Pilgerreise der Pfarrei St. Josef nach Polen verbindet Glaube und Geschichte
Weiden. Eine Pilgerreise führte die Pfarrei St. Josef unter Begleitung Dr. Matthias Kneips nach Polen, wo historische und spirituelle Orte besucht wurden.
Von Kaplan Wolfgang Weyer
Gleich im Anschluss an die feierliche Fronleichnamsprozession machte sich eine Reisegruppe unserer Pfarrei St. Josef mit dem Bus auf den Weg nach Polen – begleitet vom renommierten Schriftsteller und Polenkenner Dr. Matthias Kneip, der uns das Nachbarland auf kenntnisreiche, unterhaltsame und zutiefst berührende Weise nahebrachte.
Erste Station: Breslau (Wrocław). Die niederschlesische Kulturmetropole begrüßte uns mit ihrem farbenfrohen Marktplatz, dem eindrucksvollen Rathaus, der ehrwürdigen Universität und der romantischen Sandinsel. Auf der Dominsel, dem Sitz der Bischöfe von Breslau, bestaunten wir ein Ensemble einzigartiger sakraler Architektur, allen voran die Breslauer Kathedrale.
Breslau ist geprägt von bedeutenden deutschen Persönlichkeiten, deren Spuren wir nachgingen: Joseph von Eichendorff, Dietrich Bonhoeffer und besonders Edith Stein, die Patronin Europas. Im Elternhaus der heiligen Edith Stein feierten wir in großer Dankbarkeit die Heilige Messe – ein spiritueller Höhepunkt gleich zu Beginn.
Ein weiterer geistlicher Höhepunkt war der Besuch des berühmten Paulinenklosters Tschenstochau (Częstochowa), Heimat des Gnadenbildes der Schwarzen Madonna, das seit Jahrhunderten Ziel von Millionen Pilgern ist. Wir feierten die Heilige Messe in der Kapelle Johannes Pauls II., erfüllt von der Atmosphäre tiefen Glaubens, die diesen Ort ausstrahlt.
Krakau – die heimliche Hauptstadt Polens
In Krakau, das seit 1978 zum UNESCOWelterbe gehört, tauchten wir ein in eine Stadt voller Geschichte und Glauben. Vom pulsierenden Marktplatz mit der majestätischen Marienkirche und dem weltberühmten Veit-Stoß-Altar über die Kathedrale auf dem Wawel, bis hin zum Stadtteil Kazimierz, dem ehemals jüdischen Viertel, das heute als kulturelles Gedächtnis Polens gilt – jede Gasse war ein Fenster zur Vergangenheit. Der Sonntagsgottesdienst führte uns in die Kirche St. Barbara, die geistliche Heimat der deutschen Gemeinde in Krakau – ein Moment lebendiger Gemeinschaft über Grenzen hinweg.
Der Besuch der Gedenkstätten von Auschwitz und Birkenau war erschütternd und notwendig. Dort, wo Millionen Menschen ermordet wurden, wo Maximilian Kolbe sein Leben für einen Mitgefangenen hingab und Edith Stein (Theresia Benedicta vom Kreuz) den Märtyrertod starb, wurde uns das Evangelium der Liebe Gottes in seiner tiefsten Ernsthaftigkeit bewusst. Am Nachmittag besuchten wir Harmeze, das Franziskaner-Zentrum des hl. Maximilian Kolbe. Nach der Heiligen Messe besichtigten wir die Ausstellung eines Auschwitz-Überlebenden – still, verstörend, eindrucksvoll.
Am letzten Tag besuchten wir das Zentrum von Johannes Paul II. und feierten dort die Heilige Messe. Danach folgte ein Besuch der eindrucksvollen Basilika der Barmherzigkeit Gottes, bevor wir zum Bernhardinerkloster Kalwaria Zebrzydowska weiterfuhren – ein Ort des stillen Gebets und ein würdiger Abschluss dieser tief bewegenden Reise. Es war eine wunderbare, ergreifende Reise in ein Land, das vielen von uns fremd war – und doch so reich an christlichem Geist, an leidvoller Geschichte und an Hoffnung.
Dr. Matthias Kneip, einer der bekanntesten Mittler polnischer Kultur in Deutschland, hat uns mit viel Herz und Tiefgang durch diese Tage begleitet. Er ließ uns nicht nur sehen, sondern verstehen – wie sehr Polen und Deutschland, wie sehr unsere Geschichte und unsere Kirche miteinander verbunden sind. Gerade durch Persönlichkeiten wie Johannes Paul II. und viele polnische Würdenträger ist Versöhnung, geistliche Erneuerung und europäische Einheit möglich geworden. Diese Geschichte sollten wir kennen. Und weitertragen.
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