Pleystein probiert’s aus: Macht JAMI bayernweit Schule?

Pleystein. Landschulen bekommen den demografischen Wandel besonders zu spüren. Zum Teil können keine Klassen mehr gebildet werden. JAMI könnte es richten. Die Zottbachtal-Mittelschule Pleystein ist dabei.

Rektor Gerhard Steiner konnte Pleysteins Bürgermeister Reiner Rewitzer, Staatssekretärin Anna Stolz und dem Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt (von links) von einem rundum gelungenen JAMI-Modellversuch berichten. Foto: Heiner Stöcker

Der demografische Wandel macht den Schulen zu schaffen. Es gibt immer weniger Nachwuchs. Auch an der Zottbachtal-Mittelschule in Pleystein musste man sich etwas überlegen. „Wir hätten heuer keine fünfte Klasse zusammengebracht“, erzählt deren Leiter Gerhard Steiner. Der Rektor und die Stadt Pleystein bewarben sich daher um die Aufnahme ins nagelneue JAMI-Programm. Und das Kultusministerium stimmte zu: Pleystein beherbergt eine von bayernweit elf Einrichtungen, in denen Fünft- und Sechstklässler gemeinsam die Schulbank drücken.

Keine Chance auf eine fünfte Klasse

Steiner schildert die Situation zum Start des Schuljahrs im September 2022: Insgesamt 15 Viertklässler wären in die nächste Jahrgangsstufe aufgerückt. Fünf davon, allesamt aus der Grundschule Waidhaus, wechselten aber lieber nach Vohenstrauß. Nur die zehn Pleysteiner „Eigengewächse“ blieben, selbstverständlich freiwillig. Doch damit lässt sich noch lange keine Klasse bilden. JAMI war die Lösung.

Hinter dem Kürzel verbirgt sich das Programm „Jahrgangsübergreifendes Lernen in der Mittelschule.“ Laufzeit: vier Jahre. Dann wird Bilanz gezogen. Außer Pleystein macht in der Oberpfalz nur noch Regensburg mit. „Ich war anfänglich skeptisch“, gibt Steiner ehrlich zu. Nur allzu gerne wird bei Pilotschulen lautstark der Lobgesang angestimmt. Die Realität sehe aber in manchen Fällen dann ganz anders aus, so Steiner. Doch er musste sich bei JAMI tatsächlich eines Besseren belehren lassen. „Ich bin wirklich begeistert“, freut er sich. Die Erfahrungen nach einem halben Projektjahr: durch die Bank positiv.

Lernwerkstatt und Projektarbeit

Bei Fächern wie Mathematik oder Deutsch, die in beiden Jahrgangsstufen gleiche Lerninhalte haben, findet zunächst gemeinsamer Frontalunterricht statt. Danach werden im Rahmen des sogenannten offenen Unterrichts gemeinsam die Lernwerkstatt besucht oder in kleinen Gruppen Projektaufgaben gelöst. Nur bei Englisch gehen die Fünft- und Sechstklässler getrennte Wege. „Dafür ist der Unterschied, etwa beim Wortschatz, zu groß“, weiß Steiner. Auch kein Problem: Es gibt nach wie vor ja zwei Klassenzimmer, die mit einer Tür verbunden sind. Dazwischen liegt der Materialraum.

Verantwortungsbewusstsein wird gesteigert

Das Schöne dabei: Die Sechstklässler greifen ihren jüngeren Schulkameradinnen und -kameraden wie selbstverständlich unter die Arme. Und die Fünftklässler freuen sich über die Unterstützung der „Großen“. „Die Schüler werden selbstständiger und entwickeln mehr Verantwortungsbewusstsein“, hat der Schulleiter schon ausmachen können.

Dass sich Sechstklässler möglicherweise unterfordert fühlen könnten, findet er keineswegs. „Sie können so den erlernten Stoff wiederholen, das schadet nicht.“ Die Statistik gibt ihm recht. Mehr als die Hälfte der Sechstklässler hat sich für den M-Zug qualifiziert. „Das ist eine gute Quote“, findet der Rektor. Dass alles so super klappt, liegt natürlich auch den Lehrern selbst. „Wir haben mit Kristin Meier eine äußerst engagierte Kollegin, die sich mit diesem Kombiklassen-Modell voll identifiziert“, freut sich ihr Chef.

Staatssekretärin informierte sich

Jetzt machte auch die bayerische Kultusstaatssekretärin Anna Stolz, gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten und Bildungsausschussvorsitzenden im Maximilianeum, Tobias Gotthardt, einen Abstecher nach Pleystein und informierte sich über den Modellversuch. „Ich bin ehrlich begeistert“, freute sich die Politikerin nach der Stippvisite. In ihren Augen sei JAMI nicht nur ein pädagogisch zukunftsträchtiges Konzept. Es stärke auch den ländlichen Raum und bietet eine Möglichkeit, die Schulen auch in der Fläche zu erhalten.

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