Rosskur für die Freibäder: Sanierung oder Schließung?

Erbendorf/Tirschenreuth. Der herrliche Sommer ließ zwar die Kassen der Freibäder in der Region klingeln, aber viele Kommunen können notwendige Reparaturen ihrer Einrichtungen nicht zahlen. Droht einigen Bädern sogar die Schließung?

Von Udo Fürst

Freibad Erbendorf Sanierung
Dem Freibad Erbendorf würde laut Bürgermeister Hans Donko eine Sanierung gut tun. Allerdings ist die Finanzierung ein Problem. Foto: Udo Fürst

Kaputte Fliesen, veraltete Technik, undichte Becken: Viele Hallen- und Freibäder in der Oberpfalz sind marode. Die Gemeinden schätzen die Sanierungskosten in acht Bädern auf mehr als 15 Millionen Euro. Das bayerische Bauministerium prüft derzeit, ob es neue Fördermöglichkeiten geben wird. Der Sanierungsbedarf bei kommunalen Bädern in der Oberpfalz beträgt 130 Millionen Euro. Zwölf von 30 öffentlichen Schwimmbädern sind allein in der nördlichen Oberpfalz teilweise dringend sanierungsbedürftig. Zwei der Bäder droht sogar die Schließung.

Vor dem Aus

Etwa 900 Schwimmbäder gibt es in Bayern. Die meisten von ihnen müssen saniert werden. Bei einem Teil davon ist der Zustand sogar so schlecht, dass sie kurz vor dem Aus stehen. Das geht aus einer Antwort des bayerischen Innenministeriums auf eine SPD-Anfrage hervor. Wie sieht es damit in der Oberpfalz aus? Viele Kommunen seien nicht mehr in der Lage, die Sanierungen durchzuführen und die laufenden Betriebskosten für ihre Bäder zu bezahlen, sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Annette Karl. „Die bayerischen Schulen können den Schwimmunterricht nicht mehr im notwendigen Umfang durchführen. Schwimmkurse sind aber wichtig, um Badeunfälle zu verhindern.“ Die staatliche Förderung sollte in Härtefällen bis zu 100 Prozent betragen, sofern die Kommunen keine Eigenmittel aufbringen können. Helfen könnte ein solcher Sonderfond auch der Stadt Bärnau, die bereits ihr Hallenbad geschlossen hat.

Kinder können nicht mehr schwimmen

Laut neuesten Studien der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) kann bereits jedes zweite zehnjährige Kind nicht schwimmen. Ein Grund dafür sei, dass immer weniger Kinder und Jugendlichen das Schwimmen im Sportunterricht erlernen.

Diese Bäder müssen saniert werden

Zu den sanierungs- und dringend sanierungsbedürftigen Schwimmbädern in der nördlichen Oberpfalz zählen die Hallenbäder Weiherhammer, Moosbach und Tirschenreuth sowie die Freibäder Pleystein, Windischeschenbach, Grafenwöhr, Erbendorf, Friedenfels, Mitterteich, Tirschenreuth, Plößberg und Bärnau.

Zu Jahresbeginn hatte das Ministerium alle Kommunen angefragt, um den jeweiligen Sanierungsbedarf in kommunalen Bädern zu ermitteln. Nach Mitteilung von Annette Karl belaufen sich die Sanierungskosten bayernweit auf mehr als eine Milliarde Euro. 447 Bäder seien sanierungsbedürftig, 53 sogar aufgrund massiver Mängel von der Schließung bedroht.

„Sofort handeln“

Die Abgeordnete fordert ein Sofortprogramm „angesichts der Tatsache, dass die prognostizierten Sanierungskosten für die akut von der Schließung bedrohten Bäder über 150 Millionen Euro betragen“. Ob es dieses Programm geben wird, ist allerdings noch offen. Eine Arbeitsgruppe Schwimmbadförderung solle bis zur Aufstellung des Doppelhaushalts 2019/2020 Fördermöglichkeiten ausloten, teilte das bayerische Bauministerium mit. Erst dann werde entschieden. Grundsätzliches Ziel sei es, kommunale Bäder als Voraussetzung für den Erwerb der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu erhalten. Nicht gefördert würden Freibäder mit Rutschen oder Spaßbäder.

Unterdessen zeigen sich viele Bürgermeister von Friedenfels bis Windischeschenbach überrascht von der Einstufung ihrer Bäder. „Von einer drohenden Schließung sind wir weit entfernt“, sagt zum Beispiel Erbendorfs Rathauschef Hans Donko. Allerdings sei das Freibad schon sanierungsbedürftig. Das aber könne man ohne finanzielle Unterstützung nicht leisten. Da allerdings könnte Erbendorf Pech haben: Dort gibt es nämlich eine große Rutsche – die größte in der Oberpfalz.

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