschlechts richten sich eine frauenfreie Zone ein. Dann wird der Hausmeister auf das Refugium aufmerksam wird. Ovigo nimmt auch historische Gemäuer in Beschlag. Bei den Zeitreisen lotsen die Darsteller das Publikum mit auf Burgen und Ruinen.

Der Theater-Fundus lagert in der Tiefgarage der Pfreimder Landgraf Ulrich-Halle. Foto: Theo Kurtz

Theater ist immer noch ein Verein

Das Theater ist ungewöhnlich. Es steht auf Vereinsbeinen. Beiträge und der Ticketerlös finanzieren den Betrieb. „Wir sind aber auch auf Spenden angewiesen“, erzählt Wein. Viele der Mitglieder stehen selbst auf der Bühne. Schnell kann der Bühnennovize bei Ovigo Fuß fassen. Workshops und Schnuppertrainings helfen beim Einstieg. Und, oder gerade deswegen stimmt auch die Qualität und die Begeisterung.

Die Aufführungen sind meist ausverkauft, auch im Corona-Jahr 2021 spendeten mehr als 5.000 Zuschauer Beifall. Gespielt und auch geprobt wird an mehreren Orten gleichzeitig. Der Fundus ist in der Tiefgarage der Landgraf-Ulrich-Halle in Pfreimd untergebracht. Dazu braucht es eine gute Logistik. „Wir sind eigentlich eine Wanderbühne“, meint Wein lächelnd. Ovigo hat keine feste Spielstätte. Noch nicht. „Wir halten aber unsere Augen und Ohren offen“, erzählt er.

Aus der Schulbühne wird 2012 Ovigo

Zurück zur Logistik. Jeder Darsteller kann angeben, wo und wann er auf die Bühne klettern möchte. Bei Ovigo arbeitet man mit einem sogenannten rollierenden Besetzungssystem. Die Exelliste ist lang. „Aktuell müssen wir 1.000 Sperrtermine unter einen Hut bringen“, erzählt Wein. Bei ihm laufen seit 2014 alle Fäden zusammen. Damals übernahm er von Wolfgang Pöhlmann das Zepter. Der war Lehrer am Oberviechtacher Ortenburg Gymnasium.

1979 war dort das Schultheater gegründet worden, aus dem dann 33 Jahre später das Ovigo hervorging – Ovi für Oberviechtach, (O)go eben für die Schule. Die ersten Aufführungen waren nicht der Kracher. Gerade mal acht Leutchen schauten zu. „Wir hatten wirklich eine längere Durststrecke zu überstehen“, gibt Wein offen zu. Nach vier Jahren war der Durchbruch geschafft. 2019 etwa wurden 6.500 Karten verkauft. In diesem Jahr sind zwölf Produktionen am Start, mehr als 150 Aufführungen sind geplant, sechs Regisseure sind im Einsatz.

Schon ein paar Preise eingeheimst

Ovigo hat schon ein paar Meriten eigeheimst. 2016 gewann man in der Kategorie „Schauspiel“ den Bayerischen Amateurtheaterpreis und 2018 den Zukunftspreis des Landkreises Schwandorf. Seit 2017 ist das Theater Einsatzstelle für den Bundesfreiwilligendienst und beschäftigt seitdem auch Bufdis. Und seit gut zwei Monaten gehört Ovigo zur Riege der Heimatunternehmen.

„Die Entwicklung, die Ovigo als Kulturbetrieb genommen hat, ist mehr als bemerkenswert“, findet Heimatentwickler Alfred Wolf. Er konnte dem Theater dabei helfen, dass für das aufwändige grenzüberschreitende „Fingierte Grenzen“-Projekt Fördergelder für die Bezahlung von drei dringend benötigten Teilzeitkräften losgeeist wurden. „Wir werden außerdem Florian Wein und seinem Team bei der Suche nach einer festen Bleibe helfen“, verspricht Wolf.

Foto: Freya Fehse
Foto: Ovigo

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