Richtig “schocken”: Lebensretter des 21. Jahrhunderts

Der Clou bestehe darin, dass der „Defi“ selbst erkenne, wann die Abgabe eines Stromstoßes sinnvoll sei, erklärte Herrmann Krisch den 18 Teilnehmern in einem Abendkurs

über die richtige Defibrillator-Anwendung. Hierzu hatte die Feuerwehr Burkhardsreuth interessierte Bürgerinnen und Bürger in ihr Gerätehaus eingeladen.

Asystolie oder Kammerflimmern?

Maßgeblich sei, ob bei einer Bewusstlosigkeit mit Herz- und Atemstillstand das Herz in „Asystolie“, also in einen vollständigen Ausfall jedweder Aktivität, oder in das nicht minder lebensgefährliche Kammerflimmern verfallen sei.

Bei Asystolie sei die Herzdruckmassage die wichtigste und wirksamste Erste-Hilfe-Maßnahme, dank derer das noch mit Sauerstoff gesättigte Blut durch den Körper ins Gehirn gepumpt werde, bis notärztliche Hilfe eintreffe.

Beatmen ist zweitrangig

„Auch ohne Beatmung kann man allein durch die Herzdruckmassage zehn bis 15 Minuten lang eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Gehirns sicherstellen und so sein Absterben verhindern. Deshalb wird in der Erste-Hilfe-Ausbildung heute der Atemspende eine eher untergeordnete Bedeutung beigemessen, zumal sie aus hygienischen Gründen oder bei Blut oder Erbrochenem in den Atemwegen problematisch werden kann.“, erklärte Herrman Krisch den Teilnehmern.

In den meisten Fällen, so der Referent, verberge sich hinter einer „Herzstillstand“-Symptomatik jedoch das Kammerflimmern: Das Herz zucke krampfartig und „arhythmisch“-unkoordiniert und pumpe kein Blut mehr durch den Körper.

Defibrillator diagnostiziert die Sachlage

Unter ungünstigen Umständen führe eine Herzmassage dann nicht zum erhofften Erfolg, weil sich das „flimmernde“ Herz nicht in die für die Herz- und Hirndurchblutung entscheidenden mechanischen Pumpbewegungen versetzen lasse. Ob bei einem bewusstlosen, nicht mehr atmenden Menschen Asystolie oder Kammerflimmern vorliege, könne der Ersthelfer nicht erkennen.

Der „Defi“ diagnostiziere allerdings zuverlässig, welche Falllage gegeben sei: „Nur bei Kammerflimmern hat die Abgabe eines Stromstoßes Sinn, denn der Stromstoß dient allein dazu, ein Kammerflimmern zu beenden.“

An dem nicht mehr „flimmernden“ Herzen könne der Ersthelfer dann eine verlässlich wirksame Herzdruckmassage vornehmen, sofern es nicht im günstigsten Fall wieder von selbst in einen regelmäßigen Takt zurückverfalle.

Anweisungen befolgen – Leben retten

Stelle der „Defi“ allerdings vollständige Asystolie fest, so gebe er keinen Stromstoß ab, sondern fordere sogleich zur Herzdruckmassage auf: „Bei einer Asystolie würde ein Stromstoß nichts nützen – Szenen in Fernsehserien, in denen Ärzte ein völlig asystolisch-inaktives Herz mit Defi-Elektroschocks behandeln, zeichnen ein realitätsfernes Bild.”, mahnte der Referent an.

Was in der konkreten Situation zu tun sei, erfahre der Ersthelfer vom Defibrillator, der per Sprachfunktion genaue Anweisungen erteile und außerdem selbsttätig einen Notruf absetze. Den ernstfallmäßigen Ablauf veranschaulichte Hermann Krisch anhand praktischer Demonstrationen, wobei er betonte:

„Sie können nichts falsch machen – falsch wäre nur, gar nichts zu tun.“ Schließlich wies er noch darauf hin, dass bei Ersthilfe an bewusstlosen Menschen keinesfalls die Beine hochgelegt werden sollten, damit die möglichst wirksame Durchblutung des ganzen Körpers gewährleistet bleibe.