Reformation in der Regionalbib: Publikum fühlt mit Luther

Weiden. Der Reformationstag ist vorbei, aber der Luther-Hype hält unvermindert an. Das Landestheater Oberpfalz hat sich das Reformationsjubiläum zum Anlass genommen, die Figur Luther genauer unter die Lupe zu nehmen.

Julian Struck als junger Martinus Luther LTO Landestheater Oberpfalz Premiere
Julian Struck verkörpert Martin Luther. Bei der Premiere in der Regionalbibliothek fühlten die Zuschauer mit dem Reformator mit. Bild: Jochen Schwab/LTO.

In „Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos“ begleitet Regisseur Till Rickelt die Figur Luther nicht durchgehend. Anstelle einer Geschichtsstunde über das Leben und Wirken Luthers wird die umstrittene Figur aus einer sehr persönlichen und nicht aus einer theologischen Warte geschildert. Der junge Luther (gespielt von Julian Struck, der mit dieser Rolle sein Bühnendebüt am Landestheater Oberpfalz gibt) ist zerfressen von Selbstzweifeln, und hadert sogar in seiner Berufung als Mönch mit seiner Umwelt, seinem Werdegang, seinem Glauben. Auf der intimen Bühne der Weidener Regionalbibliothek spielt Struck diese Seelenpein bei der Premiere so eindrücklich, dass das Publikum nicht anders konnte, als den zweifelnden Luther zu bemitleiden. Doch immer befremdlicher wirkt sein fanatischer Eifer, sein Kampf gegen Kirche und Ablass, immer mehr lässt sich der junge Luther in einen Strudel reißen, in dem seine Schriften radikaler und sein Fanatismus immer hetzerische Züge annimmt.

Von Hass zerfressen

Im zweiten Teil des Stücks sahen die Gäste einen alten Luther (Christian Hofmann, seit langer Zeit wieder auf der Bühne des LTO), der es immer noch als seine Mission ansieht, alle Leute „zum rechten Glauben“ zu bekehren. Seine Frau Katharina von Bora (gespielt von Claudia Lohmann) formuliert das so: „Drei Glaubensfeinde hasst Luther bis aufs Blut: den Katholik, den Juden und den Türken.“

Julian Struck als junger Student und Claudia Lohmann als Katharina von Bora
Der junge Martin Luther und Katharina von Bora (gespielt von Claudia Lohmann). Bild: Jochen Schwab/LTO.

Im Alter Luthers zeigt sich, wie sehr von Hass zerfressen der Reformator längst ist. Luther erinnert hier eher an einen Wutbürger auf einer Pegida-Demo, als an einen theologischen Akademiker. Und es ist wichtig, auch diesen Teil zu zeigen: denn Luthers Hetzschriften gegen Frauen, gegen Nicht- und Andersgläubige gehören zu dem schwierigen Erbe der Reformation, mit dem eine kritische Auseinandersetzung zu führen ist.

„Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos“ ist noch vier Mal in der Weidener Regionalbibliothek zu sehen: am 10. und 11. November und am 15. und 16. November 2017. Einen besonderen Aufführungsort hat das LTO am 25.11. gefunden: Dann wird „Martinus Luther“ in der Nabburger Spitalkirche aufgeführt.

Karten unter 09659 – 93 100 oder mehr Infos online auf der Homepage des Landestheaters Oberpfalz.

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