Richtungsweisend: Jahn Regensburg bei Schlusslicht Magdeburg kein Favorit

Magdeburg/Regensburg. Aufsteiger Magdeburg bleibt trotz starker Auftritte mit dürftigen Ergebnissen unter seinen Möglichkeiten. Und FC-Trainer Christian Titz hat nicht die besten Erinnerungen an den SSV Jahn – die 0:5-Heimpleite mit dem HSV bleibt unvergessen. Dennoch hat Regensburg alles andere als Grund zum Übermut.

Wo laufen sie denn hin? Hoffnungsträger Sarpreet Singh (links) wegen eines Transferfehlers nicht spielberechtigt, Sportchef Roger Stilz sagt nach nur einem Jahr überaus leise Servus, Collage: Jürgen Herda

Mit einem Hexenkessel rechnet Jahn-Coach Mersad Selimbegovic am Sonntag, 13.30 Uhr, in der mit rund 17.500 erwarteten Zuschauern gut zur Hälfte gefüllten MDCC-Arena in Magdeburg – lediglich 280 Fans aus Regensburg werden, Stand heute, in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts erwartet.

Die Regensburger nutzten die Länderspielpause zu einem Testspiel gegen den österreichischen Zweitligisten St. Pölten, das gemischte Gefühle hinterlässt: Nach einer 3:0-Pausenführung – zweimal Prince Owusu (4./11. Minute) und Bene Gimber (27.) – glichen die Niederösterreicher noch aus. Doch nach den Ereignissen der vergangenen Woche, standen andere Themen im Fokus.

Vergessen, Singh anzumelden

Sportchef Roger Stilz sagt nach nur einem Jahr überaus leise Servus, Hoffnungsträger Sarpreet Singh wegen eines Transferfehlers nicht spielberechtigt: „Trotz aller Turbulenzen“, sagt Selimbegovic, „wir sind dafür da, die Mannschaft auf dieses wahrscheinlich komplizierte Spiel vorzubereiten – alles andere muss man ausblenden.“ Dass Singh erst ab 1. Januar spielberechtigt ist, sei ein harter Schlag. „Wir wissen, welche Qualitäten er hat, aber wir werden das gemeinsam meistern.“ Der Verein hat peinlicherweise vergessen, den Neuseeländer nach der Ausleihe vom FC Bayern bei der DFL als Jahn-Akteur zu registrieren.

er 23-Jährige darf damit bis zur Öffnung des Winter-Transferfensters im Januar nicht für den Klub spielen, und das, obwohl die Verantwortlichen von Juli bis Anfang September Zeit gehabt hätten, die Leihe im Transfer-Online-Registrierungssystem zu melden. „Dieser Vorfall fällt in die Verantwortung des Geschäftsführers Sport“, kommentiert Jahn-Präsident Hans Rothammer den Vorfall. Ob der eine Rolle bei der überraschenden Trennung von Roger Stilz spielte, bleibt unbeantwortet.

FCM hat mehr verdient als 7 Punkte

Der Jahn-Trainer kann an diesen Störgeräuschen wenig ändern, er muss die Mannschaft für das richtungsweisende Spiel bei Schlusslicht Magdeburg (7 Punkte) vorbereiten – und das nach wie vor ohne Abwehrkante Steve Breitkreuz (gesperrt) und Linksverteidiger Leon Guwara (Reha). „Obwohl Magdeburg nur sieben Punkte hat, haben sie mehr verdient, wenn man sieht, wie die spielen“, sagt Selimbegovic. „In vieler Hinsicht sind die ganz vorne, bei Ballbesitz Nummer 1, nicht der HSV oder Hannover.“

In diesem Stadion zu punkten bei deren Spielstil, das werde nicht so einfach. „Die werden uns ab der ersten Sekunde unter Druck setzen wollen“, erwartet der Jahn-Coach ein hitziges Match. Eines von vielen in dieser engen Zweiten Bundesliga. Die sei nämlich auch ohne die namhaften Bundesliga-Aufsteiger Schalke und Bremen nicht schwächer geworden – sondern lediglich in der Breite ausgeglichener, was die enge Tabellensituation widerspiegle.

Titz lobt Regensburgs „klare Richtlinie“

„Wir treffen auf einen Verein, der für eine klare Richtlinie seit Jahren steht“, beschreibt FC-Trainer Christian Titz seine Wahrnehmung des SSV Jahn, „für eine gemeinschaftliche, kompakte Spielweise, wo jeder für den anderen da ist, die ein gutes Verteidigungsverhalten haben, die mit ihrem Umschaltspiel genau wie in den vergangenen Jahren nachweisen, wie erfolgreich sie als Team auftreten.“ Vier Spiele aus Magdeburger Sicht, drei Niederlagen, ein Remis – keine gute Bilanz: „Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Punkte holen.“

Musste der Coach das Team nach der 1:3-Rostock-Pleite aufrichten? „Die Spieler waren nicht enttäuscht, sie waren verärgert“, sagt Titz, „verärgert, weil sie wissen, sie haben über weite Strecken eine gute Partie gemacht und haben die Punkte selbstverschuldet liegenlassen – indem wir im Verteidigungsverhalten nicht konsequent waren und unsere Torchancen nicht genutzt haben.“

Dosenöffner für den Kopf?

Deshalb habe das Magdeburger Trainerteam in puncto Standards und Chancenverwertung viel mit der Mannschaft kommuniziert, wie man das besser machen könne. „Da war ein großer Ehrgeiz im Team, aber das haben wir, seit ich hier Trainer bin.“ Hofft Titz, dass das Duell auf Augenhöhe zum Dosenöffner für den Kopf seiner Spieler wird? „Ich will so was gar nicht hineinstilisieren“, sagt er, „Regensburg ist in der Tabelle nahe bei uns, und da wollen wir zu Hause drei Punkte holen.“  

Trotz diverser Ausfälle von Florian Kath, Maximilian Franzke, Leon Schmökel, Malcolm Cacutalua, Belal Halbouni und vor allem Christiano Piccini könne man dank einiger Genesener wieder eine Mannschaft auf den Platz schicken, die in der Zweiten Liga konkurrieren könne. „Wir hatten eine Phase, wo es ergebnistechnisch nicht so geklappt hat“, weigert sich Titz von einer Krise zu sprechen, „aber wir sind als Aufsteiger nicht als Meisterschaftsfavorit gestartet.“

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