Schleusenbauer aus der Oberpfalz: Hermann Maschinenbau expandiert – aber nicht hier
Weiden. Günther Hastaedt, Geschäftsführer der Hermann GmbH Maschinenbautechnologie, kündigt für 2025 "einen Paukenschlag" an. "Wir werden die 100 Millionen Euro Umsatz durchbrechen." Das Unternehmen (knapp 400 Mitarbeiter) will weiter wachsen. Am liebsten in Weiden, doch das scheitert schon am Grundstück.
Hans Hermann und Günther Hastaedt, Geschäftsführer der Hermann GmbH Maschinenbautechnologie, begrüßen am Mittwoch Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) und Wirtschaftsförderer Stefan Bloßfeldt aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium. Hastaedt dankt der Politik ausdrücklich für jahrelange Unterstützung: „Ihr habt uns viel unterstützt, aber wir bräuchten die Politik gerade zurück.“
Aus seiner Sicht sei Wachstum am Standort Deutschland aktuell nicht möglich. Das neue Werk entstehe in der Slowakei. 30 bis 40 Arbeitsplätze werden verlagert. Er sehe als Geschäftsführer, der in der Verantwortung für knapp 400 Mitarbeiter und ihre Familien steht, keine andere Option. „Wir wollten Deutschland nie verlassen, wir waren da immer Gegner.“ In den letzten zehn Jahren habe man rund 60 bis 70 Millionen Euro hier investiert. „Aber jetzt ist der Zeitpunkt da.“
In Weiden keine Fläche gefunden
Eine Expansion in Weiden scheitere schon allein am Grundstück. „Wo kein Platz ist, kann man nicht bauen.“ Und die Kosten „galoppieren ab“. Eine Schweißerstunde koste der Firma in der Slowakei 23 Euro, in Weiden 46 Euro. Er erwähnt den Autozulieferer und Maschinenbauer Schaeffler, der diese Woche angekündigt hat, in Deutschland 2.800 Stellen abzubauen. „Wir erleben eine Kapitalflucht, wie sie Deutschland noch nie erlebt hat.“
Staatssekretär Gotthardt teilt seine Sorge: „Wir brauchen Wettbewerbsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit.“ Deutschland erlebe eine „krasse De-Industrialisierung“, die „richtig weh tut“. Er fordert mehr Pragmatismus. Gerade eben habe er ein MAN-Werk in Polen besucht, das in sechs Monaten genehmigt war: „Da dachte ich bei mir: Fuck. Und wir brauchen zwei Jahre, bis wir die Haselmaus gezählt haben. “
Mitras/Detag-Gelände soll genutzt werden
Bürgermeister Lothar Höher (CSU) weist darauf hin, dass man aktuell anschiebe, das Mitras/Detag-Gelände wieder als Gewerbegebiet anbieten zu können. Aktuell liegt das Altlasten-Gutachten beim Wasserwirtschaftsamt. CSU-Fraktionsvorsitzender Benjamin Zeitler wünscht sich von übergeordneten Behörden, wie der Regierung, mehr Freiheit bei der Flächenentwicklung: „Wir brauchen mehr Luft zum Atmen.“ Die Verlagerungen „aus Weiden raus“ seien dramatisch.
Stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Hildegard Ziegler erinnert an das geplante Gewerbe- und Industriegebiet Weiden West IV, gescheitert an einem Bürgerentscheid. Für Hermann Maschinenbau (ansässig an zwei Standorten am Brandweiher) hätte es die Lösung sein können. Durch das knappe Angebot steigen zudem die Preise. Gewerbeflächen an der Neustädter Straße werden aktuell für 200 Euro pro Quadratmeter angeboten, früher waren es 65.
Positive Nachricht für Weiden am Rande: Die Hermann GmbH Maschinenbautechnologie hat im September ihren Firmensitz nach Weiden verlegt.
Spezialist für gigantische Maschinenteile
Gotthardt (Freie Wähler), begleitet von Weidener Stadträten fast aller Couleur, ist beim Rundgang schwer beeindruckt. „Schwer“ im wahrsten Sinne des Wortes. In den Hallen von Hermann ist alles riesengroß. Hier, in der tiefsten Oberpfalz, werden Teile für Schiffsschleusen und Sperrwerke vorgefertigt, die gigantische Ausmaße haben.
Schleusenbauer aus der Oberpfalz? Darüber schmunzelt heute niemand mehr. 1997 haben Hans Hermann und Günther Hastaedt das Maschinenbauunternehmen in einem Bauernhof in Erpetshof (Stadt Vohenstrauß) gegründet. Nach „harten, steinigen Jahren“ kam 2008 durch einen kleinen Auftrag eher zufällig der Stahlwasserbau dazu. Die Oberpfälzer hatten ein Bauteil geliefert und fielen durch ihre Präzision auf.
Es folgten millionenschwere Großaufträge: die Kaiserschleuse in Bremerhaven, das Sperrwerk Greifswald, die Schwebefähre Rendsburg, Schleusen in Hamburg und Berlin, der Hochablass in Augsburg. Jürgen Graßl, Leiter des Stahlwasserbaus und Prokurist, könnte die Reihe endlos fortsetzen. Aktuell läuft die Instandsetzung der großen Seeschleuse Wilhelmshaven, der größten Seeschleuse Deutschlands. Spannendstes Projekt ist für ihn derzeit die Friesenbrücke; hier baut Hermann die Antriebstechnik. Gewicht: 500 Tonnen.
Per Lkw teils gar nicht mehr transportierbar
„Alles ist sehr groß, alles ist sehr schwer“, erklärt Bernhard Pscheidt, neuer Leiter Einkauf. Die Standorte im hohen Norden (eine Werft in Brake, eine Fertigungshalle in Rendsburg) sind schon allein deshalb nötig, weil sie über den Seeweg zugänglich sind. Manche Teile lassen sich auf der Autobahn nicht transportieren. Am Neckar wurden im September 90 Tonnen schwere Schleusentore von einem Schwimmkran eingesetzt.
Zweiter großer Bereich ist die Lohnfertigung. Nach Kundenwunsch werden Maschinenbauteile hergestellt. Fräsen, Drehen, Schweißen, Sandstrahlen, Lackieren, Montieren – all das gehört zum Repertoire. Und auch das in riesigen Ausmaßen: Die Fräsmaschine kann Teile bis 16 Meter Länge bearbeiten. Die Halle fürs Sandstrahlen bietet 90 Quadratmeter Platz. Selbst die Lackierkabinen fassen Teile bis 15 Meter. Wer so etwas braucht? Gebaut wurden in Weiden unter anderem Komponenten für eine Montagelinie für Airbus und ein Gestell für Aerospace zum Raketenabschuss.
Die Erfolgsstory von Hermann GmbH Maschinenbautechnologie in Weiden.
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