Regional genießen (3): Jetzt ist Holunderzeit

Nordoberpfalz. Jetzt steht der Holunder in voller Blüte. Deshalb ist es höchste Zeit, die prachtvollen Dolden in die Küche zu holen. Sie sind vielfältig verwendbar.

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Vielseitig und gesund: Holunder ist in der Küche sehr beliebt. Foto: Martin Stangl

Durch das Trendgetränk ‚Hugo‘ ist der angenehme Geschmack des Holunders in den letzten Jahren in der breiten Bevölkerung angekommen. Doch nicht nur Holundersirup ist aus den weiß blühenden Dolden zu gewinnen. Köstlich sind auch die in Schmalz ausgebackenen Küchln (oberpfälzisch: ,Köijchln‘).

Heilkraft des Holunders schon im Altertum bekannt

Wie kaum ein anderer Strauch ist der Holunder im Volksglauben und in der Volksmedizin buchstäblich verwurzelt. Schon in der Antike kurierten sich die Menschen mit den heilenden Kräften des Holunders. Bereits der berühmte griechische Arzt Hippokrates schätzte im 5. Jahrhundert vor Christus den Holunder als Naturarznei, vor allem seine Beeren. Auch der römische Dichter Plinius erwähnte im 1. Jahrhundert nach Christus den hohen Heilwert des Holunders.

In der Neuzeit rühmte Pfarrer Sebastian Kneipp den Holunder und schrieb ihm eine große Bedeutung in der Heilkunde zu. Er empfahl beispielsweise einen Tee aus Holunderblättern, welcher „die Maschine des menschlichen Körpers in vortrefflicher Weise säubert“. Kneipp schwor bei ‚Wassersucht‘ – heute spricht man von ‚Ödem‘ – besonders auf die Heilkraft der Holunderwurzel, die als Tee zubereitet „so kräftig Wasser austreibt, dass sie kaum von irgendeinem anderen Medikament übertroffen wird“.

Von der Wurzel bis zur Blüte sind alle Pflanzenteile verwendbar

Der Holunder wird in der Volksmedizin von der Wurzel über die Rinde, die Blätter bis zu den Beeren und Blüten verwendet. Die Blüten und Früchte des Holunders sammelt und erntet man natürlich in der Blüte-beziehungsweise Reifezeit. Das ist in unseren Breitengraden von Mai bis Juli der Fall. Nach altem Volksglauben verfügen die Holunderblüten, die am Johannistag (24. Juni) geerntet werden, über wundersame Heilkräfte.

Im Herbst kann man die vollreifen Beeren des schwarzen Holunders abernten. Unreife Beeren haben eine leicht toxische Wirkung. Im gegarten oder leicht gekochten Zustand dagegen sind Holunderbeeren bekömmlich. Holunderblätter, die in der Hausapotheke verwendet werden sollen, kann man von April bis Oktober ernten. Daraus wird ein Heiltee hergestellt. Bei der richtigen Dosierung kann ein Tee aus Holunderblättern entwässernd, harntreibend, verdauungsfördernd oder lindernd bei Rheumatismus wirken.

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker

Die Holunderrinde ist reich an Gerbstoffen, Alkaloiden und abführendem Harz. Es empfiehlt sich, die Rinden im Frühjahr abschälen. Nach der Trocknung kann man die Rinde für einen Heiltee verwenden. Vorsicht bei der Dosierung, denn in der Rinde sind giftige Blausäureelemente enthalten. Ein Rat vom Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker ist unbedingt erforderlich.

Auch die Wurzel der am häufigsten in der Volksmedizin verwendeten Holunderart, die des schwarzen Holunders, wird gern und oft zur Linderung von zahlreichen Beschwerden eingesetzt. In ihrer Wirkung ist die Holunderwurzel abführend und stärker harntreibend als die Blätter des schwarzen Holunders.

Achtung: Wer keine Ahnung von Dosierung und Zubereitung hat, der sollte sich in der Apotheke seines Vertrauens beraten lassen und kann überdies dort entsprechende Bioprodukte kaufen.

Im Trend: selbstgemachtes Holundersirup

Zweifellos ist Holundersirup eine der beliebtesten Verwendungsarten des Holunderbusches. Die Herstellung ist sehr einfach. Man kocht in einem großen Topf 1 Kilogramm Zucker mit einem 1 Liter Wasser auf und lässt die Flüssigkeit abkühlen. Anschließend gibt man 20 Holunderblüten zusammen mit 10 Gramm Zitronensäure (aus der Apotheke) und dem Saft von 2 Zitronen in den Zuckersirup und lässt das Ganze zwei Tage abgedeckt ruhen. Danach durch ein feinmaschiges Sieb mit Trichter in Flaschen abfüllen. Der Sirup schmeckt hervorragend mit Mineralwasser oder Prosecco.

Die Krönung aus der Küche: Holunderküchl

Für die Holunderküchl braucht man einen zähflüssigen Bierteig, der sehr einfach herzustellen ist. Man vermischt dazu 150 g Weizenmehl, eine Prise Salz, 120 ml Bier und zwei Eier mit dem Handmixer. Kurz quellen lassen.

In der Zwischenzeit erhitzt man 750 ml Butterschmalz in einem Topf. Die frisch gezupften Holunderblüten taucht man in den Teig und danach in das Fett und backt sie goldgelb heraus. Anschließend auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Vor dem Servieren bestreut man die Holunderküchl mit einer Mischung aus Zucker und Zimt. Das wunderbar aromatische Gebäck genießt man am besten noch lauwarm.

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Holunderküchl und andere Spezialitäten aus dem Grundkochbuch von Hedwig Maria Stuber. Foto: Martin Stangl

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1 Kommentare

D. Schmutzer - 31.05.2024

Fragen sie im Zusammenhang mit den diversen Giftstoffen in der Holunderpflanze ihren Arzt oder Apotheker. Soweit ist der Rat richtig und wichtig. Den Heilpraktiker aber da im Text mit zu benennen, ist geradezu fahrlässig, denn diesen Leuten fehlt jenseits ihres Glaubens an die Wirksamkeit von wirkstofflosen Zuckerkügelchen in der Regel die nötige chemische bzw. pharmakologische Ausbildung!