Roter Teppich für ein begehrtes Gut

Pressath. Knapp 50 Firmen, Behörden und Bildungseinrichtungen warben bei der Ausbildungsmesse in der Mehrzweckhalle um den Nachwuchs.

“Wir hätten auch noch mehr Auszubildende genommen”: Ein solches Statement bekamen die Bürgermeister Marcus Gradl (Eschenbach), Edgar Knobloch (Grafenwöhr) und Bernhard Stangl (Pressath) (von rechts) sogar am Stand eines traditionell gefragten Ausbilders wie Witron zu hören. Die geburtenschwachen Jahrgänge schlagen auf den Ausbildungsmarkt empfindlich durch. Foto: Bernhard Piegsa
Volle Gänge und Schlangen an vielen Ständen: Zahlreiche Jugendliche nutzten die Chance, sich über das überaus vielfältige Ausbildungsstellenangebot in ihrer Heimatregion zu informieren. Foto: Bernhard Piegsa
Volle Gänge und Schlangen an vielen Ständen: Zahlreiche Jugendliche nutzten die Chance, sich über das überaus vielfältige Ausbildungsstellenangebot in ihrer Heimatregion zu informieren. Foto: Bernhard Piegsa
Ein FC-Bayern-Fan ist Sebastian Stäudle aus Parkstein (Mittel). Entsprechend groß war die Freude über das Ticket für ein Spiel des Rekordmeisters, das bei der Ausbildungsmesse verlost wurde. Drei weitere Gewinner können bei Besuchen im Bundestag oder Landtag den Abgeordneten über die Schulter schauen. Thomas Weiß, Bernhard Stangl und Thomas Ott (von rechts) vom Organisationsteam der Veranstaltung. Foto: Bernhard Piegsa
Ein FC-Bayern-Fan ist Sebastian Stäudle aus Parkstein (Mittel). Entsprechend groß war die Freude über das Ticket für ein Spiel des Rekordmeisters, das bei der Ausbildungsmesse verlost wurde. Drei weitere Gewinner können bei Besuchen im Bundestag oder Landtag den Abgeordneten über die Schulter schauen. Thomas Weiß, Bernhard Stangl und Thomas Ott (von rechts) vom Organisationsteam der Veranstaltung. Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
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Foto: Bernhard Piegsa

„Wer geradeaus laufen kann, hat heutzutage seine Ausbildungsstelle sicher – eine Bewerbung genügt“, dieses Statement einer Insiderin mag flapsig klingen, doch allzu übertrieben ist es nicht. Wer bei der achten „Ausbildungsmesse im VierStädtedreieck“ das Gespräch mit den 49 Firmen, Behörden und Bildungseinrichtungen suchte, die in der Pressather Mehrzweckhalle um „Berufs-Pfadfinder“ warben, merkte schnell: Azubis sind ein begehrtes Gut, und der viel zitierte rote Teppich für Schulabgänger liegt auch in der Nordoberpfalz allenthalben aus – man muss ihn nur betreten wollen.

Bewerber gesucht

„Es fehlt nicht an Ausbildungsstellen, sondern an Bewerbern“, mit dieser Einschätzung befand sich Ausbildungsleiter Johannes Beierl vom Elektrotechnikspezialisten Rogers aus Eschenbach in bester Gesellschaft. „Wir kämpfen um Nachwuchs“, „Wir hätten locker doppelt so viele Auszubildende einstellen können“ – solche Stoßseufzer waren quer durch alle Berufszweige zu vernehmen. Und längst werben nicht nur Handwerksbetriebe oder Einrichtungen der pflegenden Berufe, sondern sogar Anbieter des traditionell beliebten öffentlichen Dienstes händeringend und initiativ um junge Fachkräfte.

Kampf gegen Klischees

Polizei-Ausbildungsleiter Ulrich Glaser sieht die Ursache vor allem im demografischen Wandel: „Die geburtenschwachen Jahrgänge schlagen spürbar durch“ – eine Sicht, die viele Ausbilder und Personalverantwortliche teilen. Imageprobleme bestimmter Berufsfelder spielen demgegenüber eine immer geringere Rolle, auch wenn man in manchen Branchen wie etwa im Bauwesen, im Heizungsbau oder in einer Großbäckerei durchaus noch gegen überholte Klischees ankämpft und auf längst selbstverständliche technische Erleichterungen, flexible Arbeitszeiten und übertarifliche Löhne verweist.

Wertschätzung für mittleren Schulabschluss

Abitur und Studium als unter fast allen Umständen anzustrebendes Nonplusultra, das gilt offenbar auch immer weniger. Manchen Eltern und Schülern müsse man zwar noch die Wertschätzung für Mittelschulabschluss oder Mittlere Reife und für eine Berufsausbildung nahebringen, räumten die Vertreter der Schulleitungen der vier Grund- und Mittelschulen im Schulverbund VierStädtedreieck ein.

Doch im großen Ganzen seien ein Bewusstseinswandel und ein wachsendes Interesse an diesen Bildungs- und Berufswegen zu spüren – nicht zuletzt, weil die Aussicht, bald nach dem Schulabschluss Geld zu verdienen, Interesse wecke und man zudem sehe, dass es nicht mehr unbedingt die Akademiker sind, die am besten verdienen.

Wertschöpfung findet vor allem in Handwerk und Industrie statt.Johannes Beierl vom Elektrotechnikspezialisten Rogers in Eschenbach

Martin Pepiuk, Vorsitzender des Pressather Gewerberings, beurteilt diese Trendwende positiv: „Ein Schritt zurück kann ein Anlauf für Größeres sein.“ Entsprechend selbstbewusst treten Handwerks- und Industrieunternehmen auf. „Wir setzen die Energiewende um“, hält Jonas Günthner vom gleichnamigen Wirbenzer Heizungsbauer fest.

Premium-Schulnoten seien auch nicht mehr das Maß aller Dinge, betonen viele Ausbildungsverantwortliche, und Berufsbildungswerke wie das Grafenwöhrer Sankt-Michaels-Werk oder Unternehmen wie die Großbäckerei Kutzer werben mit Chancen für Menschen aller schulischen Niveaus. Ob ohne Abschluss oder mit Abitur, auf Motivation und Fähigkeiten, die zum jeweiligen Beruf passen, komme es an, und das sei nur bedingt eine Frage von Schulzeugnissen.

Viele positive Rückmeldungen

Die Erfahrungsberichte von Schul- und Unternehmensverantwortlichen auf der „Ausbildungsmesse VierStädtedreieck“ illustrierten auch die Folgen des coronabedingt zeitweilig aus der vertrauten Ordnung geratenen Schulunterrichts. Gewisse Abstriche beim Bildungsniveau seien durchaus festzustellen, und mancher tue sich schwer mit einem strukturierten Arbeitstag – auch solche Aussagen waren wiederholt zu hören. An der Motivation junger Menschen, einen Berufsweg erfolgreich einzuschlagen, fehlt es nach allgemeiner Einschätzung dennoch nicht – daran hat auch das leidige Virus nichts geändert.

Fazit zur Messe

Alles in allem könnten alle Beteiligten mit dem Verlauf dieser bisher größten der acht VierStädtedreieck-Ausbildungsmessen vollauf zufrieden sein, urteilte Mitorganisator Thomas Weiß vom SPD-Ortsverein Grafenwöhr abschließend: „Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten.“ Mehr als 600 Besucher habe man gezählt, darunter 250 Jugendliche.

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