Pressather Schule stellt sich Digitalisierungswettbewerb

Pressath. Tablets und Notebooks sind auch für den Schulunterricht sinnvoll und notwendig. Daher wird in der Grund- und Mittelschule über eine Anschaffung diskutiert.

Notwendigkeit und Nutzen der „digitalen Schule“ im Allgemeinen und der interaktiven Tafeln im Besonderen erläutert Claudio Michalik von der Beratungsfirma Eduxpert in der Schulverbandssitzung. Foto: Bernhard Piegsa

„Wir sollten dafür sorgen, dass jeder Schüler ein Computer-Endgerät zur Verfügung haben wird“, bekräftigte der Schulverbandsvorsitzende und Pressather Bürgermeister Bernhard Stangl in der Sitzung der Schulverbandsversammlung. Dabei sollten die Tablets und Notebooks ebenso wie die digitalen Tafeln die klassischen Schulbücher und Hefte nicht ersetzen, sondern als ergänzende Arbeitshilfen die Schulkinder mit der Informationstechnologie (IT) vertraut machen, ohne die jetzt und in Zukunft „nichts mehr gehen wird“.

Förderprogramm für Endgeräte

„Die Schulen in unserer Region stehen in einem Wettbewerb, vor allem die neue Kemnather Realschule wird ein Schrittmacher in Sachen IT werden, und die Schulen im Umkreis werden im Zugzwang sein, hier nachzurüsten“, appellierte Bernhard Stangl. Nicht zuletzt müsse man bedenken, dass der Nachweis einer soliden IT-Schulung ein Pluspunkt bei Bewerbungen sein werde. Mit Blick auf die Leihcomputer, die man für die Pressather Grund- und Mittelschule erwerben will, riet der Vorsitzende, sich in Abstimmung mit Lehrkräften und Elternbeirat „zügig und zielorientiert“ nach Finanzierungsoptionen zu erkundigen. Nach seiner Kenntnis sei ein Förderprogramm angekündigt, auch könne sich die Stadt beteiligen.

Eins-zu-Eins Ausstattung

Ziel solle sein, alsbald die Versorgung aller Schüler mit den Geräten zu gewährleisten. Aus Bernhard Stangls Sicht sollte eine finanzielle Beteiligung der Familien in Form von maßvollen Leasing- oder Mietentgelten nicht ausgeschlossen werden, damit die Geräte wertgeschätzt und pfleglich behandelt würden. Doch müsse man sozialverträglich vorgehen und dürfe die Belastungen durch steigende Energie- und Lebenshaltungskosten nicht aus dem Blick verlieren. Für eine „Eins-zu-eins-Ausstattung“ jedes Schülers mit einem Endgerät plädiere auch die Staatsregierung, ergänzte Claudio Michalik von der Regensburger IT-Beratungsfirma Eduxpert, mit der der Schulverband bei der Digitalisierung der Pressather Schule zusammenarbeitet: „Die Regierung möchte weg von den schulgebundenen Geräten und hin zur Ausstattung jedes Schülers mit einem persönlichen Gerät. Ob das ihm gehört, ein Leasinggerät oder ein von der Schule gestelltes Gerät ist, ist dabei zweitrangig.“

Vorbereitung auf digitale Gegenwart

Entscheidend sei lediglich, dass der Computer dem Schüler in vergleichbarer Weise „kontinuierlich, persönlich und jederzeit, nicht nur in der Projektstunde im Klassenzimmer“ zur Verfügung stehe „wie das eigene Geodreieck, der eigene Zirkel oder die eigenen Hefte“. Wie wichtig die frühzeitige IT-Schulung sei, zeigten neue Berufsbilder wie jenes des Elektronikers für Gebäudesystemintegration, der häusliche Netzwerke (Smart Homes) aufbaue: „In den Lehrplänen ist die Heranführung an die IT als Lernziel auch schon festgehalten, doch die meisten Schüler kommen in der schulischen Praxis noch kaum damit in Berührung.“ Auf Dauer blieben in der „Analogität“ verharrende Schulen, die sich der IT und damit der „Vorbereitung der Schüler für die digitale Gegenwart und Zukunft“ verschlössen, aber auf der Strecke: „Vor allem ländliche Kommunen würden dann viel an Lebensqualität verlieren.“

Medienführerschein für Schüler

Ergänzend zur informationstechnischen Modernisierung der Pressather Grund- und Mittelschule wird deshalb ein von Rektorin Ulrike Neiser und Konrektor Harald Popp vorgestelltes Medienkonzept den Schülern ein solides Fundament an Informationstechnologiekenntnissen im Sinne eines „Medienführerscheins“ vermitteln. In Medienbögen werde dokumentiert, welche Kenntnisse der Schüler erworben habe: „Diese Bögen stehen den Schülern auch für ihre späteren Stellenbewerbungen zur Verfügung.“ Die Richtlinien, auch für die Lehrkräftefortbildung und die begleitenden Informationen für Eltern, habe der Schulverbund Vier-Städtedreieck erarbeitet, Details legten die Schulen entsprechend ihrer technischen und personellen Ausstattung fest. „Die Schulen in Eschenbach, Grafenwöhr, Kirchenthumbach und Pressath folgen damit einer in den Lehrplänen vorgesehenen Verpflichtung“, merkte Ulrike Neiser an.

„Vize“ befremdet über Laptop-Nutzungsentgelt

Befremdet zeigte sich die Schulverbands-Co-Vorsitzende und Trabitzer Bürgermeisterin Carmen Pepiuk darüber, von den Familien ein Mietentgelt für die Schülercomputer einzufordern: „Wir erinnern uns sicher noch an die Diskussionen um das Kopiergeld, das wir letztlich wieder abgeschafft haben – und nun reden wir über Entgelte für Tablets.“ Versammlungsmitglied Anja Kirschsieper gab überdies zu bedenken, dass man den Computer wie ein Lehrmittel nutzen und voraussichtlich auch mit Schulbuchinhalten in digitaler Form bestücken werde: „Die Schulbücher waren bisher kostenlos, und deren Anschaffung in Papierform wird sich auf längere Sicht wohl erübrigen, sodass die Schule die Kosten hierfür spart.“ Auch unter diesem Aspekt sei das Computer-Mietentgelt als zusätzliche Belastung der Eltern fragwürdig. Claudio Michalik verwies darauf, dass der Freistaat Zuschussprogramme plane und ein entsprechender Pilotversuch an 250 Schulen bereits laufe: „Da wird jedes Gerät mit 300 Euro bezuschusst, nur für den darüber hinausgehenden Betrag von etwa 100 Euro müssen die Familien noch aufkommen.“ Möglicherweise wird es auch dafür noch eine Entlastung, etwa über die Steuererklärung, geben.

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