Polizeiinspektion Nabburg: So viel Frauenpower gibt es wohl nirgends in Bayern

Nabburg. Mit Dienstellenleiterin Sabine Roidl und ihrer Stellvertreterin Marion Zenger haben zwei Frauen das Sagen. Das wirkt sich auch positiv auf das Arbeitsklima aus.

Frauenpower bei der Polizeiinspektion Nabburg: Dienststellenleiterin Sabine Roidl (links) und ihre Stellvertreterin Marion Zenger. Foto: Theo Kurtz

Weibliche Führungskräfte sind bei der bayerischen Polizei dünn gesät. Nur acht Prozent aller Inspektionen werden im Freistaat von Frauen geleitet. Sabine Roidl ist eine von ihnen. Seit März vergangenen Jahres ist die Erste Polizeihauptkommissaren Chefin in Nabburg. Mit Hauptkommissarin Marion Zenger ist auch der Stellvertreter-Posten mit einer Frau besetzt. Mit dieser weibliche Doppelspitze sind die Nabburger in der weiß-blauen-Inspektionslandschaft wohl einmalig.

Amtszimmer mit persönlicher Note

Die weibliche Handschrift fällt auf, auch schon im Arbeitszimmer. Sabine Roidl hat es nach ihrem eigenen Geschmack ein bisserl gestaltet. Ein paar Figuren hier, ein paar Dekostücke dort. Eine Kaffeemaschine darf nicht fehlen. Auf dem Besprechungstisch steht immer eine Schale mit Gebäck oder anderen Süßigkeiten. Zettel mit coolen und lustigen Sprüchen hängen am PC. „Man verbringt ja viel Zeit in dem Raum. Da muss man sich ja auch wohlfühlen“, erzählt sie. Aber natürlich alles mit Augenmaß. Ein Dienstzimmer ist halt immer noch ein Dienstzimmer.

„Ich habe mich wohlgefühlt“

Bevor sie im Juli 2023 offiziell vom Polizeipräsidenten Thomas Schöniger in ihr Amt eingeführt worden war, war sie schon mal da. Ab April 2019 hatte sie kommissarisch die Inspektion für einige Zeit geleitet. Eine Frau als Chefin? Keine zweifelnden Blicke der männlichen Kollegen? Sie überlegt und schüttelt den Kopf: „Es hat gepasst, ich habe mich wohlgefühlt.“ Und auch die Chemie zwischen ihr und ihrer Stellvertreterin hat vom ersten Tag an gestimmt. Marion Zenger, die schon seit 2012 in Nabburg arbeitet, nickt. „Es wär nicht schlecht, wenn du wiederkommen würdest“, hatte sie damals der scheidenden Interimschefin gesagt, die als Leiterin des Präsidialbüros beim Polizeipräsidium Oberpfalz nach Regensburg zurückkehrte. Und Sabine Roidl kam zurück.

Frauenanteil liegt bei 20 Prozent

Etwa 34 Köpfe zählt die Nabburger PI-Mannschaft. 20 Prozent beträgt der Frauenanteil. Das kann sich für eine Landinspektion mehr als sehen lassen. Hat das vielleicht damit zu tun, dass hier eine Geschlechtsgenossin das Sagen hat? Das will Sabine Roidl gar nicht mal ausschließen. „Eine Frau führt eine Dienstelle anders, vielleicht auch empathischer“, ist sie überzeugt. Den persönlichen Lebensumständen der Kolleginnen und Kollegen wird auf jeden Fall viel Verständnis entgegengebracht.

Zum Beispiel, wenn kranke Kinder daheim betreut oder Eltern gepflegt werden müssen. „Wir versuchen immer eine Lösung zu finden“, erzählt die Dienststellenleiterin. Und es sind die kleinen Gesten, die gut fürs Betriebsklima sind. Die frischen Äpfel im Sozialraum oder, als kleines Dankeschön, die Schokolade an Ostern und Weihnachten.

Einzige Polizeiinspektionsleiterin in der Oberpfalz

Die 52-Jährige ist aktuell die einzige Polizeiinspektionsleiterin in der gesamten Oberpfalz. Und sie will mithelfen, dass sich das ändert. Nicht nur sie. Auch dem Präsidium in Regensburg ist es ein Anliegen, dass die Zahl der weiblichen Führungskräfte zunimmt. Daher beschäftigt man sich intern bereits intensiv damit, Hürden abzubauen und Lösungen zu entwickeln. Eine Erkenntnis bleibt trotzdem: „Es ist eine Herausforderung, die hohe Arbeitsbelastung und Erreichbarkeit unter einen Hut zu bringen“, sagt Sabine Roidl. Damit die große Verantwortung nicht abschreckt, werden im Präsidium bereits vorhandene Ideen und „Best Practice“-Beispiele auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft und bewertet.

Sabine Roidl und Marion Zenger würden am Ende immer wieder den Beruf einer Polizistin wählen und können daher jungen Frauen und Männern nur raten, sich zu bewerben. Denn beide sind überzeugt: „Einen spannenderen, abwechslungsreicheren und zukunftssicheren Beruf mit tollen Karrierechancen gibt es selten.“

Die Polizei-Karriere von Sabine Roidl

Sabine Roidl begann ihre Polizeikarriere im Oktober 1989 beim Bayerischen Landeskriminalamt in München und startete im März 1990 als sogenannte „Direkteinsteigerin“ in den gehobenen Polizeivollzugsdienst, mit dem Studium in Fürstenfeldbruck. Nach dem erfolgreichen Abschluss war sie beim Landeskriminalamt im Bereich der Prävention tätig.

Im Juli 1995 wechselte die Oberpfälzerin zum damaligen Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz und war elf Jahre lang dort unter anderem als Beauftragte für Frauen und Kinder und in diversen bayern- und deutschlandweiten sowie internationalen Arbeitsgruppen und Projekten tätig. Als Expertin für den Bereich Menschenhandel nahm Sabine Roidl an Sitzungen des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages teil. Im Rahmen des Personalauswahlprogramms für das Spitzenamt der dritten Qualifikationsebene (ehemals gehobener Dienst), war sie als stellvertretende Leiterin bei der Verkehrspolizei Amberg und für die organisierte Kriminalität beim Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz tätig.

Ab August 2006 folgte eine dreijährige Abordnung zum Polizeipräsidium München als Leiterin der Zentralstelle HEADS. HEADS steht für Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Straftäter und wurde zur damaligen Zeit neu eingerichtet. Während einer vierjährigen Sonderbeurlaubung war Roidl ab August 2009 als Leiterin des Büros des CSU-Generalsekretärs in der CSU-Landesleitung beschäftigt. Es folgten vielseitige Verwendungen. Sie gehörte dem Planungsstab für den G7 Gipfel an, der 2015 stattgefunden hat, war Kommissariatsleiterin bei der Kriminalpolizei für Zentralaufgaben Oberpfalz in Regensburg und Leiterin des Präsidialbüros beim Polizeipräsidium.

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