„Siedlung“ in Schwarzenbach für Generationenwechsel fit machen

Schwarzenbach. Ein „Arbeitsprogramm für die nächsten 20 Jahre“ sei es, was Ortsplaner Klaus Stiefler dem Schwarzenbacher Gemeinderat unter dem nüchternen Namen „Modellhafte Analyse und Ableitung von Handlungsoptionen für das Wohngebiet ‚Siedlung‘“ vorgestellt habe.

Ein Grüngürtel könnte die Schwarzenbacher Siedlung in einigen Jahren entlang des Ulmenwegs von Norden her abgrenzen. Insgesamt 19 Projekte sieht das Neugestaltungs-Vorkonzept für den in die Jahre gekommenen Ortsteil vor. Foto: Bernhard Piegsa

Fast wie ein Stoßseufzer klang Bürgermeister Thorsten Hallmanns Urteil über den umfangreichen Konzeptentwurf, für den sich das Kommunalparlament eine gute Stunde Zeit nehmen musste.

Runderneuerung nötig

Alles in allem zeigten sich die Sitzungsteilnehmer zufrieden und beeindruckt – insbesondere über die rege und kreative Beteiligung der gut 200 Bürger zwischen Ulmenweg und Ammerwölfweiher an den planerischen Vorarbeiten, über deren vorläufige Resultate sich auch die Regierung der Oberpfalz laut Hallmann bereits lobend geäußert habe. Dass die Siedlung rund 70 Jahre nach dem Bau der ersten Häuser einer gründlichen Runderneuerung bedürfe, sei von vornherein unbestritten gewesen, urteilte das Gemeindeoberhaupt.

Die Infrastruktur, namentlich das großenteils nur „staubfrei gemachte“ Straßennetz, habe eine Modernisierung dringend nötig, und in seinem ganzen Erscheinungsbild sei der vor einem „Generationenwechsel“ stehende Ortsteil vor allem für jüngere Menschen nur noch wenig attraktiv.

Vor allem die sehr ergiebigen Gespräche mit den Bürgern lieferten Architekt Klaus Stiefler (links) und der Verwaltung (rechts: Verwaltungsleiter Christian Moller) reichlich Material für das ausführliche Neugestaltungs-Vorkonzept zur Zukunft des Schwarzenbacher Ortsteils. Foto: Bernhard Piegsa

Dank eines Paradigmenwechsels bei der Staatsregierung seien die Bedingungen für ein Neugestaltungskonzept günstig, ergänzte Klaus Stiefler. Habe die Regierung bislang vorzugsweise die Modernisierung von Ortskernen gefördert, so nehme sie jetzt verstärkt Siedlungen der Babyboomerzeit ins Visier.

Ziel sei dabei, derartige Wohngebiete für ein „Wohnen in allen Lebenslagen“ zuzurüsten: Familien, Senioren, „Wohnstarter“, Alleinerziehende und Menschen mit Handicap – Alle Altersgruppen und Lebensentwürfe sollen sich wohlfühlen. Abrücken sollten die Gemeinden möglichst von der flächenkonsumierenden Ausweisung neuer Siedlungsgebiete und stattdessen vorhandene Innenentwicklungsmöglichkeiten ausnutzen, sprich unterbebaute Grundstücke innerhalb der vorhandenen Ortsgebiete nachverdichten.

Neue Wohnungen sollen geschaffen werden

Dies solle nicht nur durch den Bau neuer Häuser erfolgen: Vielmehr könnten Wohnungen geschaffen werden, indem man vorhandene Häuser durch Anbauten erweitere oder aber baulich in kleinere Wohneinheiten für Alleinstehende oder -erziehende unterteile. Entsprechende Baumaßnahmen könnten in einem kommunalen Förderprogramm finanziell unterfüttert werden.

Dieses Programm für das neue Sanierungsgebiet würde dann nicht mehr nur Sanierungsmaßnahmen an Fassaden und Gebäudeumfeldern fördern, sondern eben auch weitergehende Um- und Ausbauten am und im Haus, einschließlich solcher Maßnahmen, die auf eine alters- und behindertengerechte Barrierefreimachung oder eine energetische Sanierung abzielen. Klaus Stiefler riet, im Gegenzug das bestehende Förderprogramm für das Schwarzenbacher innerörtliche Sanierungsgebiet in gleicher Weise zu erweitern.

Trumpfkarte Zusammenhalt

Die „Siedlung“, so Stiefler weiter, biete durch die intakten nachbarschaftlichen Strukturen, aus denen ein bürgerschaftlicher Zusammenhalt resultiere, und durch ihre Lage unweit attraktiver, ökologisch hochwertiger, naherholungs- und naturerlebnisgeeigneter Landschaftsräume beste Entwicklungsperspektiven. Weitere Pluspunkte sah der Planungsfachmann in der Nähe zum eigentlichen Ort Schwarzenbach mit seinen guten Bahn- und Fernstraßenanbindungen sowie seinen Dienstleistungsangeboten wie Schule, Kindergarten, Dorfladen und Bürgerhaus.

Stiefler sieht auch Kritikpunkte

Der Ortsteil weise aber laut Stiefler auch strukturelle Schwächen auf wie etwa das Fehlen einer „identitätsstiftenden Quartiersmitte“ und eines „grünen Siedlungsrandes“, insbesondere entlang des Ulmenwegs im Norden. Der Hauptort und der Bahnhof seien nur auf umständlichen Straßen- und Wegverbindungen zu erreichen. Aus der Nähe zur Bundesstraße 470 ergäben sich Lärmbelastungen, die auf Schulbusse beschränkte Busanbindung sei mangelhaft. Als störend kritisierte Stiefler ferner die ungeordneten Parkplätze bei den Reihenhäusern am Weidenweg.

Siedlung mit Zukunftspotenzial

Alles in allem besitze die Siedlung aber das Potenzial für ein attraktives und zukunftssicheres Wohnquartier für alle Generationen in reizvoller Gewässerlandschaft. Zentrale Elemente seien die umfassende Einbeziehung und Beratung der Einwohner, ein Sanierungsbebauungsplan, ein Ausbau der Bushaltestelle sowie die Weiterentwicklung des Kinderspielplatzes zu einem Generationentreffpunkt.

Dieses Neugestaltungsprojekt, so Klaus Stiefler und Bürgermeister Thorsten Hallmann zusammenfassend, könnte Modellcharakter für weitere ähnliche Vorhaben in Bayern gewinnen. Zum Thema Lärmschutz merkte Hallmann noch an, dass die Kosten für etwaige
Lärmschutzmaßnahmen keinesfalls auf die Einwohner umgelegt würden.

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