Renten-Ruckrede von Professor Michael Hauer: Die Rente ist sicher, aber wie viel, ist unsicher

Neuhaus. Keiner bringt die komplexe Renten-Materie besser auf den Punkt als Michael Hauer. Der Professor für Financial Planning an der OTH Amberg-Weiden ist Fachautor und Referent für Altersvorsorge und klärt auf: Jeder kann der Schmied seines eigenen Alterswohlstands sein.

Professor Michael Hauer bei der Echo-Renten-Debatte im Bahler. Foto: Jürgen Herda

Wer Professor Michael Hauer zuhört, versteht, warum der Dozent an der ebs European Business School, Oestrich-Winkel, als „Top Speaker“ ausgezeichnet wurde: In der Kürze liegt die Würze, lautet ein beliebter Allgemeinplatz.

Vergleichbar verständliche Sprache ist man sonst nur von US-amerikanischen Populär-Wissenschaftlern gewohnt, die ein Gespür dafür haben, dass der Köder dem Fisch und nicht den Kollegen Anglern schmecken muss. Und die süffisanten Ausführungen des Experten bei der Echo-Rentendebatte machen Mut: „Rente wird es immer geben.“ Wie viel, das hängt von uns selber ab.

Drei Punkte zur gesetzlichen Rente

Der erste Punkt: „Was immer wieder gesagt wird“, beginnt Hauer seine Einführung, „ist, man hat Angst, dass es keine gesetzliche Rente mehr gibt.“ Dass nichts mehr gezahlt werden könne. „Diese Sorge kann ich Ihnen nehmen – die gesetzliche Rente wird’s immer geben.“ Warum ist das so? „Die gesetzliche Rente unterliegt dem Umlageverfahren.“ Das bedeute: „Alle Arbeitnehmer zahlen Beiträge ein, und die Beiträge, die eingezahlt werden, werden als Rente wieder ausgezahlt.“

Pardauz! „Jetzt schätzen Sie mal, wenn von heute auf morgen kein einziger mehr einzahlen würde – also kein Arbeitnehmer-Beitrag mehr in die Rentenversicherung laufen würde – wie lange könnte man noch die Renten zahlen?“ Hm, darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. „Das wäre ungefähr ein Monat.“ Das heißt

Durch das Umlageverfahren kommt Geld rein und geht wieder als Rente raus. Professor Michael Hauer

Der Gstanzl-Lucky gibt sich nach überstandener Erkältung einen Ruck. Foto: Jürgen Herda

Solange es Arbeit gibt, gibt’s auch Rente

Anders formuliert: „Solange in Deutschland noch irgendjemand arbeitet, solange wird’s auch eine gesetzliche Rente geben.“ Das sei völlig klar. „Man braucht also nur Arbeitnehmer, die arbeiten.“ Das Szenario, dass es keine Arbeitnehmer mehr gebe, die arbeiten, das wollten wir uns erst gar nicht vorstellen. „Das ist reine Theorie.“

Der zweite Punkt: „Reicht die Rente aus?“ Beim ersten Punkt habe er dargestellt: „Die Rente ist sicher –  im Sinne von, es gibt etwas.“ Der zweite Punkt sei aber wohl der entscheidende: „Reicht die Rente aus?“ Und hier hätten Politiker über Jahrzehnte hinweg – „also der Nobbi Blüm war so der große Verfechter von ,die Rente ist sischer‘“ –  immer wieder so getan, als sei die Rente auch sicher, im Sinne von: „Sie reicht aus!“

Gesetzliche Rente sichert nicht den Lebensstandard

Und das könne man leider heute nicht mehr so unterschreiben. „Die Rente reicht nicht mehr aus, um – und jetzt kommt der entscheidende Punkt – im Alter so leben zu können, wie man es gewohnt ist.“ Wenn er die Frage stelle: „Wollen Sie im Alter so leben, wie Sie es gewohnt sind, Ihren Lebensstandard halten“, sei das natürlich eine rhetorische Frage. Wer will das nicht? „Das aber wird wahrscheinlich mit der gesetzlichen Rente alleine nicht gehen.“

Eine Studie der Ruhr-Universität Bochum habe ergeben, dass man ungefähr 80 Prozent vom Netto benötige, um so leben zu können, wie man es gewohnt ist. „Das ist viel, das ist mal klar.“ Das Rentenniveau liege schließlich nur bei 48 Prozent. „Jetzt komme ich kurz zu den Wahlprogrammen, was sich jede Partei da so vorstellt.“ Die Grünen, die SPD wollten die 48 Prozent halten. Für CDU/CSU könne es auch ein bisschen weniger sein, ohne die Rente zu kürzen. Das klinge wie ein Widerspruch. „Das muss ich kurz erklären, also mal ganz kurz, ganz gut aufgepasst, weil das klingt jetzt so bisschen komplex, ist es aber nicht.“

Nur die Rentenerhöhung wird gedämpft

Falle das Rentenniveau etwa auf 45 Prozent, bedeute es nicht, dass die Rente weniger werde, sondern lediglich die Steigerung der Rente würde gedämpft. „Also, ich habe statt eine Rentenerhöhung von 3,5 Prozent, halt dann nur 3 Prozent.“ Eine Dämpfung der Steigerung. Warum werde das vorgeschlagen? „Umso höher das Rentenniveau, umso mehr müssen die einzahlen, die Beiträge leisten.“

P mal Daumen alle, die unter 55 Jahre seien, müssten so die Zeche bezahlen. Umso höher das Rentenniveau, umso höher die Belastung für die Beitragszahler. „Und jetzt stellt sich die Frage, wie ausgeglichen wir das gestalten.“ Es gebe Parteien, die setzten noch was drauf:

Die Linken wollen 53 Prozent, das wird schon schwierig. Die AFD mit 70 Prozent – nach dem Motto, wer will noch mehr? Als Nächstes die Linken und am meisten will das BSW, die wollen 75 Prozent. Professor Michael Hauer

Wollen AFD und BSW Beitragszahler importieren?  

Ein solches Rentenniveau bekomme man aber nur hin, an so viel Geld komme man nur, wenn man Arbeitskräfte aus dem Ausland hier bei uns mit einsetze. „Anders bekommt man die Beitragszahler gar nicht her – ob das in beiden Parteien klar ist, weiß ich jetzt nicht.“ Er sei nur fachlich zuständig. „Ich bin bei keiner Partei, aber fachlich geht es gar nicht anders, als dass man aus dem Ausland Arbeitnehmer bei uns mit einbezieht, die dann auch die Beiträge zahlen.“

Letzter Punkt: „Wir müssen was tun, man muss privat was tun.“ Diese Feststellung vermisse er von der Politik. Oft werde so getan, als sei mit dem Rentenniveau alles paletti. „Nein, wir müssen alle was tun, es hilft alles nichts!“ Lösungsvorschläge gebe es verschiedene: „Aber das ist auch die gute Botschaft hier an der Stelle – es gibt Lösungen.“ Das klingt vielleicht nicht ganz so charmant. „Das tut ein bisschen weh.“ Solange man genügend verdiene, könne man etwas abzwacken.

Professor Michael Hauer bei der Echo-Renten-Debatte im Bahler. Foto: Jürgen Herda

 „Aktienrente“ oder Schweizer Modell

„Aber den Euro kann man nur einmal ausgeben.“ Wenn man den heute ausgebe, habe man ihn einfach später im Rentenalter nicht. „Also mein Appell, jeder muss für sich selbst sorgen.“ Zweiter Ansatz: „Kapital gedeckt etwas ansparen, Stichwort ,Aktienrente‘, was ja bei der Ampel die FDP immer wieder propagiert hat.“ Das sei keine schlechte Idee, langfristig mit Kapital das Umlageverfahren zu stützten.

Zu einem weiteren Lösungsansatz habe Hauer vergangenes Jahr einen Fachbeitrag geschrieben: „Dass man innerhalb der gesetzlichen Rente eine kleine Umverteilung vornimmt – dass man bei den Topverdienern ein bisschen runtergeht und es denen gibt, die weniger gut verdienen.“ Das sei so ein bisschen das Schweizer System.

Das halte ich für fair, dass man einfach diejenigen, die genügend oder sehr viel haben – ich weiß, keiner hat gefühlt genügend – aber dass man hier innerhalb der gesetzlichen Rente so eine kleine Umverteilung vornimmt. Professor Michael Hauer

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