Prozess gegen Immobilienmakler beginnt – Schadenssumme auf 750.000 Euro angesetzt
Weiden. Am Montag, 2. Juni, beginnt am Landgericht Weiden der Prozess gegen einen 45-jährigen Immobilienmakler, der etliche Kunden, Freunde, Sportvereine betrogen haben soll. Der Schaden wird in der Anklageschrift auf eine Dreiviertel Million Euro beziffert.

Aktuell sind nach Auskunft von Landgerichtssprecher Florian Bauer 16 Prozesstage bis 8. Oktober angesetzt. Die ersten Termine sind am 2., 6., 13. und 27. Juni vorgesehen, jeweils ab 9 Uhr. Insgesamt sind laut Bauer etwa 30 Zeugen eingeplant. Der 45-Jährige wird vom Weidener Anwalt Oliver Plate verteidigt, zudem hat bei Gericht TV-Anwalt Stephan Lucas die Vertretung angemeldet. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Matthias Bauer. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Geschädigte sind laut Anklage auch zwei Sportvereine: der Eishockeyverein “Ice Tigers” Nürnberg und der Fußballclub SpVgg/SV Weiden. Bei den “Ice Tigers” soll ein Sponsoring-Volumen von 35.000 Euro vereinbart gewesen sein, bezahlt wurden 3.800. Bei der Spielvereinigung Weiden waren es etwa 60.000 Euro, von denen etwa die Hälfte geflossen sein soll.
Vorwurf: Kompagnon geprellt
Hauptgeschädigter ist nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft der frühere Kompagnon des Angeklagten. Ihm soll er vorgespiegelt haben, für den Kauf von Nato-Häusern einen Kredit zu benötigen. Für das Geld habe der Angeklagte aber keine Häuser gekauft. Er blieb dem Geschäftspartner mindestens 333.000 Euro schuldig, so die Anklage.
In die Anklage flossen letztlich elf Fälle des mutmaßlichen Betrugs ein. Bei den Geschädigten handelt es sich um Kunden, Angestellte, aber auch (damalige) Freunde des 45-Jährigen. Im Kern soll es wie folgt abgelaufen sein: Die Geschädigten wollten eine Kreditvermittlung für einen Hauskauf oder ein Immobilien-Invest. Der Angeklagte forderte dafür Eigenkapital ein, das er für sich selbst behielt.
Ein Freund schneller Autos
Warum? Um seinen “exzessiven Lebensstil” fortführen zu können, ist die Staatsanwaltschaft Weiden überzeugt. In Weiden kannte man ihn für seine Flotte an teuren Autos. Dabei war der gelernte Bankkaufmann schon weit vor den Taten (zwischen 2017 und September 2020) bis über beide Ohren verschuldet. Bereits mit Stichtag 31. Dezember 2016 betrug der Schuldenstand auf seinen Konten laut Staatsanwaltschaft über eine halbe Million Euro. Dazu kamen Verbindlichkeiten und Schuldanerkenntnisse in Höhe einer weiteren halben Million. Im August 2018 ordnete das Amtsgericht Weiden zudem einen Vermögensarrest von 516.000 Euro an.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Immobilienmakler vor Gericht steht. Im April 2022 verurteilte ihn das Amtsgericht Weiden zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten (ohne Bewährung). Damals ging es um Betrug an Spielern des Eishockeyvereins „Blue Devils“, deren Hauptsponsor er 2014 war. Die Masche: Als Versicherungsmakler schloss er Lebensversicherungen auf Spieler ab und kassierte Provisionen. Auf einen einzigen Stürmer liefen beispielsweise zwölf Versicherungen.
Die Strafe hat er nie abgesessen: Der Immobilienmakler legte Berufung ein; die Berufungsverhandlung zu diesem Verfahren am Landgericht Weiden steht bis heute aus. Das Verfahren ist nach Auskunft von Landgerichtssprecher Florian Bauer jetzt “hinzuverbunden” worden. Sprich: Diese Strafe kommt noch “on top”.
Seit März in U-Haft
An das Landgericht wird bei einer Straferwartung von vier Jahren aufwärts angeklagt. Der 45-Jährige befindet sich seit März 2025 in Untersuchungshaft.
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