Selbstständigkeit und Mutterglück

Weiden. Nadine Igl ist nicht nur die Inhaberin eines Friseursalons, sondern auch frisch gebackene Mama. Die 28-jährige Friseurmeisterin hat uns erzählt, wie sie ihre Selbstständigkeit und das Familienlieben geschickt ausbalanciert.

Von Anja Reber

Bis zum Geburtstermin am 27.05.2016 war Nadine Igl für ihre Kunden da. Ihre Kollegin war bereit einzuspringen, sollten die Wehen einsetzen, die Kunden im Vorfeld informiert. Ihre kleine Tochter Felina ließ sich aber noch etwas Zeit. Zwei Tage später am Sonntag war es dann soweit, das Baby kam ohne größere Komplikationen zur Welt. “Da hat sie es gut gemeint mit mir und sich bis zum terminfreien Wochenende Zeit gelassen”, scherzt Nadine.

Nadine Igel, Mutter, Selbstständig
Nadine Igel, mit ihrer Tochter Felina und ihrem Mann Michael in ihrem Friseursalon Fanal.

So unkompliziert wie die Schwangerschaft verlief, so brav hat Felina auch von Anfang an nachts durchgeschlafen. Die Mama dankt es ihr, kann sie doch am nächsten Morgen ausgeruht in ihren Salon fahren. Denn Nadine war nach einer vierwöchigen Pause bereits wieder zur Stelle.

Die Überbrückungszeit haben wir gut überstanden. Ich habe einfach tolle Kollegen,

erzählt Nadine. „Ich wollte mir trotz Schwangerschaft erhalten, was ich mir in all den Jahren erarbeitet hatte. Auch gegenüber meinen Mitarbeitern trage ich als Selbstständige eine große Verantwortung. Und abgesehen davon ist es mir sehr wichtig, unsere Kunden zufrieden zu stellen“, beschreibt Nadine.

Die Geburt bringt Veränderungen

Mit der Geburt hat sich natürlich viel verändert. Der Salon steht nicht mehr alleine an erster Stelle. Das Familienleben ist in den Mittelpunkt gerückt. Nadine nutzt jede freie Minute. Wenn abends einmal der letzte Termin kurzfristig abgesagt wird, ist Nadine schneller auf dem Nachhause-Weg als man Dauerwellen-Trockenhauben-Platz sagen kann. Nach ihrer Pause gab es auch Tage an denen es ihr schwerer fiel aus dem Haus zu gehen. Wenn aber dann Papa und Tochter im Geschäft vorbeischauen, ist alles wieder gut.

Während die Mama im Friseursalon die Schere schwingt, lassen es sich Tochter Felina und Papa Michael zu Hause gut gehen. „Wir haben die Rollen getauscht, Michael hat Elternzeit beantragt und bleibt zwei Jahre zu Hause, während ich arbeiten gehe”, erklärt Nadine. Über den Elternzeitwunsch war Michaels Chef im ersten Moment überrascht, hatte dann aber Verständnis und gab seinem Mitarbeiter sogar nützliche Ratschläge mit auf den Weg. „Seine Kollegen haben toll reagiert und waren sogar etwas neidisch“, erzählt Nadine schmunzelnd.

Kritik trifft die junge Mutter

Allerdings gab es auch Kritik aus dem Bekanntenkreis, überraschenderweise ausschließlich von Frauen. Das hat die junge Friseurin schon getroffen. Sie musste sich Kommentare, wie „Du bist eine Rabenmutter“ oder „Ein Kind gehört zur Mama“ anhören. Dabei war es für sie völlig unverständlich, dass vor allem junge Frauen so dachten. Sie ließ sich nicht entmutigen, wollte ein Vorbild sein für andere Frauen – ihnen Mut machen. Auch der Rückhalt ihres Mannes, im Freundeskreis und in der Familie gaben ihr Recht. Ihre Freunde fanden den Rollentausch nämlich gar nicht seltsam und von der Familie kam von Anfang an viel Unterstützung. Die Freude über das Enkelkind war riesengroß.

Ich war mir sicher, dass alles klappen wird. Zeit für schlechte Gedanken und Bedenken, hatte ich sowieso keine,

erzählt Nadine. Nachdem sich auch unter den Kunden im Salon nach und nach herumgesprochen hatte, dass die Friseurmeisterin schwanger ist, haben natürlich viele gefragt wie es denn weitergeht. Nadine war auch hier auf vereinzelte kritische Stimmen eingestellt. Umso erleichterter war sie, als die Kunden durchweg positiv und entspannt reagierten. Sätze wie „Das schaffen Sie, Sie sind taff“ oder „Das traue ich Ihnen zu“, gaben Nadine zusätzlich Bestätigung.

Nadine ist der Meinung, dass ihr Familienkonzept perfekt in eine moderne, gleichberechtigte Welt passt. Und mittlerweile sind auch die kritischen Stimmen verstummt und die junge Familie genießt die Zeit. Ganz nebenbei bauen Michael und Nadine auch noch ein Haus in Eigenregie. Noch in diesem Jahr wird das neue Nest einzugsbereit sein.

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