Pater Gisbert, ein moderner “Revolutionär” unter den Priestern, ist tot

Fuchsmühl. Gisbert Kreß ist tot. Der langjährige Kaplan und Pfarrer des Augustiner-Ordens im Wallfahrtsort ist am Freitag nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben.

Der langjährige Fuchsmühler Kaplan und Pfarrer Gisbert Kreß ist tot. Auf dem Foto gratulierten ihm der damalige Bürgermeister Gustl Fürst (rechts) und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hermann Scherbaum. Foto: Archiv

Pater Gisbert (OSA) Kreß wirkte 19 Jahre in Fuchsmühl und war sozusagen der erste “Reformator” in der katholischen Pfarrgemeinde. Nach seiner Zeit als Präfekt im Studienseminar Sankt Augustin in Weiden kam er 1968 als junger Kaplan in den Wallfahrtsort, wurde dort 1975 Pfarrer, Wallfahrtsdirektor und Prior des damaligen Augustinerklosters und begeisterte vor allem junge Menschen mit seinen unkonventionellen Ideen und Aktionen. Zwei der wohl bekanntesten, damals fast schon revolutionären Veranstaltungen waren die über den Landkreis Tirschenreuth hinaus bekannten und beliebten rhythmischen Messen – auch Jazz-Messen genannt – in der Kirche und die Tanzabende im Jugendheim.

“Don Camillo und Peppone”

Weil der Priester eben ganz anders und moderner war als alle seine Vorgänger, blieb sein Wirken nicht ohne Kritik. Vor allem konservative Kreise der Gemeinde nahmen Pater Gisbert aufs Korn, meldeten den Ordensmann in teils verleumderischer Form an das Ordinariat und ans Bistum. Am Ende blieben aber alle Diskreditierungsversuche ohne konkrete Folgen. Auch, weil er von weltlicher Seite Rückendeckung bekam. Vor allem Bürgermeister Gustl Fürst setzte sich vehement für seinen Freund bei den Obrigkeiten ein, was den beiden bald auch den Spitznamen “Don Camillo und Peppone” von Fuchsmühl einbrachte. Treue Freunde waren dem Priester auch seine Ministranten, die er als aktive Gruppe gründete und mit ihnen viele Aktivitäten unternahm.

Der Einsatz und die Hartnäckigkeit des Pfarrers spiegelt sich auch in der Wallfahrtskirche “Maria Hilf” wider. Er organisierte die Anschaffung des Volksaltars und des Ambo des Künstlers Fritz König, besorgte die klangmächtige Klais-Orgel, eine Statue der Heiligen Rita und realisierte auf dem Friedhof das Grabmal zu Ehren der Vinzentinerinnen und der Augustinerpatres. Schließlich war er auch zusammen mit Gustl Fürst und anderen Unterstützern verantwortlich für den Bau der Kapelle Maria Frieden am westlichen Waldrand von Fuchsmühl.

“Es war eine wunderbare Zeit”

Unvergessen sind die Predigten von Pater Gisbert, in denen er sich kein Blatt vor den Mund nahm und sich als kritischer Redner und echter Menschenfreund erwies. Der in Opferbaum in Unterfranken als Sohn eines Wirtsehepaares geborene Roland Kreß konnte noch im vergangenen Jahr sein 60. Priesterjubiläum feiern. Seine letzten Jahre verbrachte er, gezeichnet von zahlreichen Krankheiten, im Haus St. Michael im Münnerstädter Augustinerkonvent (Landkreis Bad Kissingen).

“Es war eine wunderbare Zeit”, erinnerte sich Pater Gisbert. Die Hälfte seines priesterlichen Wirkens hat er in der Oberpfalz verbracht. Vor seinem Einsatz in Fuchsmühl war er Internatserzieher in Weiden in St. Augustin. “Ich habe mich immer um den Glauben bemüht”, sagte Pater Gisbert, der auch heute noch viele Freunde in Fuchsmühl hat.

Gisbert hat bleibende Spuren hinterlassen

Beim Empfang zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum vor elf Jahren in Fuchsmühl sagte Pater Gisbert: “Es war eine wunderbare Zeit hier. Aber ich habe nur meine Pflicht getan.” Bürgermeister Wolfgang Braun, der bei Gisbert Ministrant war, sagt zum Tod des Priesters: “Pater Gisbert hat in Fuchsmühl bleibende Spuren hinterlassen. Er hat in und für die Kirche vieles umgesetzt und war dabei immer sehr hartnäckig.” Mit der Einführung der rhythmischen Gottesdienste habe er die Jugend in die Kirche gebracht. 

Gisbert Kreß war sicher kein ganz einfacher “Typ”. Er eckte an, war stur und unnachgiebig, wenn es um die Sache ging. “Er konnte mit Widerständen und Kritik umgehen und hielt bisweilen kräftig dagegen. Das war auch beim großen Projekt einer neuen Orgel für die
Wallfahrtskirche so” schreibt der aus Fuchsmühl stammende Augustiner-Provinzial Pater Lukas Schmidkunz (OSA) in seinem Nachruf. “Bis zuletzt hielt er Kontakte zu ‘seinen Fuchsmühlern’. Kein Wunder, dass ihn so manches in anderen Gemeinden daher nicht so leichtgefallen ist, was auch die jeweiligen Gemeinden belastete.”

Beerdigung am Donnerstag

Das Requiem für Pater Gisbert wird am Donnerstag, 6. März, 14 Uhr, in der Klosterkirche Münnerstadt gefeiert. Anschließend ist die Beerdigung in der Augustinergruft auf dem Stadtfriedhof. Aus Fuchsmühl wird eine Delegation mit Bürgermeister Braun an der Spitze an der Trauerfeier teilnehmen.

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