Immunsystem stärken – Antibiotika reduzieren

Oed. „So wie wir heute das Kalb mit Kolostrum versorgen, so verdienen wir später an der Leistung der Kuh“, sagte Dr. Stefan Paarmann bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schwandorf und des Rinderzuchtverbandes Oberpfalz. Unter Kolostrum verstehen die Fachleute die unmittelbar nach der Geburt eines Kalbes gemolkene Muttermilch. Durch den richtigen Aufbau des körpereigenen Immunsystems könne der Einsatz von Antibiotika langfristig reduziert werden.

In den letzten Jahren sei ein Rückgang der Antikörper bei Rindern zu beobachten. Entsprechend müssten sich Züchter und Halter Gedanken machen, wie dieser Rückgang durch andere Parameter ausgeglichen werden könne. Das Kolostrum enthalte Immunglobuline, Nährstoffe, Wachstumsfaktoren und Vitamine.

Im Grunde geht es darum: Wir brauchen eine maximale Qualität des Kolostrums und diese Qualität muss bei den Kälbern ankommen,

verdeutlichte Dr. Stefan Paarmann. Geeignet für die Erstversorgung sei nur das Erstgemelk, das unmittelbar nach der Geburt gemolken wird. „Schon ein paar Stunden nach der Geburt ist es kein Kolostrum mehr, sondern ganz normale Milch“, erklärte Paarmann. Beim Melken müsse peinlichst auf die Sauberkeit des Euters geachtet werden, um Verunreinigungen des Gemelks zu vermeiden. Das Kolostrum müsse schließlich umgehend verabreicht werden. Schon vier Stunden nach der Geburt lasse der Übertritt der Immunkörper vom Darm in das Blut des Kalbes deutlich nach.

Rinderzuchtverband Dr Stefan Paarmann 2
Dr. Stefan Paarman referierte über die Bedeutung des Kolostrums für den Aufbau des körpereigenen Immunsystems von Kalben.

Kolostrum haltbar machen

Je nach Mutterkuh könnten bis zu 28 Liter Kolostrum gemolken werden. Der nicht verfütterte Rest müsse schnell haltbar gemacht werden, da sich der Keimgehalt bereits nach 15 Minuten verdopple. Durch Ansäuern bliebe das Gemelk flüssig und könnte so nach und nach verfüttert werden. Eine Lagerung bei Kühlschranktemperatur sei für maximal 24 Stunden möglich. Darüber hinaus komme auch Einfrieren in Betracht. Um Verschmutzungen durch Fliegen zu vermeiden, müsse das Melkgefäß jedenfalls umgehend abgedeckt werden, etwa durch ein Handtuch.

Hervorragende Zuchtbullen aus der Oberpfalz

Rinderzuchtberater Rudolf Traxinger vom AELF Schwandorf stellte neue, prämierte Zuchtbullen vor. Von zehn ersten Plätzen seien drei aus der Oberpfalz. „Die Oberpfalz war auf der Liste der guten Bullen noch nie so stark vertreten“, freute sich Taxinger. Ein besonderes Vorzeigeexemplar kommt vom Betrieb des Fleckviehzüchters Anton Ott aus Grub bei Pressath. Der Stier „Mogul“ werde nicht nur aus Nordbayern eine große Nachfrage erhalten, sondern aus ganz Bayern, aus Österreich und Tschechien.

Rudolf Traxinger AELF Schwandorf Rinderzuchtberater
Rudolf Traxinger, Rinderzuchtberater am AELF Schwandorf, freute sich über die hervorragenden Zuchtergebnisse aus der Oberpfalz.

Zuchtverband investiert in tiergerechte Vermarktungseinrichtung

Dank teilweise sehr guter Kälberpreise und eines stabilen Absatzes im Export von Kalbinnen konnte der Umsatz im Rinderzuchtverband Oberpfalz etwas gesteigert werden. Clemens Spiegl, Mitarbeiter des Verbandes, berichtete von einem Volumen von rund 15 Millionen Euro im vergangenen Wirtschaftsjahr. „Die Tiere brauchen nicht mehr wie bisher die Anbindung im Stall sowie die Vorführung durch den Verkäufer“, ging Spiegel auf die Vorteile der neuen Vermarktungseinrichtung ein. Im sogenannten freien Kuhverkehr suchen und finden die Vermarktungstiere ihren Weg vom Transportfahrzeug über die Wiegeeinrichtung und die Waschstraße bis hin zum Versteigerungsring.

Es ist erstaunlich, wie sich die Kühe in der Halle dem Publikum ungezwungen, entspannt und auch sehr neugierig präsentieren”,

berichtete Spiegl. Die persönliche Anwesenheit der Vermarkter sei nicht mehr notwendig, was der angespannten Arbeitssituation auf den Höfen Rechnung trage. Für die in Nordbayern bisher einmalige Einrichtung investierte der Rinderzuchtverband eine sechsstellige Summe.

Rinderzuchtverband Dr Stefan Paarmann 1
Im Saal der Hofkäserei Lang in Oed hatten Rinderzuchtverband Oberpfalz und das AELF Schwandorf zur gemeinsamen Informationsveranstaltung eingeladen.

* Diese Felder sind erforderlich.