Seenlandkonzept: Bürger sind skeptisch

Dießfurt. Das geplante Seenland stößt nicht nur auf Begeisterung. Die Dießfurter befürchten einen Massenansturm der Besucher und ein Verkehrschaos.

Das Thema “Freizeitsee” beschäftigt die Dießfurter: Das zeigten der rege Besuch der Ortsversammlung und die Diskussionsbeiträge, in denen auch Skepsis laut wurde. Foto: Bernhard Piegsa

„Himmel“ oder „Hölle“? Bei der Ortsversammlung im bis auf den letzten Platz besetzten Dießfurter Sportheim wurde deutlich: Die Dießfurter verfolgen das Vorhaben eines „Seenlands Haidenaabtal“ durchaus mit gemischten Gefühlen. Eine Einwohnerin nannte das von Bürgermeister Bernhard Stangl vorgestellte Konzept „optisch ansprechend“, zweifelte aber dennoch, „ob ich das vor meiner Haustür haben möchte“ und das Seenland tatsächlich eine „Chance“ für ihren Ort darstellen werde.

Wird Dießfurt überlaufen?

Sie verwies auf publik gewordene Schätzungen von 100.000 bis 150.000 Gästen pro Jahr, zu denen noch die Besucher aus der näheren Umgebung kämen, und auf das Beispiel des mittelfränkischen Brombachsees, der von „Menschenmassen“ überlaufen werde. Auch für Dießfurt befürchte sie an Wochenenden und in den Ferien ein Verkehrschaos mit schädlichen Auswirkungen auf das Dorfleben.

Bürgermeister: “Eine Riesenchance”

Fraglos habe das Projekt zwei Seiten, entgegnete Stangl: Einerseits sei es „eine Riesenchance“ für die Region, andererseits ein Eingriff in die Landschaft. Kritiker sollten aber auch an die gegenwärtigen Vermüllungs- und Verwahrlosungserscheinungen am Westufer denken, die man „in den Griff bekommen“ müsse. An der weiteren Planung wolle man die Bürger beteiligen, die Ortsversammlung sei ein erster Schritt hierzu.

Alles in allem ziele man mit dem geplanten „Seenland“ auf ein Angebot ab, das Erholungs- und Naturerkundungsort, „grünes Klassenzimmer“ und geselligen Treffpunkt in sich vereine. So solle das Wort „Erlebnistourismus“ einen neuen Klang erhalten. Ob Markthalle, Hotel, Ferienhäuser, Strand oder Spielplätze: eine naturverträgliche Bauweise sowie Bewusstseinsschärfung für Wert und Wichtigkeit des Naturschutzes blieben oberste Gebote. Ohnehin werde der touristische Erlebnisbereich auf das Westufer der Seen beschränkt, östlich davon behielten Tiere und Pflanzen das vorrangige „Hausrecht“, und nur ein Naturerkundungspfad gestatte begrenzte Einblicke in deren Lebenswelt.

Aufwertung für die gesamte Region

„Alle Bürgermeister des VierStädtedreieck-Raums sind sich einig, dass das Seenland die gesamte Region aufwerten, durch vielfältigere Freizeitangebote den Tourismus beleben und einen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität und Attraktivität der gesamten Region leisten wird“, resümierte Stangl.

Konzeptdetails müssten noch mit den Staatsforsten besprochen werden: „Dort steht man aber ebenso wie beim Landkreis, der Regierung der Oberpfalz, der Umweltbehörde und dem Wasserwirtschaftsamt dem Vorhaben grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.“ Voraussichtlich könne das Areal auf Erbpachtbasis genutzt werden.

Neue Projektentwicklungsgesellschaft

Für Flächennutzungsplan und vorhabenbezogener Bebauungsplan werde eine mit 500.000 Euro Grundkapital ausgestattete Projektentwicklungsgesellschaft zuständig sein: „Diese Planungsgrundlagen sollen um die Jahreswende 2023/24 vorliegen, und dann kann endgültig über die Verwirklichung des Vorhabens ab 2025 entschieden werden.“ Erschließungskosten würden nicht auf die Bürger umgelegt, sondern von den Investoren getragen, die Bebauungsplankosten übernehme die Projektgesellschaft. Erste Gespräche mit möglichen Investoren würden bereits geführt.

Auf Anfrage eines Bürgers merkte Stangl an, dass die Wald- und Flachwasserzone im Nordwesten des Seengebietes nicht in die Freizeitanlage einbezogen werde. Tiere und Pflanzen, die sich dort angesiedelt hätten, blieben somit unbehelligt.

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