Sonnentempel auf dem Rauhen Kulm ersteht virtuell wieder auf

Neustadt/Kulm. Der Heimatforscher Bernhard Weigl hat einen besonderen Aussichtsturm auf dem Rauhen Kulm rekonstruiert.

So hat der Turm einmal ausgesehen. Foto: Bernhard Weigl
So hat der Turm einmal ausgesehen. Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl
Foto: Bernhard Weigl

Der Rauhe Kulm zählt, neben dem Parkstein, zu den herausragenden Vulkanen in der Oberpfalz. Vom heutigen Aussichtsturm mit 110 Stufen hat man eine herrliche Aussicht ins Fichtelgebirge, den Oberpfälzer Wald und die Fränkische Alb. Aber es gab bereits im 19. Jahrhundert einen Vorläufer. Der Mantler Heimatforscher, Historiker und Autor historischer Schriften Bernhard Weigl hat ihn virtuell wieder aufgebaut.

Bernhard Weigl im Interview

Der Kegel war bereits in der Keltenzeit besiedelt, später thronte darauf eine imposante Burg. Und es gab im 19. Jahrhundert dort sogar einen Sonnentempel. Wie sind Sie auf diesen ersten Aussichtsturm gestoßen?

Bernhard Weigl: Der Turm war mir aus literarischen Beschreibungen schon bekannt. Der Erbauer Johann Nicolaus Apel gab selbst 1811 ein Buch über den Rauhen Kulm heraus. Dabei beschrieb er auch den 1807 von ihm erbauten Turm recht gut. Er selbst taufte das Bauwerk „Sonnentempel“. An der Turmspitze gab es als Windfahne eine große vergoldete Sonne. Eine virtuelle Rekonstruktion wäre damit alleine aber nicht möglich gewesen.

Gab es historische Quellen oder gar Pläne und wo haben Sie diese entdeckt

Durch Zufall erhielt ich von einem Herrn aus Neustadt eine Kopie eines Originalplans. Dieser ist erstaunlich detailliert. Leider konnte mir bisher niemand sagen, wo die Originalunterlagen eigentlich aufbewahrt werden. Für Hinweise dahingehend bin ich immer dankbar.

Was weiß man über den Erbauer?

Dieser Johann Nicolaus Apel lebte von 1757 bis 1823 und war wohl ein ziemlicher Romantiker. In seinem Buch benutzt er für unsere Verhältnisse doch eine recht schwülstige Sprache. Trotzdem hat der Mann einiges geleistet. Neben dem Turm legte er auch Gartenanlagen und Wege auf dem Rauhen Kulm an. Er war Doktor der Philosophie.

Wie muss man sich das Bauwerk vorstellen?

Apel hat diesen wie einen chinesischen Pavillon gestaltet. Neustadt am Kulm gehörte ja im 18. Jahrhundert noch zum Markgrafentum Bayreuth. Apel kannte also sicher auch die Tempelchen im Felsengarten Sanspareil. In der Eremitage in Bayreuth ließ Markgräfin Wilhelmine um 1750 den sogenannten Sonnentempel errichten. Dieser hat baulich natürlich nichts mit dem Turm auf dem Kulm zu tun. Vielleicht ließ sich Apel aber vom Namen anregen.

Wie war der Turm gebaut?

Der Turm auf dem Kulm war komplett aus Holz errichtet. Unten hatte er einen kleinen sechseckigen Raum, der oben mit einer ebenfalls sechseckigen Aussichtsplattform bekrönt war. An der Rückseite des Gebäudes war ein kleines rechteckiges Treppentürmchen angebaut. Über dem Eingang befand sich ein Schild mit der Aufschrift „Numen adest“, also „Gott ist hier“. Bekrönt war der Turm mit einer Windfahne mit einer vergoldeten Sonne. Dazu ein Stern und eine Mondsichel.

Es gibt sogar eine Beschreibung aus dem Mund des Erbauers…

Apel selbst spricht in seinem Buch vom unteren Raum als „Saal“ und von der Plattform als „Halle“. Das ist schon etwas übertrieben. Trotzdem muss das Bauwerk auf der Spitze des Kulms recht putzig ausgesehen haben. Es gibt zwei Abbildungen des Kulms von 1811 und 1825, auf denen wir diesen Turm in klein sehen können. Leider wissen wir nichts über die Farbgestaltung des Baus. Das muss also vorläufig künstlerische Auslegung bleiben.

Wie sind Sie bei der Rekonstruktion vorgegangen?

Bei der Rekonstruktion habe ich mich an den ähnlichen Bauwerken in Sanspareil orientiert. Beim Turm hatte damals jemand zwei Windharfen angebracht. Ob die allerdings besonders melodisch waren, das kann ich nicht sagen. Zumindest hatte man oben auf dem Kulm eine Musikuntermalung.

Sie haben sich ja bereits mit der digitalen Rekonstruktion von historischen Gebäuden und Örtlichkeiten wie der Burg Waldeck oder der Stadtbefestigung Weidens um 1700 einen Namen gemacht. Wie schwierig war der virtuelle Wiederaufbau des Turmes?

Verglichen mit der Burg Waldeck war der „Sonnentempel“ nur eine kleine Spielerei.

Was gibt es dabei besonders zu beachten und wie genau kommt man an das Original heran?

Grundsätzlich gilt natürlich immer: je besser die Grundlagen für eine Rekonstruktion sind, desto näher kommt man auch an die Wirklichkeit hin. Mit dem Plan, sofern der korrekt ist, haben wir hier auch eine recht gute Grundlage. Trotzdem ist eine digitale Rekonstruktion kein reales Foto, sondern nur eine Annäherung an den damaligen Zustand. Es gibt da technisch heute auch weitaus bessere Möglichkeiten, als die, die ich nutze. Das spielt aber keine Rolle. Man kann eine Rekonstruktion auch mit Bleistift und Papier erstellen. Wichtig ist vor allem, dass man sorgsam arbeitet.

Der Turm war ja fast 90 Jahre lang in Betrieb. Was führte letztendlich zu seinem Verschwinden?

Die Witterung auf dem Rauhen Kulm bläst wohl jedem Bauwerk einmal das Licht aus. Als der Turm 1807 dort oben errichtet wurde, da stand unmittelbar daneben sogar von der mittelalterlichen Burg noch ein Turmrest. Auch von diesem ist heute nichts mehr übrig.

Bernhard Weigl

  • Geboren 1969 in Weiden, lebt und arbeitet in Mantel
  • Hauptberuflich als Fachplaner für ein Münchner Ingenieurbüro tätig
  • Verfasser von historischen und kulturgeschichtlichen Aufsätzen, Romanen
    und Sachbüchern
  • Das Buch „Der Galgen ist mein Grab. Auf den Spuren der Räuberbande des
    Franz Troglauer durch die Oberpfalz und Franken“ (2005) war Grundlage für
    das Theaterstück „Räuber, Rossdieb, Revoluzzer“ von Bernhard Setzwein. Es
    wurde im Sommer 2022 bei den Burgfestspielen in Vilseck uraufgeführt.

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