Rotaract besucht die Synagoge in Weiden
Weiden. Der Rotaract-Club Weiden, engagiert sich nicht nur für die Weidener Tafel, sondern bildet sich auch kulturell weiter. Deshalb stand ein Besuch der Weidener Synagoge auf dem Programm.

Bei Rotaract treffen sich junge und jung gebliebene Menschen, die das gemeinsame Motto: „Lernen – Helfen – Feiern“ verbindet. Erst kürzlich machten die jungen Leute unter dem Vorsitz von Korbinian Wies mit einer Spendenaktion zugunsten der Weidener Tafel auf sich aufmerksam. Mit dem Besuch in der Weidener Synagoge stand nun wieder einmal das „Lernen“ auf dem Programm. Nach dem Besuch einer Weidener Moschee im vergangenen Jahr war nämlich die Neugierde auf eine weitere wichtige Religionsgemeinschaft geweckt.
Spannende Geschichte der Weidener jüdischen Gemeinde
Werner Friedmann von der Weidener Jüdischen Gemeinde hieß die Rotaracter herzlich willkommen. Das Angebot zum Gedankenaustausch nützen auch mehrere Rotarier vom RC Weiden. Schließlich kann man nicht alle Tage einem kompetenten Vertreter der Jüdischen Gemeinde Fragen stellen. Zu Beginn gab es geschichtliche Informationen über die nordoberpfälzer Juden. Die Anfänge in Weiden gehen bis in das Jahr 1359 zurück. Damals wurde Juden erlaubt, sich in Weiden niederzulassen. 1465 bis 1489 gab es in der Stadt vier Familien mit insgesamt 31 Personen.
Nach heute gültigen ethischen Grundsätzen nicht mehr möglich, war Bürgern jüdischen Glaubens nicht erlaubt, ein Handwerk zu betreiben. Lediglich Handel und Geldverleih war zum Lebensunterhalt gestattet. Nach 1489 war schon wieder Schluss mit der Möglichkeit, sich in Weiden niederzulassen. Erst im 30-jährigen Krieg, genauer 1636, gab es für neue jüdische Bürger die Chance, sich in der Weidener Judengasse anzusiedeln. Sie waren aber wenig willkommen und wanderten wieder ab. Viele gingen nach Floß, Amberg und Sulzbach-Rosenberg.
Entwicklung der jüdischen Gemeinde ab dem 19. Jahrhundert
Mit der Entscheidung im Jahr 1863, dass die Eisenbahnlinie von München in den Norden über Weiden geführt werden soll, gab es wieder einen Zuzug. Die Flosser Gemeinde, die heute noch als Muttergemeinde der Weidener Juden gilt, hatte viele Menschen angezogen, die nun in Weiden Arbeit fanden. Da mittlerweile eine relative Religionsfreiheit in Weiden eingekehrt war, kauften 1889 die neu angesiedelten jüdischen Gläubigen ein Grundstück am Rande der Innenstadt und errichteten dort eine Synagoge.
„Mit dem Erwerb eines Grundstückes im Jahr 1901, der heute noch als jüdischer Friedhof genutzt wird, wurde die jüdische Gemeinde vollwertig“, so Werner Friedmann. Am 9. November 1938 erreichte der Antisemitismus der Nationalsozialisten auch in Weiden seinen vorläufigen Höhepunkt. Oberbürgermeister Hans Harbauer (1885-1966), glühender Nationalsozialist, trachtete danach, Weiden „judenfrei“ zu machen, was ihm mit seinen Schergen bedauerlicherweise auch gelang.
Zuzug aus Russland bedeutet eine große Chance
Der Neuanfang der jüdischen Gemeinde in Weiden begann mit der Ansiedlung der ‚displaced persons‘, also den Kriegsflüchtlingen aus allen Teilen des durch Krieg verwüsteten Europa und maßgeblich auch den östlichen Kriegsgebieten. Ein ehemaliger Häftling aus dem Flossenbürger Konzentrationslager gestaltete die von den Nazis geschändeten Räume der Synagoge neu. Bis heute zieren jüdische Motive die Wände und Decken. Derzeit beträgt die Anzahl der jüdischen Gläubigen in der Weidener Gemeinde etwa 150-180 Menschen.
Bei seiner Führung erläuterte Werner Friedmann den interessierten Rotaractern und Rotariern verschiedene jüdische Kultgegenstände wie Kippa oder Siebenarmigen Leuchter. Er erinnerte auch an den unvergessenen langjährigen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Hermann Brenner. Zu seinen Ehren wurde 2013 ein Platz an der Ostbayerischen Technischen Hochschule nach ihm benannt.
Interessant war zum Schluss der Führung eine Fragerunde, bei der auch der aktuelle Krieg in Israel erörtert wurde. Es herrschte Übereinstimmung, dass der Terrorüberfall auf Israel durch die Hamas, eine große Bedrohung für die einzige Demokratie im Nahen Osten darstellt. Ebenso einig war man sich, dass die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten die größten Leidtragenden sind.
Wer unter dem Motto Lernen-Helfen Feiern mitmachen und darüber hinaus interessante Kontakte knüpfen will, sollte zwischen 18 und 30 Jahren sein und kann sich gerne beim derzeitigen Präsidenten Korbinian Wies unter korbinian.wies@rotaract.de melden.
Rotaract freut sich immer auf interessante junge Leute!
* Diese Felder sind erforderlich.