Rasenmähen im Rehmühlbach: Nach 500 Jahren ausgetrocknet
Weiden. Seit Jahren führt der Rehmühlbach im Stadtteil Mooslohe kein Wasser mehr. Noch immer wird im Weidener Stadtrat diskutiert, wie man ihn retten könnte.
Immerhin floss der Bach über 500 Jahre durch den Westen der Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Rehmühlbach in Weiden-West von der Schweinenaab abgeleitet. Damals für den Betrieb der Rehmühle, weiß Stadtarchivar Dr. Sebastian Schott. Die Schweinenaab entspringt in Hammerles. Ihr Pegelstand hat sich in den letzten 30 Jahren nicht verändert (Statistik Wasserwirtschaftsamt). Und auch das Wehr, das zum Rehmühlbach ableitet, steht offen.
Es sind nach Einschätzung von Baudezernent Alkmar Zenger die Biber, die für das Austrocknen des Rehmühlbachs verantwortlich sind. Die Nager-Kolonie baut inzwischen Burgen und Dämme entlang der Deponie Weiden-West. Und leitet damit den letzten Rest Wasser zurück in die niedrigere Schweinenaab-Aue.
Für den Rehmühlbach bleibt nichts übrig. Schon ab den ersten Häusern Hinterm Rehbühl ist das Bachbeet zugewuchert. Der Bach speiste einst die Wohngebiete Rehbühl und Mooslohe mit Wasser für den Garten. Er fließt an Hohenstaufen-, Flur- und Mooslohstraße entlang, ehe er in einem Kanal in die Altstadt geleitet wird und im Flutkanal endet.
Anwohner erinnern sich gern, wie sie früher ihr Gießwasser im Rehmühlbach schöpften. “Wir haben alle Schöpfrecht”, erzählt ein Anrainer in der Mooslohstraße. Neben seinem Haus entstand vor sieben Jahren das Wohnbauprojekt “Wohnen am Rehmühlbach”. Schon damals witzelte man, dass es wohl eher “Wohnen ohne Rehmühlbach” heißen müsse. Letzte Woche kam der Bauhof zum Rasenmähen im Flussbett. Wer hier wohnt, dem ist klar: “Das wird nichts mehr.”
Variante II schon beschlossen, Umsetzung dauert Jahre
Der Bauausschuss entschied sich im September 2023 für die Variante II (Kosten 1,3 Millionen Euro), bei der die sichtbaren Bachteile bis zur Mooslohstraße erhalten bleiben. Die Anschlussleitung soll an den vorhandenen Mischwasserkanal angebunden werden. Die sanierungsbedürftigen Bachrohre in die Innenstadt werden mit Fließbeton verfüllt.
Nach Auskunft von Baudezernent Zenger wird es mehrere Jahre dauern, bis Variante II umgesetzt ist. Aktuell laufen die Genehmigungsplanungen. Danach wird das Wasserrechtsverfahren eingeleitet. Erst dann wird die Ausführungsplanung erstellt. Und schließlich kommt das Ganze noch einmal in den Bauausschuss zum aktuellen Abgleich. Günstiger wäre Variante III gewesen (700.000 Euro): die Trockenlegung. Teuer und wenig sinnvoll war Variante I: eine Sanierung der Rohre in die Innenstadt (2,2 Millionen Euro).
Erneute Diskussion im Bauausschuss
Im Bauausschuss kommen erneut Emotionen hoch. Heiner Vierling (CSU) will “eine klare Antwort”: “Kann man den Bach richten und was kostet das?” Der Bach wäre doch ein kühlendes Element. Helmut Schöner (die Basis) hat sich die Situation angesehen: “Der Biber baut einen Querdamm in den Rehmühlbach – und das Wasser fließt wieder in die Schweinenaab zurück.” Er sei “sehr dafür, dass wir da etwas machen” und regt die Untertunnelung mit (bissfesten) Rohren an.
Man müsste meinen, dass der Biber bei diesen Regenmengen längst ersoffen wäre. Stefan Rank (Bürgerliste)
Stefan Rank (Bürgerliste) fragt sich, wo das Wasser hin ist. Früher wurde in der Schindler-Säge in der Mooslohstraße mit dem Rehmühlbach ein Kraftwerk betrieben. “Man müsste meinen, dass der Biber bei diesen Regenmengen längst ersoffen wäre.” Rank will noch einmal eine Begehung: “Die Bürger drängen: Sie wollen Wasser haben.” Die Realität sieht anders aus, sagt Gerald Bolleiniger (SPD): “Keine Chance. Der Bach ist seit Jahren ohne Wasser.”
Schweinenaab: der nächste Patient
Jedem Interessierten sei eine Radtour entlang des ausgetrockneten Rehmühlbachs empfohlen (Verlauf siehe Bayernatlas). Es würde sich auch gleich ein Abstecher zur parallel verlaufenden Schweinenaab durch das Viertel Merklsteig anbieten. Denn auch da muss man kein Prophet sein: Die Schweinenaab ist aktuell ein stehendes Gewässer.
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