Regional genießen (2): Föijchtnwibbfl-Schnaps
Weiden. Es ist allerhöchste Zeit, sich auf das Weihnachtsfest 2024 vorzubereiten. Im Ernst! Derzeit treiben an den Nadelbäumen die schmackhaften Jungtriebe aus. Ganz nach dem Motto „Regional genießen“ kann man mit diesen „Föijchtnwibbfl(n)“ einen hervorragenden Verdauungsschnaps herstellen.
Wer kennt es nicht, das Gefühl nach einer üppigen Weihnachtsgans einen Druck im Verdauungstrakt zu verspüren? In Maßen genossen, schafft hier ein Stamperl selbst gemachter Verdauungsschnaps ein wohliges Gefühl im Magen. Ein gestandener Oberpfälzer greift aber nicht zum ‚Jägi‘ oder anderen obskuren Verdauungshilfen, sondern gemäß dem Motto ‚Regional genießen‘ zum selbst gemachten ‚Föijchtnwibbfl Schnaps‘.
Im Mai treiben die Spitzen der Nadelbäume aus
Es ist jedes Jahr wieder ein grandioses Schauspiel in der Natur, wenn nach dem kalten Winter die Natur zum Leben erwacht. Während die Blätter der Laubbäume meist schon Mitte April sprießen, brauchen die Triebspitzen der Nadelbäume bis Mai. Sie erstrahlen in einem frischen, saftigen Hellgrün und heben sich dadurch vom Dunkelgrün der Nadeln der Vorjahre ab.
Frisches, zartes und aromatisches Grün
Im Gegensatz zu den vorjährigen Nadeln, die sich starr und spitz anfühlen, hat man in den Fingern das Gefühl einer angenehmen Zartheit. Nachdem die Triebspitzen noch nicht verhärtet sind, kann der zum Ansatz verwendete Alkohol die herben Geschmacksstoffe leichter herausziehen und das Aroma im Alkohol lösen. Jetzt im Mai ist die beste Zeit, die frischen ‚Wibbfl‘ zu ernten. Man kann dabei nicht viel falsch machen, die Verwechslungsgefahr mit eventuell giftigen Pflanzen ist nahezu ausgeschlossen. Ob letztendlich Tannen- oder Fichtenspitzen zum Einsatz kommen, ist egal.
Das Rezept für einen herzhaften ‚Föijchtnwibbfl Schnaps‘
Man nehme:
- zwei Handvoll frische Triebspitzen der Fichte (oder Tanne)
- 0,75 Liter Korn
- etwas braunen Kandiszucker
Um den Genuss regional zu perfektionieren, empfiehlt OberpfalzECHO den Gebrauch von regional gebranntem Hochprozentigen. Geschmacksneutraler Korn aus unseren lokalen Brennereien eignet sich besonders gut. Regionale Bezugsquellen findest Du hier.
Die Zutaten gibt man zusammen in eine Flasche und deckt bis fast zum Jahresende den Mantel des Schweigens darüber. Am 1. Weihnachtsfeiertag wird der Schatz dann gehoben und der Gans und den Knödeln auf dem letzten Weg unter die Arme gegriffen.
Hobby ‚Ansatzschnäpse‘
Beim Veredeln von eigentlich geschmacklosen Spirituosen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Tolle Ideen liefert jedoch ein reich bebildertes Buch mit dem Titel: „Ansatzschnäpse – Liköre und Kräuterweine“. Der Autor Walter Gaigg hat fast 150 Rezepte für Liköre und Ansatzschnäpse aus regionalen Zutaten zusammengetragen.
Spezialmixturen aus grünen Nüssen, Zirben- und Wacholder machen richtig neugierig.
Aber auch niederprozentige Ansätze wie Holunderwein, Schafgarbensekt und Waldbeisterbowle sind äußerst interessant. Und das Beste: Die Beeren, Blüten und Früchte wachsen bei uns im heimischen Garten oder sind leicht aus regionalen Quellen zu beziehen.
Köstliche Rezepte für Selbstgemachtes
Walter Gaigg, Ansatzschnäpse – Liköre & Kräuterweine
Leopold Stocker Verlag, 22,00 Euro
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