Renten-Ruckrede von Peter Hofmann: Alterssicherung beginnt am ersten Lehrtag

Neuhaus. Der Weidener DGB-Regionssekretär Peter Hofmann ist für die Echo-Wahlinitiative der Mann der Tipps und Tricks für die Renten-Optimierung. Als Versichertenberater an der Kritischen Akademie in Inzell schult er Rentenlotsen und berät die Politik.

Bei der Echo-Renten-Debatte gibt Versichertenberater Peter Hofmann einen Überblick über die verschiedenen Rentenarten, die Antragsvoraussetzungen, die Kontenklärung, den Versicherungsverlauf und die Beweispflicht bei fehlenden Beitragszeiten. Foto: Jürgen Herda

Wenn man Peter Hofmann, dem Versichertenberater an der Kritischen Akademie in Inzell, zuhört, schwirrt einem der Kopf. Der Detail-besessene Gewerkschafter gibt sein Wissen nicht nur an Rentenlotsen weiter, er berät auch Politiker bis hinauf in Ministerien. 

Bei der Echo-Renten-Debatte gibt er einen Überblick über die verschiedenen Rentenarten, die Antragsvoraussetzungen, die Kontenklärung, den Versicherungsverlauf und die Beweispflicht bei fehlenden Beitragszeiten.

Der Rentenfischer

Die kritische Akademie in Inzell ist die Ausbildungsstätte für Personalräte, Betriebsräte und Vertrauensleute. „Mein Thema dort ist der Übergang in die Rente und Sonderfälle wie eine Schwerbehinderung“, klärt Peter Hofmann auf. „Ich habe zwei Hobbys, das eine ist das Fischen und das andere ist die Rente.“ Er sei der Praktiker unter den Beratern. „Und da kann man sich ja so richtig toll austoben, weil wir, wenn man Richtung Tirschenreuth geht, finanziell im Stiftland so eng aufgestellt sind, da braucht man jeden Tipp und jeden Trick, wenn man in Rente geht.“

Die Flexi-Rente nutze am meisten, je weniger der Durchschnittsverdienst sei. Ein Grundproblem, das Hofmann immer wieder feststellt: „Die Leute wissen viel zu wenig, wie das Rentensystem funktioniert.“ Etwa über die Erwerbsminderungsrente – ein gutes Instrument, wenn man unter drei Stunden tätig sei, aber noch arbeiten könne:

Das ist diese soziale Hängematte, die finanziell gar nicht leistbar wäre, wenn ich das privat abschließen würde. Peter Hofmann

Rentenberatung am Mann vor Ort

Er sei aber nicht nur als ehrenamtliche Vertreter der Versicherten im Vorstand der Deutschen Rentenversicherung – Bayern Süd: „Sondern ich mache jeden Freitag immer Rentenberatung am Mann vor Ort, damit ich weiß, wo der Schuh drückt und das den Krawattenträgern oben weitergeben kann.“ Was er in Inzell jeden Tag in 7 Stunden praktiziere, versuche er jetzt in 10 Minuten kurz zu erklären.

Ihm sei wichtig, dass man Grundlagen wie die Versicherungsnummer kenne – wie 15 für Bayern Süd, 55 für Bund, dann komme das Geburtsdatum, dann der Anfangsbuchstabe des Familiennamens und danach die 500 und höher für weiblich und darunter für männlich. Warum ist das so wichtig? „Weil da die E-Akte angelegt worden ist, was die Sparkassen, die Krankenversicherer alle machen.“ Als er 2012 begonnen habe, stimmte bei einem oder zwei von zehn etwas nicht.

Bei der Echo-Renten-Debatte gibt Versichertenberater Peter Hofmann einen Überblick über die verschiedenen Rentenarten, die Antragsvoraussetzungen, die Kontenklärung, den Versicherungsverlauf und die Beweispflicht bei fehlenden Beitragszeiten. Foto: Jürgen Herda

Jeder Tag, jedes Kind zählt

Mittlerweile seien acht von zehn Bescheiden unrichtig. „Wir haben Fehlzeiten, die zwar gemeldet worden sind, aber irgendwann beim Einscannen verschwunden sind.“ Etwa ein Zahlendreher oder der Arbeitgeber habe nicht alles gemeldet oder der Arbeitnehmer. „Es gibt viele Möglichkeiten, warum was nicht stimmt.“ Ein Beispiel: „Eine Frau hat vier Kinder, nur drei Kinder sind drin, fehlen schon 100 Euro im Monat – das ist eine wichtige Geschichte, dass man das Konto klärt.“

Auch die Ausbildungszeit sei sehr wichtig. Sie werde angerechnet auf 75 Prozent des Durchschnitts in diesem Jahr: „Das heißt, ich kriege einen Zuschlag. Wenn die Ausbildungszeit fehlt und nur Pflichtbeiträge drinstehen, sind das ungefähr 75 Euro, die mir im Monat ein Leben lang fehlen – und das ist bei jedem zweiten der Fall.“ Wenn man im Ausland gearbeitet habe, fehlen diese Zeiten: „Die muss ich nachtragen, und zwar rechtzeitig.“ Das heißt: „Wenn ich das 45. Lebensjahr vollendet habe, kriege ich ein Schreiben von der Rentenversicherung, wo drinsteht, ,Sie hätten noch einzahlen können‘.“ Das müsse man wissen, wenn man noch Studienzeiten belegen will: „Macht’s das rechtzeitig“, appelliert Hofmann, „das Konto anschauen, überprüfen!“

Wehret den Abschlägen!

Wenn er an der Berufsschule sei, kläre er die Azubis über die Renten-Modalitäten für die Ausbildung auf, an der OTH Amberg-Weiden die Studenten bezüglich ihrer Minijobs: „Ihr müsst unbedingt, wenn ihr so einen 175-Euro-Job macht, mit einzahlen, weil dann habt ihr 12 von 12 Monaten, ansonsten nur vier – ihr werdet ansonsten niemals mit 65 in Rente gehen können, weil ihr die 45 Jahre nicht vollbringt.“

Die Regelaltersrente bekomme jeder, der zwei Kinder oder fünf Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Wie zählen die Auslandszeiten dazu? 35 Jahre für schwerbehinderte Menschen, die sie erreichen müssen oder für langjährig Versicherte 45 Jahre. Ein Riesenproblem, das mit den 45 Jahren: „Es muss immer beides stimmen“, sagt Hofmann.

Es muss das Alter stimmen, und es müssen die 45 Jahre beieinander sein – das heißt, ab Jahrgang 64 muss ich tatsächlich 65 sein, ansonsten habe ich Abschläge. Peter Hofmann

Bei der Echo-Renten-Debatte gibt Versichertenberater Peter Hofmann einen Überblick über die verschiedenen Rentenarten, die Antragsvoraussetzungen, die Kontenklärung, den Versicherungsverlauf und die Beweispflicht bei fehlenden Beitragszeiten. Foto: Jürgen Herda

Am Bau kann man nicht bis 67 arbeiten

Das wüssten viele Kollegen nicht: „Wenn ich heute früher gehe, habe ich 14,4 Prozent Abschläge –  wenn einer 1000 Euro bekommt, gehen 14,4 Prozent und dann noch mal 13 Prozent für Kranken- und Pflegeversicherung weg – das muss man sich durchrechnen, wann kann ich gehen?“ Und dann habe Andrea Nahles 2014 das Gesetz eingebracht zur Rente mit 63. „Lindner wollte das kappen, da sei auch die Rente mit 65 betroffen, das heiße, alle arbeiten bis 67.

„Da muss man gewaltigen Widerstand leisten und sagen, Freunde, so geht das nicht, weil es gibt Berufe, da kannst du nicht bis 67 arbeiten – ein Sparkassendirektor kann sich natürlich selbständig machen oder ich kann auch selbständig mit 67 arbeiten, aber ein Dachdecker oder Maurer wird da schon Schwierigkeiten haben, noch mit 67 am Bau volle Leistung zu bringen.“ Deswegen sei es ganz wichtig, dass man diese 45 Jahre für die jüngeren Kollegen beibehalten könne.

Alt und Jung: „Lasst euch nicht ausspielen!“

Hofmann rate darum dazu, sich rechtzeitig zu informieren. „Wenn mich mit 25 oder 30 jemand zum Thema Rente gefragt hätte, hat mich das doch nicht interessiert.“ Was ihm Hoffnung mache: „Die jungen Menschen sind heute definitiv anders, die kommen zu unseren Veranstaltungen, die interessieren sich für das Thema und sie wissen, ,ja, wir haben drei Säulen‘. Mir ist es auch gelungen, dass wir in den Berufsschulen das Thema Rente setzen können.“

Er habe über 70 Sozialkundelehrer bei seinen Vorträgen gehabt. „Rente geht uns alle an, und das Ausspielen lassen von der Politik, Jung gegen Alt und Alt gegen Jung – unser Rentensystem hat zwei Weltkriege überlebt, wir haben eines der besten Systeme.“ Man werde immer mit Österreich verglichen: „Ich war erst vor kurzem in Wien bei der Kammer zur Besprechung, die haben jetzt Riesenprobleme, die haben die Beamten jetzt drin und da sind die ersten dran, die kassieren – das muss ja finanziert werden.“

Bei der Echo-Renten-Debatte gibt Versichertenberater Peter Hofmann einen Überblick über die verschiedenen Rentenarten, die Antragsvoraussetzungen, die Kontenklärung, den Versicherungsverlauf und die Beweispflicht bei fehlenden Beitragszeiten. Foto: Jürgen Herda

Wie die Rente berechnet wird

Man könne nicht mehr von Bürgerversicherung reden, sondern von Erwerbstätigenversicherung: „Das heißt, wir wollen die Selbständigen dabeihaben, kein Thema, und dies muss leistbar sein.“ In Relation zur Bedeutung der Rente für jeden einzelnen, sei das Thema immer noch unterbelichtet: „Nur 4 Prozent der Menschen in Deutschland wissen, wie die Rente berechnet wird.“ Das müsse eigentlich jeder wissen, worauf es da ankomme: „Dass ausschließlich das Gesamteinkommen, also mein rentenversicherungsrechtliches Einkommen herangezogen wird.“

Vergangenes Jahr habe der Jahresdurchschnitt bei 45.300 Euro gelegen, heuer bei 50.500 Euro: „Und dann schaut’s mal in die Region, wer 50.000 Euro verdient. Denn dann habe ich erst einen Rentenpunkt.“ Wenn man im Jahr 2025 50.000 Euro verdiene, erhöhe sich die monatliche Rente um 39,32 Euro. Es gebe zwar Kollegen, die über der Beitragsbemessungsgrenze lägen, bei denen zwei Rentenpunkte 80 Euro ausmachten. „Wenn ich 10 Jahre arbeite, habe ich 800 Euro und da sind wir schon im Tarifgeschäft.“ Bei Firmen, die Tarif bezahlten, passe es. Verteuerungen würden dort ausgeglichen, weil die Punkte den Wert halten.

So funktioniert das Punktesystem

„Das Punktesystem ist so wichtig“, beharrt Hofmann. Stammtischparolen, dass die letzten Jahre die entscheidenden sind, seien völliger Unsinn – ab dem ersten bis zum letzten ist jedes Jahr gleich wichtig, weil ich Punkte mache, und am Ende meines Arbeitslebens werden die Punkte multipliziert und das ist meine Bruttorente.“ Man könne sich das einfach so merken:

Verdienst geteilt durch den Jahresdurchschnitt ergibt die Punkte, und die Punkte mal 39,32 ist derzeit das, worum sich die Rente im Monat erhöht. Peter Hofmann

Flexirente ist ein Übergang in die Rente

Und zum Thema Flexirente: „Früher hat man gesagt, okay, das ist mein Arbeitsende am 31.12. und am 1. Januar gehe ich in Rente – heute arbeiten die Menschen weiter und zwar die Vielverdiener, ich habe sehr viele Ärzte, die weitermachen, und diejenigen, die ganz wenig verdienen.“ Die Mittelschicht ziehe sich raus. Die Geringverdiener aber würden weiter arbeiten: „Ganz klar, weil sie damit bis zu 2 Jahren volle Rente und volles Gehalt kassieren.“ Wenn sie über die zwei Jahre, also über die 67 der Regelaltersrente kämen, noch mal 0,5 Prozent pro Monat: „Das heißt, sie können die Rente noch mal um 6 Prozent im Jahr erhöhen, und das nutzen die Menschen natürlich aus.“

Die Teilrente betrage 99,99 Prozent. Das sei wichtig, wenn man länger als zwei Jahre weiterarbeiten möchte. Ansonsten falle man nach sechs Wochen aus dem Krankengeldbezug raus. Dann bekomme man weiterhin Krankengeld, weil es eben keine Altersrente, sondern eine Teilrente sei.

Flexi-Rente ist keine eigene Rentenart, wie es immer heißt, sondern das ist eben der Übergang in die Rente. Peter Hofmann

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