Seiner eigenen Diagnose davon geradelt: 40 Tage auf dem Jakobsweg

Weiden. Hubert Schuller aus Weiden fuhr mit dem Fahrrad 40 Tage auf dem Jakobsweg. Jetzt hält er einen Reisevortrag in der Max-Reger-Halle.

Helmut Schuller war vor zwölf Jahren mit dem Fahrrad 40 Tage auf dem Jakobsweg unterwegs. Foto: Helmut Kunz

Vor zwölf Jahren erfüllte sich Helmut Schuller einen Traum. Er packte sein Fahrrad und radelte 3.002 Kilometer von seiner Heimatstadt Weiden nach Santiago de Compostela in Spanien. Seine Reise endete schließlich in Fisterra. Im Altertum galt dieser Ort an der Atlantikküste als das Ende der Welt. Auslöser für seine Unternehmung war eine schwere Diagnose, mit der ihn sein Arzt konfrontiert hatte. Für seine Radltour, quer durch vier europäische Länder, brauchte der damals 67-Jährige 40 Tage.

Mit 80 Jahren noch täglich 50 Kilometer auf dem Rad

Seinen Vortrag startete der sportliche Senior leicht gehandicapt. Beim Sturz vom Rad hatte er sich kürzlich eine Knieverletzung zugezogen und humpelte leicht. “Besser das Knie als der Kopf.” Er radle täglich 50 Kilometer, sagte der inzwischen 80-Jährige. Seit 15 Jahren ernähre er sich nach Hildegard von Bingen. Das halte fit und reduziere das Körpergewicht. Diese Lebensumstellung könne er nur jedem ans Herz legen.

Quer durch Deutschland

Es gebe viele Jakobswege. Sein Startpunkt war seine Heimatkirche St. Johannes in Weiden. Eine Wandertour sei aufgrund seiner Erkrankung nicht möglich gewesen, deshalb habe er das Rad benutzt. Kein E-Bike. Er sei zunächst über Burglengenfeld, Ulm nach Friedrichshafen geradelt. Von dort aus sei er mit der Fähre in die Schweiz übergesetzt.

Schuller hat in den letzten zwölf Jahren mit seinem VW-Camper für seine Vorträge ganz Deutschland bereist und bisher 440 Vorträge gehalten. Die Menschen kennen ihn an der Nordsee und im Alpenvorland. Selbst in der Schweiz und in Österreich hat er mit seinen Erzählungen die Besucher begeistert. Erst Corona hatte ihn ausgebremst. Nun liefen seine Vortragsreisen langsam wieder an, sagte er.

Schweres Gepäck

Weil er vornehmlich campen wollte, hatte er ein Zelt zum Übernachten dabei. “Das hat 21 Euro bei Lidl gekostet.” Insgesamt schleppte der Weidener 50 Kilogramm Gepäck auf dem Drahtesel nach Spanien. “Sie werden es nicht glauben. Aber das hat alles zusammen nur 70 Euro gekostet.” Übernachtet wurde auf Campingplätzen. In Spanien dann in Herbergen. Nur zweimal campierte er wild. Auch der Jakobsweg selbst habe unter Corona schwer gelitten. “Aber in diesem Jahr waren schon wieder 73.000 Pilger unterwegs.”

Niemals wieder so intensiv gelebt

Schuller hatte 75 Tage für seine Reise eingeplant. “In 40 Tagen war ich durch.” Pannenfrei. Und: “Ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Weg schaffen würde.” Seine Vorträge betrachtet er selbst als “Motivationskurse”. Es seien Anleitungen für ein erfülltes Leben. Er habe seine Krankheit ausgeheilt. Niemals habe er wieder so intensiv gelebt, wie auf dieser Radltour. Seine Botschaft: “Es gibt keine Altersgrenze. Man kann in jedem Alter etwas unternehmen.”

Selbstheilung

Sein Vortrag erzählt auch von seiner Bewusstseinsveränderung. Schuller glaubt nämlich, dass ihm seine Lebensumstellung geheilt habe. Dazu zählten allerdings auch seine zahlreichen Pilgerbekanntschaften, die er gemacht habe. Zu einigen halte er heute noch Kontakt. Schuller reiste durch die Schweiz. Am Genfer See überquerte er die Grenze nach Frankreich, radelte zu den Pyrenäen und schließlich entlang des Jakobswegs zum Grab des Heiligen. “Auch wenn viele Menschen hier unterwegs sind, kann man sich meditativ einsam fühlen. Überlaufen ist die Strecke nicht.” Noch bis kurz vor Weihnachten ist Schuller mit seinen Vorträgen in der Region unterwegs.

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