Premiere: In Weiden gibt es Deutschlands erste vollelektrische Baustelle

Weiden/Floß. Die Spezialtiefbaufirma Gollwitzer ist seit Ende April mit ihren elektrisch angetriebenen Maschinen auf der Bayernwerk-Baustelle in Weiden im Einsatz und schreibt damit bundesweite Geschichte.

Der mächtige Großdrehbohrer wird mit Strom angetrieben. Foto: Stephan Landgraf

Eine Baustelle fast ohne Lärm? Gibts tatsächlich. Die Spezialbaufirma Gollwitzer aus Floß machts vor. Die ist seit Ende April für das Bayernwerk in Weiden im Einsatz. Der Netzbetreiber modernisiert am Rand der Stadt sein Umspannwerk „Forst“.

Das Besondere dabei: Die Gollwitzer-Maschinen werden alle mit Strom angetrieben. Grundvoraussetzung dafür, dass die Firma bei dem sechs-Millionen-Euro-Projekt überhaupt zum Zuge gekommen ist. Denn die Baustelle ist lärmsensibel, die Wohnbebauung ist nur ein paar Steinwürfe entfernt, in den angrenzenden Naabauen brüten die Vögel. Lärmemissionen müssen daher auf ein Mindestmaß reduziert werden. Bayernwerk und Gollwitzer ist damit eine Deutschland-Premiere gelungen. Es ist wohl die erste vollelektrische Baustelle der Republik.

Innovativer Großbohrer von Liebherr

Im wahrsten Sinne überragendes Herzstück des innovativen Maschinenparks ist der Großbohrer des Schweizer Herstellers Liebherr. Das Umspannwerk steht in einem Überschwemmungsgebiet. Der Untergrund ist wenig tragfähig. Deshalb müssen Bohrpfähle in die Erde gerammt werden. So können die Lasten aus dem Gebäudedruck und der Bodenpressung in tiefere Bodenschichten abgeleitet werden.

Fast lautlos frisst sich das 59 Tonnen schwere Ungetüm ins Erdreich. Statt lautstark jede Stunde 200 Liter Diesel in die Luft zu blasen, schraubt sich der Großbohrer mit leisen 50 Kilowattstunden durch den Boden. „Alleine schon beim Energieverbrauch können wir deutlich Kosten einsparen“, betont der technische Leiter der Firma Gollwitzer, Manfred Brunner.

Gerät kann den ganzen Tag laufen

Dennoch: Die Anschaffungskosten für den Elektro-Liebherr, der als erster akkubetriebener Großdrehbohrer der Welt gilt, sind enorm: Sie sind doppelt so hoch, wie bei einem mit Dieselmotor ausgerüsteten Vergleichs-Gefährt. Doch auf lange Sicht zahlt sich die Investition aus.

Die Maschine kann gerade in besonders lärmempfindlichen Bereichen, wie etwa in Innenstädten, den ganzen Tag über laufen. „Sonst müssen wir bereits nach zwei, drei Stunden wieder aufhören“, sagt Brunner. Außerdem bemerkenswert: Außer dem Flosser Unternehmen verfügt im gesamten mitteleuropäischen Raum sonst niemand über diese Hightech-Maschine.

Bagger und Radlader mit E-Motoren

Fast lautlos angeschlichen haben sich auf die Baustelle der Minibagger ZE 85 von Kießl und ein Kramer-Radlader. Bei den Fahrzeugen sucht man einen Auspuff ebenso vergeblich. Komplettiert wird der E-Maschinenpark durch die Betonpumpe der Firma Putzmeister. „Würde die mit einem Verbrennermotor laufen, könnte man sich gar nicht unterhalten“, weiß Brunner.

So kann man, obwohl sie gerade mal wieder Frischbeton aus dem Mischer ansaugt und in einen Transportschlauch fördert, danebenstehen und in Zimmerlautstärke mit seinem Gegenüber plaudern. Die Kompressoren laufen ebenfalls mit Strom. Den stellt Bayernwerk zur Verfügung. Gollwitzer kann daher auf den Einsatz von Akkus verzichten. Aber nicht nur Lärm wird vermieden, auch die CO₂-Emissionen rauschen in den Keller. „In den vergangenen knapp vier Wochen haben wir so rund 30 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart“, erläutert Brunner.

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