Pflege neu und agil denken

Weiherhammer. “Pflege neu denken und anders organisieren. Wie soll das funktionieren?“ Eine wichtige Frage für die Zukunft der pflegerischen Berufe. Zum Abschluss ihrer Ausbildung sind die frisch examinierten Gesundheits- und KrankenpflegeschülerInnen der NEW Life – Akademie aus Neustadt/WN mit ihrer Lehrerin Rita Zanner nach Weiherhammer gekommen, um das Projekt „Agil leben im Alter“ (ALIA) der Lars und Christian Engel (LUCE) Stiftung kennenzulernen.

ALIA Weiherhammer Pflegekräfte
Frisch examinierte Krankenpflegeschüler und -schülerinnen informieren sich über das Projekt ALIA. Dr. David Rester (links außen), Gesundheits- und KrankenpflegeschülerInnen und Rita Zanner (erste Reihe rechts). Bild: LUCE Stiftung/Theresa Sittl.

Projektleiter Dr. David Rester und Projektmitarbeiterin Theresa Sittl gaben den Berufseinsteigern einen Überblick über die angestrebte künftige agile Organisation der Pflege in der Gemeinde Weiherhammer, für Menschen die zu Hause oder – nach Fertigstellung der Gebäude – auf dem ALIA-Areal leben werden. So sollen beispielsweise Pflegeteams entstehen, die sich hierarchiefrei organisieren, selbstverantwortlich Arbeitszeit gestalten, ausschließlich digital dokumentieren und sich regelmäßig fortbilden. Fester Stundenlohn und wenig Bürokratie sind weitere aussagekräftige Merkmale einer agilen Pflegeorganisation.

Ein Ziel ist, solche Pflegeteams kontinuierlich und in Kooperation mit etablierten Pflegediensten und Pflegepersonen aus der Gemeinde in Weiherhammer zu installieren. Voraussetzung für gute Pflege ist die Zufriedenheit aller Beteiligten in der Versorgungspartnerschaft, zu der informelle Netzwerke wie Familie, Freunde, Nachbarn und formelle Netzwerke wie Hausarzt, Apotheke und Krankenhaus gehören.

Nachbarschaftspflege als Vorbild

Vorbild für das ALIA-Konzept ist ein ambulanter Pflegedienst in den Niederlanden, der Buurtzorg – übersetzt Nachbarschaftspflege – heißt. Jos de Blok, der Gründer des gemeinnützigen Unternehmens und Mitglied im ALIA-Kuratorium, hat 2007 zusammen mit nur wenigen Pflegepersonen ganz unkompliziert begonnen. Mittlerweile hat Buurtzorg mehr als 14.000 Mitarbeiter in der Pflege, die in etwa 1.000 selbst organisierten Teams vor Ort oder in einem Quartier Gesundheitsförderung, Prävention, Hilfe und Pflege für ein gutes Altern organisieren. Buurtzorg wurde branchenübergreifend fünfmal in Folge zu einem der beliebtesten Unternehmen in den Niederlanden gewählt.

Die bisherige Umsetzung einer gemeindenahen Nachbarschaftspflege ist in Deutschland noch in den Anfängen, allerdings haben Ministerien, Krankenkassen und Träger von Pflege sowie Pflegepersonen bereits großes Interesse daran gezeigt. Die bisherigen Gespräche im Projekt ALIA dazu sind jedenfalls vielversprechend.

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