Raubüberfälle wie am Fließband: Voller Terminkalender am Landgericht Weiden

Weiden. Dem Landgericht Weiden steht ein heißer Herbst/Winter ins Haus. Verhandelt werden Raubüberfälle in Grafenwöhr, Pressath, Weiden, Neuhaus und Kohlberg.

Auch die Fälle von Straßenraub in der Weidener Innenstadt vom Jahresanfang werden noch heuer verhandelt. Symbolfoto: pixabay

“Rio-Raub 3.0”: Ab Donnerstag, 26. September

Den Auftakt macht am Donnerstag, 26. September, ab 9 Uhr das Verfahren gegen zwei weitere Täter eines Raubüberfalls auf ein Ehepaar in Grafenwöhr 2016. Es ist bereits der dritte Prozess nach dem sogenannten „Rio-Raub“, benannt nach der früheren Kneipe des überfallenen Ernst W. (damals 89) und seiner Frau Luise (80). Beide sind inzwischen verstorben.

Vier Männer haben nach Überzeugung der Justiz den Überfall verübt. Ab Donnerstag werden nun zwei Männer im Schwurgerichtssaal vorgeführt, die erst jetzt ins Netz gingen. Vadim C. (55) und Oleg B. (47) stammen aus Transnistrien, dem abtrünnigen Landesteil von Moldawien, in dem der Staat keinen Zugriff hat. Ihre DNA war am Tatort sichergestellt worden, es bestand ein europäischer Haftbefehl. Im Frühjahr 2024 konnten sie beim Grenzübertritt von Moldawien nach Rumänien durch die rumänische Polizei festgenommen werden.

Aktuell sind fünf Prozesstage veranschlagt (26. September, 9., 15., 16. und 18. Oktober). Die 1. Strafkammer ist mit Richter Peter Werner und Florian Bauer plus Schöffen besetzt. Verteidiger sind Matthias Haberl und Rouven Colbatz.

Ihre zwei Mittäter sind schon abgeurteilt: 2018 war der mutmaßliche Anführer Viktor C. zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. 2020 gab es für Oleksandr M. 7,5 Jahre Gefängnis. Letzterer ist als Zeuge geladen. Viktor C. dagegen nicht: Er ist inzwischen in die Ukraine abgeschoben worden.

Überfall auf Schmuckhändler in Pressath: Prozess ab Montag

Ab Montag, 30. September, 9 Uhr, steht die juristische Aufarbeitung des Überfalls auf ein Juweliergeschäft in Pressath an. Den drei Männern (32, 34 und 39) mit Wohnsitz in Franken wird gleichzeitig ein Einbruch in ein Wohnhaus in Fuchsmühl angelastet. In Pressath sollen zwei der Angeklagten (34 und 39) den Schmuckladen erst ausgespäht haben. Der Jüngere soll dann den Besitzer mit einer Schreckschusspistole bedroht und ausgeraubt haben.

Aus dem Tresor wurde Schmuck im Wert von 57.000 Euro entwendet. Mehrere Zeugen störten den Überfall: erst die Schwester des Juweliers mit ihren Kindern, dann ein Passant, der sich bei der Flucht an die Fersen des Täters heftete. Die Polizei Eschenbach nahm das Duo kurz Zeit später in einem Wald bei Pressath fest.

Der Prozess vor der 1. Strafkammer ist nach Auskunft von Landgerichtssprecher Florian Bauer auf voraussichtlich drei oder vier Verhandlungstage angesetzt (30. September, 1., 2. und 8. Oktober, Beginn jeweils 9 Uhr).

Handyraub mit Messer in Weidens Innenstadt: nicht öffentlich

Vor der Jugendkammer wird der Prozess wegen Handy-Raubs mit Messern in der Weidener Innenstadt stattfinden. Einer der Angeklagten ist Jahrgang 2007 und war zur Tatzeit 16 Jahre alt. Obwohl der Jugendliche beteiligt ist, wird die Verhandlung nach Auskunft von Landgerichtssprecher Florian Bauer dennoch grundsätzlich öffentlich stattfinden. Grund: Die drei irakischen Mittäter sind 18, 23 und 34 Jahre alt. “Ein Ausschluss ist aber möglich, wenn es im Interesse der Erziehung des Jugendlichen geboten wäre.”

Es geht um drei Delikte des Straßenraubs, die im Januar und Februar 2024 verübt wurden. Im ersten Fall war einem 41-Jährigen auf dem Weg von der Wörthstraße in Richtung Stadtmühlweg unter Vorhalt eines Messers sein Mobiltelefon plus Geldbeutel gestohlen worden. Im zweiten Fall waren es ein 16-Jähriger und ein 18-Jähriger, die sich in der Frauenrichter Straße zwei Tätern mit Messern gegenüber sahen. Tatbeute war ein iPhone. Und schließlich wird dieser Tätergruppierung ein Überfall auf einen 17-Jährigen in der Bahnhofstraße angelastet. Auch hier war ein Messer im Spiel, auch hier wurde dem Jugendlichen das Smartphone abgenommen.

Die jetzt Angeklagten, darunter zwei Brüder, sollen in wechselnden Konstellationen für diese Überfälle verantwortlich sein. Aktuell sind ab 15. November vier Verhandlungstage angesetzt.

Überfall auf Gebrauchtwagenhändler in Neuhaus: Prozess ab November

Ebenfalls im November beginnt der Prozess nach dem Überfall auf einen Autohändler im Gewerbegebiet Neuhaus im März 2023. Vor Gericht steht ein 33-Jähriger aus Moldawien. Seine DNA war am Tatort gesichert worden. Im Frühjahr 2024 konnte er in Westeuropa aufgrund einer Europol-Fahndung festgenommen werden.

Ihm wird die Beteiligung am Überfall auf den 35-jährigen Gebrauchtwagenhändler und seine Lebensgefährtin vorgeworfen. Sie waren an einem Abend im März 2023 vor ihrem Wohnhaus, das an das Gewerbe anschließt, von fünf Tätern überrascht und gefesselt worden. Der Gesamtwert der Beute aus dem Safe der Werkstatt betrug über 87.000 Euro. Die Geschädigten wurden gefesselt.

Die Kripo geht von fünf Tätern aus. Außer dem 33-jährigen Moldawier ist noch keine Festnahme erfolgt. Die Geschädigten beschrieben die Männer als dunkel gekleidet und vermummt. Einer sprach gebrochen Deutsch.

Vorgesehen sind zwei Verhandlungstage: 25. und 28. November, ab 9 Uhr.

Kohlberg: Brutale Attacke auf 85-Jährigen ab Dezember vor Gericht

Außergewöhnliche Brutalität wird einem der beiden Angeklagten eines Überfalles in Kohlberg zur Last gelegt. Die Brüder (21 und 31) sollen im März 2024 ein Ehepaar in einem Wohnhaus ausgeraubt haben. Der 85-jährige Mann erlitt schwere Verletzungen. Die Anklage lautet auf räuberischen Diebstahl mit gefährlicher Körperverletzung.

Laut Anklage waren die Männer am Vormittag über die offene Terrassentür in das Wohnhaus eingedrungen. Im Schlafzimmer nahmen sie nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft eine Schatulle mit Schmuck an sich. Das Ehepaar befand sich zu dieser Zeit im Waschkeller. Als der Senior Geräusche hörte, ging er nach oben. Die Angeklagten versteckten sich schnell im Holzschuppen vor dem Haus.

Ausgerechnet dort wollte der 85-Jährige nachsehen, ob vielleicht der Postbote ein Paket abgestellt habe. Als er die Tür öffnete, soll ihn der Jüngere “auf brutalste Weise zusammengeschlagen” haben. Laut Anklage war er mit einem Schlagring bewaffnet, mit dem er den Kopf des Herrn traktierte. Die Angeklagten konnten zunächst flüchten, wurden aber kurz darauf bei Kohlberg festgenommen.

Der Prozess ist auf 9. und 10. Dezember vor der 1. Strafkammer angesetzt.

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