“Sagen, Geschichten, Anekdoten” aus Grafenwöhr

Grafenwöhr. Zum Weltgästeführertag luden Christine Meindl, Elisabeth Schreml und Marianne Gottschalk zu einer humorvollen Zeitreise durch die Grafenwöhrer Altstadt ein und präsentierten viele bisher unbekannte Geschichten aus der Stadt.

Foto: Stefan Neidl

Der 21. Februar ist der Weltgästeführertag. Der Weltverband der Gästeführer will damit die Aufmerksamkeit auf die unverzichtbare Arbeit von gut ausgebildeten Gästeführern lenken. Für Grafenwöhr veranstalteten Elisabeth Schreml, Marianne Gottschalk und Christine Meindl als Einzigen in der Umgebung eine Führung unter dem Motto “Sagen, Geschichten, Anekdoten”.

Eine Tour mit viel Humor

Die drei Frauen führten über 40 Teilnehmer durch die Grafenwöhrer Altstadt. Sind die Orte durch diverse Führungen bekannt, waren es ihre Geschichten nicht – denn getreu dem Motto ging es eher um kleine Legenden, Kurioses und Lustiges. Schreml warnte schon einmal mit einem Augenzwinkern vor: “Bitte alles mit Humor nehmen. Die Tour ist nicht historisch oder chronologisch.”

Kurios ist bereits die Grafenwöhr Entstehungsgeschichte oder besser gesagt die Besitzverhältnisse: Gehörte das Areal im elften und zwölften Jahrhundert den Grafen von Hopfenohe und Lengenfeld, mangelte es ihnen nicht an Land, aber an einem männlichen Nachkommen, sodass das Gebiet Thumbach, Creussen und Naab als Erbe an eine der Töchter und ihren Ehemann der Gebhard von Leuchtenberg ging.

Die Leuchtenberger waren aber chronisch in Geldnot, sodass das Gebiet fünfmal verpfändet wurde – die Rückzahlung klappte aber nur drei Mal. Eine Hilfszahlung von 10.000 Gulden von Kaiser Sigismund scheiterte an der rechtzeitigen Überbringung, sodass Grafenwöhr an die Pfälzer Kurfürsten fiel. Da blieb die Stadt auch für 200 Jahre, bevor Anfang des 17. Jahrhunderts bayerische Truppen das Gebiet eroberten und als Kriegsbeute dem Kurfürstentum Bayern zuschlugen.

Ein etwas anderes Denkmal

Wie eine kleine italienische Piazza liegt der Platz in der Wolf-Dietrich-Mayr-Straße vor dem Kommunbrauhaus. Genau in dessen Mitte steht ein Feuerhydrant, den Gottschalk und Schreml mit einem Gedicht glatt zum Denkmal erklärten, ist Grafenwöhr doch relativ arm an Denkmälern.

Idyllisch liegt der Kirchensteig an der Thumbach, da wurden die beiden Gästeführerinnen fast nostalgisch und erinnerten sich an die Kindheit zurück: “Erst abends kehrte man verschmutzt, mit roten Backen und ausgepowert aber glücklich nach Hause zurück. Die Natur selbst war das spannendste Spiel.”

Foto: Stefan Neidl
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Foto: Stefan Neidl

In Grafenwöhr gings ganz schön ab

Einstige berüchtigte Anlaufstellen in der Sattlergasse, Schwarzschlachtungen bei der Deyerling-Kreuzung und die Erzeugnisse so mancher Soldatenliebschaften waren weitere kleine Skandale aus der Stadtgeschichte. Auch so mancher Sünder wurde in das Bärenloch am Kastenhaus gesperrt, das damals auch Standort des Pflegeamts war. Einer hatte drei Tage lang das Geld für die Steuer versoffen, der Wirt des Roten Rössls, das heutige Hotel Post, weil er mit betrunkenen Gästen eine Rauferei anfing, auch ein Betrunkener, weil er Streit mit dem Marktschreiber anfing.

“Geschwätzige Weiber” wurden hingegen in den Eisernen Schnabel, eine Art Pranger, gelegt. “Heute überflüssig”, meinen Gottschalk und Schreml, denn “schließlich gibt es keine geschwätzigen Weiber mehr”.

Smalltalk mit Elvis am Abort

Elvis Presley war wohl der bekannteste Soldat, der je in Grafenwöhr stationiert war. Ein ehemaliger Vorgesetzter von ihm erinnerte sich noch an einen gemeinsamen Besuch vermutlich im ältesten Gasthaus der Stadt “Zum Adler”. Der Abort war noch ohne fließend Wasser und direkt neben dem Misthaufen, wo die beiden Soldaten eine “tiefgründige” Unterhaltung führten: “Elvis lernte also nicht nur die Grafenwöhrer Gastlichkeit kennen, sondern auch die Oberpfälzer Landluft.” Möglicherweise war diese Begegnung auch der Anlass für Lieder wie “City by Night” oder “Clean up your own backyard”, mutmaßten die beiden Damen.

Zum Abschied appellierten die beiden noch, wer weitere solcher unbekannter “Sagen, Geschichten und Anekdoten” oder alte Bilder und Berichte hat, diese doch weiterzugeben und zu erzählen. Das Museum steht dafür gerne zur Verfügung.

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