Renten-Ruckrede von Thomas List: Einfache Mathematik, langfristig denken, konstruktiv diskutieren
Neuhaus. Die BHS Corrugated ist nicht nur ein erfolgreicher Global Player, sondern auch ein Unternehmen, das soziale Verantwortung übernimmt. Dr. Thomas List gibt als Mitglied des BHS-Führungsgremiums einen Einblick in die Renten-Stimmungslage der rund 3400 Mitarbeiter weltweit.

Thomas List, Group CFO in der BHS-Welt, schildert die Erwartungen der Mitarbeiter bezüglich ihrer Alterssicherung, Aspekte flexibler Modelle der Altersteilzeit und Generationengerechtigkeit. Auch für einen Global Player wachsen die Fachkräfte nicht auf den Bäumen.
Wie schwierig es ist, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten, schildert er an einem Beispiel: „Einer unserer Leute hatte einen Baugrund in Weiden, dem sind die Baukosten so explodiert, dass er ihn zurückgeben musste.“ Es sind nicht immer betriebliche Gründe, die zum Verlassen des Unternehmens führen. „Seine Freundin hatte einen guten Job als Marketing-Managerin in München, dann ist er mit ihr mitgegangen.“ Ausgerechnet ins preisgünstige München.
Ein Sonderfall sicherlich, aber umso wichtiger für die BHS, dass das Unternehmen auch auf 40 Mitarbeiter in Altersteilzeit zurückgreifen kann, die ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben. Eine Win-win-Situation für alle Seiten.
Doppelt so viele 60. wie 6. Geburtstage
„Den Doktor lass’ma beim Zoigl mal weg“, zeigt sich Thomas List beim Bahler volksnah, „ich bin der Thomas – Herr Herda, wenn Sie wenig schreiben wollen: Sie haben mich mit der Fragestellung angekündigt, ob die junge Generation noch an Altersbezüge glaubt, dann sage ich nein. Das ist ein sehr kurzer Vortrag.“ Gut danke … Das sei dann aber weder konstruktiv noch gehe ein Ruck davon aus. Deshalb habe er sich auch noch etwas anderes angeschaut: „Und zwar den Geburtstag, der in Deutschland letztes Jahr in der Runde am häufigsten gefeiert worden ist, war der 60.“
Das betreffe die 1964er-Generation – und deren 60. sei vergangenes Jahr doppelt so oft zelebriert worden, wie der 6. Geburtstag. Während im Jahr 1964 an die 1,4 Millionen Kinder auf die Welt gekommen seien, waren es 2024 rund 800.000. An den FDP-Direktkandidaten Professor Theodor Klotz gerichtet, sagt List: „Sie haben neulich gesagt, Ihre Mitarbeiter meinten, sie hätten nur noch 10 Jahre und dann werde der Staat es schon richten.“ Das stimme sicherlich für die Älteren. „Für die junge Generation können wir das so nicht bestätigen.“ Die Frage ist, warum das so sei.
Einfache Mathematik: Weniger Einzahler, weniger Rente
List habe sich für seinen Vortrag drei Punkte vorgenommen: „Der eine Punkt ist Mathematik, der zweite, und da möchte ich ein bisschen pointierter darauf eingehen, das Fehlen der Diskursfähigkeit und der dritte, die fehlende Langfristorientierung. „Es ist einfach Mathematik, dass, wenn weniger Leute einzahlen als Rente beziehen, und diejenigen, die Rente beziehen, länger leben, kommt für die später weniger raus.“ So einfach sei das nun mal.
Die zweite These: „Ich glaube wirklich ernsthaft, wir haben verlernt, konstruktiv unterschiedlicher Meinung zu sein.“ Der Umgang miteinander während Corona sei dafür ein Beispiel. „Es geht nur noch darum: Wer ist der Ärmste, wer wurde am meisten benachteiligt?“ Und das werde von der Politik auch noch befeuert, indem man Klientelpolitik betreibe und Lösungen selektiv herbeiführe: „Es kann natürlich dann im Ganzen nicht funktionieren.“
Mehr Langfristorientierung
Drittes Theorem: die fehlende Langfristorientierung. „Wir brauchen ein Konzept, das auch in 20 Jahren noch tragbar ist“, fordert List. „Als Unternehmer brauchen wir das auch.“ Man könne betriebswirtschaftlich auch nicht nur bis zum nächsten oder übernächsten Jahr denken. Diese drei Defizite führten dazu, dass die Situation heute so verfahren sei wie sie nun mal ist:
Wir haben ein mathematisches Problem, können nicht konstruktiv diskutieren und haben den langen Blick aus den Augen verloren. Thomas List
Damit komme er zu positiven Aspekten bei der BHS, die einen Ruck auslösen könnten. Er habe heute Morgen beim Standort in Hütten jemanden getroffen, mit dem er überhaupt nicht gerechnet habe: „Ich dachte, du bist schon drei Jahre in Rente“, habe er dem gesagt. „Nein“, habe der geantwortet, „ich arbeite gerne noch für die BHS.“ Wenn man dieses Beispiel generationsübergreifend nehmen würde, könne man in der Oberpfalz tatsächlich besser leben als in München. „Ich habe lange Zeit meines Lebens in Augsburg gewohnt“, erzählt List. „Ich bin eigentlich Oberpfälzer – ich glaube, dieses Gegeneinander ist in der Oberpfalz nicht so stark ausgeprägt wie woanders.“
Beitragszahler aus Laos und Malaysia
Wenn man das begreife, könne man auch in puncto Rente besser zusammenarbeiten. „Wir haben über 200 Auszubildende mittlerweile, über 200 junge Menschen.“ Davon mehr als 20 aus Laos – so viel zum Thema, wo kommen die zukünftigen Beitragszahler her – auch aus El Salvador, Malaysia und anderen Ländern. „Wir haben aber auf der anderen Seite auch wahnsinnig viele Kollegen, die schon sehr lange bei der BHS sind und gerne noch länger bleiben, um der jungen Generation dieses Wissen mitzugeben.“
Wenn man das auf die Rente übertrage, könne das zu einem neuen Generationenvertrag führen, der allen nutze. „Ja, es gibt viele Leute heute, die müssen länger arbeiten, weil es nicht reicht“, nennt der Manager ein Motiv der Flexi-Rentner. „Wir haben ungefähr 40 Leute in Altersteilzeit, und wir unterstützen unsere Mitarbeitenden natürlich, das machen viele andere gute Unternehmen in der Region auch.“ Von 1400 Mitarbeitern am Standort gebe es ungefähr 600, die mittels Entgeltumwandlung selber etwas tun.
Wenn man die Beiträge noch einmal erhöhe, erhöhten sich dadurch auch die Arbeitskosten noch einmal. „Dann machen wir das gerne, aber wir würden uns eine langfristige Lösung wünschen.“ Die starte bei der finanziellen Bildung in der Schule oder in anderen Institutionen und höre bei einem gemeinsamen Verständnis auf.
Generationen-Gerechtigkeit gibt’s nur dann, wenn Leute zusammenarbeiten. Thomas List
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