Rollstühle und Wassertanks an Bord: Alexander Krauß (21) fährt an die Front

Speichersdorf/Kemnath. Voll bepackt mit Rollstühlen, Rollatoren und Gehstöcken startet Alexander Krauß an die ukrainische Front. Der 21-Jährige setzt sein Leben aufs Spiel, um anderen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Im Vorfeld hat Alexander Krauß unter anderem mit „Humanitas in centro e. V.“ seiner Kriegs- und Katastrophenopferhilfe nun auch eine vereinsmäßige Struktur gegeben. Mit dem eingetragenen Verein sind seine Hilfsaktionen als gemeinnützig anerkannt. „Mit diesem Verein wollen wir einen weiteren aktiven Beitrag für eine bessere und friedlichere Welt leisten.“

Unterstützt wird der 21-Jährige von seiner ganzen Familie. Die Mitgliederzahl wächst. Um gezielt vor allem Lebensmittel einzukaufen und organisieren zu können, was vor Ort benötigt wird, sind Geldspenden hilfreich. Sachspenden in Form von (Schmerz-)Medikamenten und Verbandsmaterial, Powerbanks, Generatoren und Batterie, Taschenlampen und Kerzen, Schlafsäcke und Isomatten sowie Tiernahrung nehmen die Helfer ebenfalls jederzeit gerne entgegen.

Gemeinsam mit Ahrtal-Helfern

Der Verein bietet an, die Sachspenden abzuholen. Um das Ganze zu organisieren ist hierfür einfach eine kurze WhatsApp-Nachricht unter +49 177/2641632 oder eine Mail an info@humanitas-in-centro.de ausreichend. Weitere Informationen bei Alexander Krauß, Kodlitz 37, 95469 Speichersdorf sowie unter www.humanitas-in-centro.de.

Die Ukraine-Hilfe von Alexander Krauß rührt von der freundschaftlichen Verbindung her zu Sandro Jahn aus Hallstadt bei Bamberg. Beide haben sich nach der Ahrtal-Flutkatastrophe im Zuge der Akuthilfe kennengelernt. Nach mehreren Hilfsaktionen für die Flutopfer ist Krauß mittlerweile auch im ukrainischen Kriegsgebiet aktiv. Hier hat er sich dem Projekt Feldküche angeschlossen, das Jahn im Zuge seiner seit Kriegsbeginn andauernden humanitären Hilfe im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet sowie im Weiteren auch bis in den Osten der Ukraine, Richtung Charkow, ins Leben gerufen hat.

Unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe werden dabei den Menschen an der Front Lebensmittel und Feldküchen zur Verfügung gestellt, um sich selbst zu versorgen. Erstmals startete Alexander Krauß am 14. Dezember vergangenen Jahres in die ukrainischen Dörfer, mehrere Kilometer hinter Charkow unweit der Front, mit zwei Feldküchen, um gleichsam in Form eines Pilotprojekts auszutesten, wie diese Art der Selbstversorgung von der Bevölkerung angenommen wird. Die Aktion stieß auf unerwartet positive Resonanz, erinnert sich Krauß, und motivierte, weitere Initiativen zu starten.

Kinder nahe der Front: „Es bricht einem das Herz“

Viele bleiben aus Heimatverbundenheit, weil ihnen das Geld fehlt, oder weil sie anderen nicht zur Last fallen wollen. Nicht zuletzt ist hier die Sprachbarriere ein riesiges Problem. Kaum jemand spricht hier Englisch, so Krauß. Insbesondere, wenn man in den Dörfern nur wenige Kilometer von der unmittelbaren Frontlinie entfernt die kleinen Kinder sieht, breche es einem das Herz. Beim nächsten Transport liegt auf jeden Fall unter anderem wieder der Fokus darauf, neben genügend Süßigkeiten auch andere Spielsachen im Gepäck zu haben.

Am kommenden Sonntag, 21. Mai, startet Alexander Krauß mit einem hessischen Freund seinen nächsten humanitären Hilfseinsatz an der Ostfront der Ukraine. Seit Wochen laufen dafür die Vorbereitungen. Unterstützung kommt von allen Seiten. Zuletzt von dem Rot Kreuz-Seniorenwohnheim in Kemnath und vom Diakonie-Luise-Elsässer-Haus. Die Pflegeheime stellen Rollstühle, Rollatoren, Gehstöcke und medizinische Masken zur Verfügung.

Wassertanks mit Filteranlagen dabei

„Mit so viel Ware haben wir nicht gerechnet!“ Krauß ist voll des Dankes. Randvoll mit Hilfsgütern waren sein Hänger, die Ladefläche und alle Plätze im Pickup nach dem Beladen. Mitgenommen werden auch 1,2 Kubikmeter Wassertanks, die er von einem ukrainischen Verein gespendet bekommen hat. Diese holte Krauß am Donnerstag in Augsburg ab, bevor es am Sonntagmittag Richtung Osten geht. Zehn davon bringt Krauß an die Front bei Kramatorsk, damit sich die dortige Bevölkerung in Verbindung mit Filteranlagen mit Wasser wieder selbst versorgen kann.

Ein gefährliches Unterfangen, wie er aus eigener Erfahrung weiß und bereits mehrmals leidvoll erfahren musste. Bei der Ausgabe von Lebensmittelpaketen, Medikamenten und Hygieneartikeln in einem Frontdorf schlug bei seinem letzten Aufenthalt nur 50 Meter hinter der Ausgabestelle eine Mörserrakete ein und zerstörte alles Umstehende. Glücklicherweise wurde dabei nur ein Anwohner leicht verletzt. Krauß und sein Fahrzeug bekamen glücklicherweise nur Splitterteile ab.

Als gelernter Heizungsbauer und Anlagenmechaniker ist natürlich auch das handwerkliche Geschick von Krauß gefragt und unbezahlbar. Er wird helfen, unter anderem die Wasserversorgung, welche vielerorts nahezu komplett zerstört wurde, wieder aufzubauen bzw. bei der Installation von Filteranlagen zu unterstützen. Dabei wird es bei dieser Aktion nicht bleiben. Denn mit der jetzigen Aktion laufen bereits Überlegungen für den nächsten Hilfseinsatz im Sommer dieses Jahres mit.

Der Verein „Humanitas in centro“.

Mit der Vereinsgründung hat der Initiator des Vereins ein Spendenkonto mit der IBAN DE71 7706 9782 0000 7371 60 eingerichtet. Jetzt kann auch auf diesem Weg schnell und direkt Hilfe geleistet werden. Zum Verwendungszweck Ukraine ist Name und Adresse des Spenders anzugeben. Bis 300 Euro wird der Einzahlungsbeleg als vereinfachter Nachweis steuerlich anerkannt. Wer eine Spendenquittung benötigt, wird gebeten, dies beim Verwendungszweck mit anzugeben.

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