Pleystein trauert um Lieselotte Hartwig

Pleystein. Die Stadt verliert in wenigen Wochen zwei besondere Menschen. Lieselotte Hartwig war Gastgeberin, Köchin und Wirtin aus Leidenschaft - und wird schmerzlich vermisst.

Letzter Abschied in Pleystein von Lieselotte Hartwig. Bild: Walter Beyerlein

Am 16. Juli 2021 verstarb Lieselotte Hartwig, Seniorchefin des Hotels „Regina“. Die Verstorbene wurde am 15. November 1956 als viertes von fünf Kindern der Eheleute Albert und Loni Stahl in Vöslesrieth geboren. Im Trauergottesdienst am Dienstagnachmittag beschrieb Stadtpfarrer Pater Hans Ring das Leben der Verstorbenen.

Familie schweißt zusammen

Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern und ihren beiden Brüdern verbrachte sie ihre Kindheit im elterlichen Anwesen. Dort lernte die junge Lieselotte schon früh, dass nur mit familiärem Zusammenhalt und mit außergewöhnlichem Fleiß ein bäuerlicher Betrieb die wirtschaftliche Existenz der Familie sichert. Das bewahrheitete sich im Besonderen als Vater Albert Stahl schwer erkrankte und dessen Arbeitskraft auf die anderen Familienmitglieder aufgeteilt werden musste.

Das war eine echte Herausforderung, die die Familie zusammenschweißte und soziale Gesinnung offenbarte. Nach der Schulzeit in Pleystein begann Lieselotte Stahl in Weiden eine Lehre als Einzelhandelskauffrau mit nachfolgendem erfolgreichem Abschluss, so dass sie vom Ausbildungsbetrieb übernommen wurde.

Die Liebe wächst

Schon seit ihrer Schulzeit kannte sie Josef Hartwig, den Gastwirtssohn aus Pleystein. Aus diesem „sich kennen“ wurde Liebe, im Jahr 1977 schlossen Josef Hartwig und Lieselotte Stahl den Bund fürs Leben. Damit begann für Lieselotte Hartwig auch ein neuer beruflicher Lebensweg: Ihrem Mann Josef zuliebe schulte sie zur Hotel- und Gaststättengehilfin und zur Köchin um, um sich im Familienbetrieb mit Können und Arbeitskraft voll einbringen zu können. Gern nahm sie weite Wege zu ihren Ausbildungsstätten in Kauf.

Aus der Ehe gingen die Kinder Winfried, Renate, Doris und Thomas hervor, deren menschliche, schulische und berufliche Entwicklung sie verständnisvoll und konsequent begleitete. Als Ehemann Josef den elterlichen Betrieb übernahm, konnten sie zwei Kinder schon unterstützen.

Immer bedacht auf Qualität

Zuverlässigkeit und Qualität in Hotel, Gaststätte und Metzgerei wurden bei Lieselotte Hartwig groß geschrieben, zusammen mit dem unermüdlichen Engagement der jetzt Verstorbenen, sicherte sich der Familienbetrieb damit viele Stammkunden. Doch Lieselotte Hartwig bevorzugte es, im Hintergrund zu sein, ihr Arbeitsplatz war die Küche.

Und wenn alle Gäste versorgt waren, zog sie sich lieber zurück, um für den nächsten anstrengenden Tag wieder ausgeruht und fit zu sein. Das war möglich, weil sie sich auf engagierte und gut ausgebildete Mitarbeiter verlassen konnte.

Das Ziel stets harmonisch und gut mit allen Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, verlor sie nie aus den Augen. Mit viel persönlichem Einsatz ermöglichte Lieselotte Hartwig ihren Gästen echten Urlaubsgenuss. Die Anerkennung ihrer Leistungen und die erfolgreiche Weiterentwicklung des Betriebes waren immer wieder neuer Ansporn.

Schicksalsschläge treffen hart

Leider konnte sich Lieselotte Hartwig viel zu wenige Jahre über ihre Kinder, Schwiegerkinder und ihre drei Enkelkinder freuen. Im März 2019 erhielt Ehemann Josef eine niederschmetternde Diagnose über eine schwere Erkrankung, die viele Pläne zunichte machte. Doch das Schicksal schlug nochmals zu, auch Lieselotte Hartwigs Diagnose war ebenso niederschmetternd. Als sich bei Lieselotte Hartwig eine Hoffnung auf eine Verbesserung des Gesundheitszustandes abzeichnete, ging es Ehemann Josef zusehends schlechter. Genau vor vier Wochen, auf den Tag der Beisetzung von Lieselotte Hartwig bezogen, verstarb Ehemann Josef Hartwig. Danach veränderte sich auch der Gesundheitszustand Lieselotte Hartwigs zusehends, ein Klinikaufenthalt wurde notwendig, die Aussagen der Ärzte waren für die Familie niederschmetternd.

Familie und Pleystein trauern

Am 16. Juli 2021 verstarb Lieselotte Hartwig. Doch das Schicksal und den Schmerz in Worte zu fassen, ist nicht möglich. Mit ihr verliert die Familie eine Tochter, Mutter, Schwiegermutter, Oma und Schwester, die Stadt Pleystein eine Persönlichkeit, die viel für das Ansehen der Stadt geleistet hat.

„Da fehlen einem die Worte, wenn innerhalb kürzester Zeit vier Kindern der Vater und die Mutter genommen werden, wenn eine Familie über Wochen und Monate soviel Schmerz erleiden musste – dann ist es auch für mich schwer Worte zu finden“ – so leitete Bürgermeister Rainer Rewitzer seinen Nachruf auf Lieselotte Hartwig, die so wie sich das Pleysteiner Stadtoberhaupt auch ausdrückte, für alle schlicht „die Lotte“ war.

Ein “Stück Geborgenheit” geht verloren

Mit dem Tod von Lotte Hartwig habe die Stadt ein Stück Geborgenheit verloren. „Wir haben mit Lotte eine Gastgeberin, Köchin und Wirtin verloren, die wir alle schmerzlich vermissen werden. Die Stadt sei traurig darüber, dass beide Wirtsleute, Josef und Lotte, so schnell sterben mussten, sagte Rainer Rewitzer. „Die Stadt Pleystein sagt danke für ihre Gastfreundschaft, wir werden sie in ewigem Gedenken bewahren“.

Altbürgermeister Johann Walbrunn nannte es unfassbar, was mit dem Tod von Josef Hartwig und jetzt Lotte Hartwig geschehen ist. Die Gäste egal welcher Herkunft haben sich bei Lotte wohl gefühlt, sagte Walbrunn. „Sie war ein Eckpfeiler in der Gastronomie, sie fehlt uns im Pleysteiner Tourismus“.

Der Verstorbenen müsse der Dank gezollt werden, immer für die Stadt, die Vereine und Touristen da gewesen zu sein. „Was uns bleibt ist die Erinnerung tief im Herzen“. Der Altbürgermeister Johann Walbrunn sprach für die Pleysteiner Vereine und Organisationen, die mit Lotte Hartwig besonders eng verbunden waren – auch für die ehemaligen Schulkameradinnen.

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