Raubüberfall Neuhaus: DNA des Angeklagten auf der Innenseite des Klebeband
Weiden. Es ist der einzige Beweis. Aber er ist unbestechlich. Im März 2023 waren in Neuhaus ein Autohändler und seine Partnerin überfallen worden. Ihr wurde der Mund zugeklebt. Auf der Innenseite des Klebebandes sicherte die Kripo Weiden eine perfekte DNA-Spur. Sie gehört zu Vladislav G. (34), der jetzt auf der Anklagebank sitzt.
Am Landgericht Weiden wird seit Montag der Raubüberfall auf den Autohändler und seine Frau verhandelt. Am Donnerstag, dem zweiten Verhandlungstag, steht die Spurensicherung im Mittelpunkt. Das Kommissariat 7 der Kripo Weiden hat am Tatort und an den Opfern über 100 Spuren gesichert. Mit Wattetupfern und Klebestempeln wurden Safe-Schlüssel, Kleidung, Türklinken, Vitrinen, das Geländer zum Schafstall, ja sogar die Nase des Autohändlers bearbeitet.
Ergebnis: 100 Spuren, ein verdächtiges DNA-Muster
Das Landeskriminalamt in München untersuchte die 100 Spuren. Die meisten Spuren stammten von dem überfallenen Paar. Zwei nicht. Es handelte sich dabei um eine identische DNA, gesichert an der Innenseite von Panzertape. In der europäischen DNA-Datenbank kam es zum Treffer aus Tschechien: Hier war Vladislav G. vor Jahren nach einem Landfriedensbruch registriert worden. Im Frühjahr 2024 ging er der Polizei in Belgien ins Netz.
Seither sitzt er in U-Haft in Weiden, seit Montag vor dem Landgericht. Der Mann, keine 1,60 Meter groß und bärtig, schweigt. Sein Anwalt Adam Zurawel redet umso mehr. Zielrichtung: Er sät Zweifel am überfallenen Autohändler (wie schon am ersten Verhandlungstag). Anfangs hatte die Kripo auch in Richtung Versicherungsbetrug ermittelt, weil die Wertsachen im Safe erst wenige Wochen zuvor versichert worden waren. Dieser Verdacht ist vom Tisch.
Am Donnerstag kündigt der Verteidiger des Moldawiers trotzdem Beweisanträge an, die auf die Glaubwürdigkeit des Überfallenen abzielen. Nach der Berichterstattung vom ersten Prozesstag habe er einen Anruf bekommen. Der Informant habe ihm Hinweise zu dem Autohändler gegeben, die er überprüft haben will. Das Verfahren wird daher am 4. Dezember fortgesetzt. Die Verteidigungsstrategie des Nürnberger Anwalts geht Oberstaatsanwalt Peter Frischholz zunehmend auf die Nerven. „Ich möchte mit Ihnen hier nicht die Zeit bis Weihnachten verbringen.“ Zurawel stelle manche Fragen sechs Mal.
Verteidiger zweifelt an Qualifikation des LKA
Ein Kriminalhauptkommissar der Spurensicherung aus Weiden beschreibt am Donnerstag den Tatort. „Es sah wüst aus.“ Großes Durcheinander in den Zimmern. Eine Vitrine stand offen. Schmutz auf Bett und Fensterbrett – die Opfer gaben an, beim Schafstall zu Boden gebracht und ins Haus geschleppt worden zu sein. An ihrer Kleidung klebte Erde. Das K7 sicherte über 100 Spuren, die ans LKA gingen.
Der Experte des Landeskriminalamtes bezeichnet die zwei gesicherten DNA-Muster als „exakte Treffer“. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 44,7 Milliarden gehören sie zum Angeklagten. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.“ Auch hier kann sich Verteidiger Zurawel eine überflüssige Frage nicht ersparen. Er fragt nach der Qualifikation: „Haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?“ Der LKA-Experte ist promovierter Biologe und seit über zwölf Jahren DNA-Sachverständiger.
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