Rathaussturm in Pressath: Von Athleten und Bürokraten
Pressath. Beim Rathaussturm scheitern Fußballer, Boxer, Footballer und sogar das Schwimmteam. Erst eine Bürokratin schafft es Bürgermeister Bernhard Stangl aus dem Rathaus zu treiben. Ein Schauspiel des PFV mit einem Augenzwinkern.
Hunderte Schaulustige tummelten sich auf der Hauptstraße vor dem Rathaus. Der Grund war ganz einfach: Mit dem 11.11. stand der Faschingsbeginn an und der Pressather Faschingsverein (PFV) wollte seine Regentschaft übernehmen. Aber Bürgermeister Bernhard Stangl hatte sich verbarrikadiert und verwehrte den Einlass.
Dominik Kormann wollte dies aber nicht so einfach akzeptieren. Deshalb engagierte er getreu dem Motto des Faschingszugs „Es lebe der Sport“ Athleten, die die Rathauspforte knacken sollten. Den ersten pfiff gleich seine Frau und Schiedsrichterin Verena herbei: Ein Football-Spieler sollte das Tor tackeln und zum Einsturz bringen. Doch fehlte ihm die Wucht und er prallte ab.
Boxer und Fußballer
Danach war es Zeit für noch mehr Gewalt: Ein Boxer sollte mit einem Schlag das Tor aufbrechen. Trotz Novemberwetters mit winterlichen Temperaturen trat dieser oberkörperfrei vor das Rathaus und die Menge. Doch alle Kraft half nicht und so sagte Dominik Kormann ernüchtert: „Die Tür leistet ganz schön Widerstand, gegen diese geballte Hand.“ Der Bürgermeister lachte nur und warf Schokoriegel zur Stärkung zum Fenster hinaus – ganz zur Freude der Kinder.
Anschließend sollten zwei Fußballerinnen die Pforte aufschießen. Doch während die Erste zum Schuss ausholte, machte die Zweite in schönster Neymar-Manier eine Schwalbe. Da konnte Schiedsrichterin Verena Kormann nicht aus ihrer Haut und zeigte beiden die Rote Karte. Ihr Mann war nicht überrascht: „Ich weiß gar nicht, wie ich das den Leuten etz soch: Die beiden kommen aus Dießfurt und Schwazaboch.“
Wenn es durch die Türe nicht geht, dann vielleicht durchs Fenster? Eine Stabhochspringerin verkündete, sie könne über zwei Meter springen. Sie legte ihren Meterstab auf den Boden – und hüpfte darüber. Politisch sagte sie. „Die, die hoch springen, haben alle Angst, so tief wie die SPD zu fallen, und dann von der CSU aufgefangen zu werden.“
Bürgermeister hört auf Offizielle
Das Pressather Olympia-Schwimmteam sollte es schließlich richten. Aber sie sahen keine Möglichkeit, es sei denn, es regne vom Dach hinein – eine Anspielung auf das undichte Dach der Stadthalle im Vorjahr. Bei Dominik Kormann kam langsam Verzweiflung auf: „Wir hätten noch den Bogensport. Aber wenn’s blöd läuft, wird’s zum Mord.“
Doch auch ein Bürgermeister folgt, wenn die Bürokratie ruft. Zum Schluss kam eine Offizielle an und haute auf den Putz: „Ich bin die Beauftragte für Olympia, FIFA, UEFA, DJK, TSV, BLSV und natürlich den Bundesjugendspielen. Wettkämpfe darf es nicht mehr geben, somit erkläre ich alle zu Siegern.“ Und an den Bürgermeister gerichtet sagte sie: „Du kommst jetzt schleunigst runter und verteilst als Vertreter der Stadt mal schön die Teilnahme-Urkunden.“
So blieb Stangl nichts anderes übrig, als das Rathaus zu öffnen und an Faschingspräsidenten Martin Reis den Schlüssel und die Stadtkasse zu übergeben.
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