Rückblick auf eine bewegte Feuerwehrgeschichte
Zessau. „310 Jahre“ feiern die Zessauer und Weihersberger im kommenden Jahr mit einem großen Festprogramm, das an die Gründungsjubiläen von Feuerwehr Zessau-Weihersberg (130 Jahre) und Schützengesellschaft Eichenlaub (70 Jahre), an die Jahrhundertfeier der Zessauer Herz-Jesu-Kirche und an zehn Jahre Gemeinschaftshauseinweihung erinnert.

Für die „Floriane“ aus den Orten zwischen Sperlkreuz und Siechenbach war die Erinnerung an den 22. Oktober 1893 ein guter Grund, schon heuer einen eigenen „Feiertag“ in Gestalt eines Festnachmittags im voll besetzten Gemeinschaftshaus einzulegen. An jenem Tag hätten 38 Gründungsmitglieder im Zessauer Gasthof Lober den Feuerwehrverein ins Leben gerufen, der die gemeindliche Pflichtfeuerwehr abgelöst habe, erinnerte der langjährige Feuerwehrvorsitzende Robert Reindl in seinem Vortrag, der sich auf die von Heinrich Lober geführte Chronik der Feuerwehr stützte.
Zwei Jahre später sei der Verein dem Landesfeuerwehrverband beigetreten: „Die Jahreszahl 1895 findet sich bis heute auf unserer Fahne.“ Damals sei auch das erste Gerätehaus an der Straßenecke beim heutigen Kriegerdenkmal entstanden, das von 1920 bis 1924 während des Baus der neuen Kirche als Notkapelle gedient habe.
Schon früh das Gesellschaftsleben bereichert
Frühzeitig habe der Verein mit Christbaumversteigerungen und anderen Veranstaltungen zum Gemeindeleben beigetragen und nebenbei seinen Kassenstand aufgebessert, erzählte Reindl. Ausgerechnet der Streit um eine Christbaumversteigerung, die die Weihersberger ohne Absprache mit ihren Zessauer Kameraden abgehalten hätten, habe 1913 zur Spaltung in zwei Wehren für Zessau und Weihersberg geführt, die 1936 zu einer „Gemeindefeuerwehr Weihersberg“ wiedervereinigt worden seien.
Nach deren Auflösung 1945 habe es alsbald wieder vereinzelte Übungen und 1948 ein erstes Parkfest in Weihersberg gegeben. 1950 sei die Freiwillige Feuerwehr Zessau-Weihersberg förmlich neu gegründet worden, seit 2010 bestehe ein eingetragener Feuerwehrverein.
Als Gemeinschafts- und Veranstaltungsraum habe man ab 1953 bis zum Bau des Schützenheims 1966 eine Baracke genutzt. Ein neues Feuerwehrgerätehaus habe 1975 das alte Häuschen abgelöst, das dann noch bis zu seinem Abbruch 2013 als Abstell-Nebenraum des Schützenheims gedient habe. 2014 sei schließlich nach dreijähriger Bauzeit das heutige Gemeinschaftshaus mit Feuerwehrgerätehaus und Schießständen der „Eichenlaub“-Schützen eingeweiht worden.
Keine Kompromisse bei der Technik
Auch technisch sei die Wehr mit der Zeit gegangen. „Zum Kauf einer ersten Löschspritze 1895 hat sogar der Fürst von Thurn und Taxis auf Ansuchen der Wehr 30 Mark beigesteuert“, wusste Reindl. Nach der Spaltung 1913 habe die Weihersberger Wehr eine eigene „Löschmaschine“ gekauft. 1952 sei als Ersatz für die veralteten Spritzen eine maschinelle Pumpe, 1964 eine Tragkraftspritze mit Anhänger, 1977 ein erstes und 2006 das heutige Löschfahrzeug erworben worden. Eine Powerpoint-Bilderfolge mit Fotografien und Dokumentfaksimiles illustrierte die Höhepunkte der Feuerwehrhistorie.
Ehrungen
- 60 Jahre: Treue wurden Eduard Hösl, Alois Meyer, Siegfried Pöllmann
- 50 Jahre: Oswald Judas, Peter Landgraf, Lorenz Regner, Anton Schlicht
Nicht wenig zu dieser Geschichte beigetragen haben die langjährigen Mitglieder, die beim Festnachmittag geehrt wurden. Zweiter Bürgermeister Josef Marzi rief die Mitglieder auf, ihrem verantwortungsvollen Dienst treu zu bleiben. Die Geehrten, die insgesamt stolze 380 Jahre Treue bewiesen hätten, gäben hierfür Vorbilder ab.
Dem Jauchebad nur knapp entronnen
An eine besonders turbulente Episode erinnerte Robert Reindl. Zu einer Christbaumversteigerungsfeier an Silvester 1911 war auch ein Pressather „Kaufmann und Pechwannenanstreicher“ erschienen, um das Publikum mit „humoristischen“ Versen zu unterhalten. Beim Pointenverschießen feuerte er allerdings übers Ziel hinaus, indem er die „Bauern in jeder nur denkbaren gemeinen Weise auszusingen“ anhob, wie es in einem zeitgenössischen Bericht aus der „Amberger Volkszeitung“ hieß.
Das ließen sich die ehrbaren Ackerbürger nicht lange bieten und bekundeten ihr Missfallen offenbar so handfest, dass der übermütige Spötter eilends „seinen Zwicker herunterriss und durch die Küche Reißaus nahm“. Nur mit knapper Not entging der „Spottengel“ einem Bad „in der nahegelegenen Jauchegrube“, das einige Bauernburschen ihm als Honorar für seine „Schundpoesie“ gern spendiert hätten.
Der Zorn der Zessauer und Weihersberger, so die Volkszeitung abschließend, sei so nachhaltig gewesen, dass sie angeblich sogar an höherer behördlicher Stelle beantragt hätten, ihnen das „Jauchebad“ als Strafmaßnahme für künftige allzu grobe „Aussingereien“ grundsätzlich zu genehmigen.
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