Space Eye leistet Hilfe, die garantiert ankommt: „Wer, wenn nicht ich?“

Störnstein/Weiden. Helfen liegt in der DNA der Ehrenamtlichen von Space Eye, der Regensburger Hilfsorganisation. Andreas Lehner ist das Gesicht des Weidener Stützpunkts des Vereins.

Andreas Lehner (auf dem Foto mit Helferin Inge Trottmann vom Frauenbund) ist verzweifelt auf der Suche nach neuen Räumen für die Hilfsorganisation. Foto: Archiv Udo Fürst
Andreas Lehner (auf dem Foto mit Helferin Inge Trottmann vom Frauenbund) ist verzweifelt auf der Suche nach neuen Räumen für die Hilfsorganisation. Foto: Archiv Udo Fürst
Strahlende Kinderaugen sind garantiert bei den Hilfslieferungen von Space Eye in die Ukraine. Foto: Space Eye
Strahlende Kinderaugen sind garantiert bei den Hilfslieferungen von Space Eye in die Ukraine. Foto: Space Eye
Bäckermeister Rainer Dietl aus Elisabethszell in Niederbayern ist bei den Hilfstransporten regelmäßig dabei. Im vergangenen Jahr brachte Space Eye 7.000 Brote ins Kriegsgebiet. Foto: Spce Eye
Bäckermeister Rainer Dietl aus Elisabethszell in Niederbayern ist bei den Hilfstransporten regelmäßig dabei. Im vergangenen Jahr brachte Space Eye 7.000 Brote ins Kriegsgebiet. Foto: Spce Eye
Foto: Udo Fürst
Foto: Space Eye
Foto: Spce Eye

Andreas Lehners Appell klingt fast schon resigniert. „Wir bräuchten einfach mehr freiwillige Helfer. Sonst ist das alles bald nicht mehr zu schaffen“, sagt der 47 Jahre alte Ehrenamtliche und deutet auf die Riesenberge mit Kleidung, Spielsachen und anderen Gegenständen, die sich im Gastraum der ehemaligen Pension „Gigl“ in Störnstein auftürmen. Lehner ist sozusagen der “Kapo” der sieben Helfer, die im Bereich Weiden ehrenamtlich für die Regensburger Hilfsorganisation Space Eye arbeiten.

Mehrmals in der Ukraine

„Wer, wenn nicht ich“, heißt die Antwort der Space Eye-Mitarbeiter auf die eher rhetorische Frage, „Warum ich Menschen in Not helfe“. Dieses Motto haben sie auch auf ihre T-Shirts drucken lassen. Andreas beantwortete sich diese Frage vor einem Jahr, als die russische Armee in die Ukraine einmarschierte. „Da war mir klar, dass ich helfen muss.“ Seitdem kümmert sich der wegen einer Schwerbehinderung Frührente beziehende Lehner am Weidener Space Eye-Standort um die Spenden, deren Aufbewahrung und Ausgabe. Viermal war er auch schon bei Hilfstransporten in die Ukraine dabei, erzählt von Begegnungen mit „unglaublich dankbaren“ Einheimischen und von leuchtenden Kinderaugen. „Die Kleinen freuen sich über eine geräucherte Forelle, einen Laib Brot oder eine Wurst mehr als über das schönste Spielzeug. Da lernt man, was wirkliche Not bedeutet.“

Spenden am wirkungsvollsten

Seit 6. Februar hat sich der selbstgesteckte Aufgabenbereich des von Michael Buschheuer vor viereinhalb Jahren gegründeten Vereins Space Eye nochmal vergrößert. An diesem Tag erschütterte ein furchtbares Erdbeben große Regionen in der Türkei und in Syrien. Wie mittlerweile bekannt ist, starben dort mindestens 50.000 Menschen, Zehntausende wurden verletzt, Hunderttausende verloren ihr komplettes Hab und Gut. 

Space-Eye sammelt seither auch für das Erdbebengebiet Hilfsgüter – außer Kleidung – (Lehner: „Das braucht dort niemand“) und transportiert sie in die betroffenen Regionen. Am wirkungsvollsten seien Geldspenden, wie Lehner erklärt (https://space-eye.org/erdbeben). Damit könne man unmittelbar und am gezieltesten helfen. „Und bei uns kommt die Hilfe an, garantiert“, versichert der Weidener. Nachdem die ersten Konvois mit den nötigsten Gütern im Katastrophengebiet eingetroffen sind, sammelt man noch folgende Dinge:

  • Decken (nur neue oder gewaschene Wolldecken)
  • Isomatten
  • Schlafsäcke
  • Powerbanks
  • Neue Zelte in allen Größen
  • Gaskocher
  • Solarlichter
  • Trinkwasserfilter
  • Mobile Küchen
  • Medizinischer Bedarf wie Verbandsmaterial und Verbandskästen, Wunddesinfektion, Tragen, Notfall-Fixierungen, Evakuierungstücher
  • Schutzhelme, Schutzbrillen, geprüfte neuwertige Sicherheitsschuhe S3
  • Notstromaggregate, Kabel 230 und 400V

Gebrauchte Unterhosen

So dankbar man bei den Hilfsorganisationen über Sachspenden ist: Das Gebaren mancher Zeitgenossen sei schon recht seltsam, berichtet Andreas Lehner. „Da werden auch Elektronikmüll, Porzellanpuppen oder gebrauchte Unterhosen abgegeben. Sachen, die ganz dringend gebraucht werden“, will sich der Space Eye-Mann einen Schuss Sarkasmus nicht verkneifen. Gerade kehrt wieder ein Lkw-Konvoi aus der Ukraine zurück nach Deutschland, weiß Lehner. 119 Ladungen hat Space Eye bisher in die Ukraine transportiert. 140 Generatoren für Notunterkünfte, Schulen und Krankenhäuser, Zelte, Küchengeräte und Geschirr habe man in die Nähe von Odessa und Mykolajiw gebracht. Die bisher größte Spende war ein voll ausgestattetes Feuerwehrauto HLF.

Außerdem hat Space Eye bisher 2.900 Ukrainer in 52 Bussen für die „Busbrücke Odessa“ nach Deutschland gebracht – insbesondere schutzbedürftige Menschen und Kinder. Für mehr als 800 Menschen besorgte man zudem private Quartiere.

Sea-Eye- und Space-Eye-Gründer Michael Buschheuer. Foto: Dietmar Gust

Zwei Sammelstellen

Zwei Anlaufstellen hat Space Eye in der nördlichen Oberpfalz: Neben der Kleiderkammer in der einstigen Pension „Gigl“ in Störnstein werden auch bei Getränke Hoffmann in der Weidener Mooslohstraße Spenden angenommen. Empfangsberechtigt ist (Ausgabe nur in Störnstein) der gleiche Personenkreis wie bei den Tafeln: Nur mit dem Bewilligungsbescheid über Arbeitslosengeld II oder mit dem Ausweis „Aufenthaltsgestattung“ beziehungsweise dem Bescheid über die Bewilligung von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

  • Space-Eye ist ein gemeinnütziger Verein, der im November 2018 von Michael Buschheuer ins Leben gerufen wurde.
  • Zahlreiche Menschen unterstützen die Hilfsorganisation, darunter Prominente wie Hannes Ringelstetter.
  • Space-Eye verfolgt folgende gemeinnützige Ziele: Monitoring und Dokumentation der Geschehnisse im Mittelmeer und die akute Nothilfe für Menschen auf der Flucht.
  • Space-Eye leistet darüber hinaus akute Nothilfe in Krisengebieten wie in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln oder im bosnischen Bihać.
  • Space-Eye betreibt Housing-Projekte für obdachlose Geflüchtete in Griechenland und das Wohnprojekt Second Life in Regensburg.
  • Space-Eye engagiert sich in der Seenotrettung mit dem Schnellboot “Nomad” auf Lesbos.
  • Space-Eye organisiert die Nothilfe Ukraine für Kriegsflüchtlinge.
Aris Vlachopoulos, Leiter von Attika Human Support und des Rettungsboots “Nomad”, mit dem Sea Eye eng zusammenarbeitet. Foto: Space Eye

Freiwillige gesucht

Zurück zu Andreas Lehner. 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ist der „Überzeugungstäter“ für Space Eye im Einsatz. Unterstützt wird er von einigen Damen des Störnsteiner Frauenbundes wie Inge Trottmann sowie von jungen Leuten, darunter seine 14 Jahre alte Tochter sowie zwei jeweils 16-Jährige aus dem Irak und der Ukraine. „Die sind super und unterstützen uns, wo sie nur können. Aber wir bräuchten halt noch viel mehr Ehrenamtliche“, wiederholt Lehner seinen Appell. „Jeder kann helfen, wenn er nur will“, sagt er und berichtet von Kontakten zu Schulen, um über diverse soziale Projekte Freiwillige zu finden. Kehrseite der Medaille: Täglich bekomme er Anrufe mit Fragen, wie lange man da arbeiten müsse und was man dafür bekomme. „Das ist ein Ehrenamt, wie der Name sagt.“

Weitere Informationen gibt es unter www.space-eye.org oder per Mail an weiden@space-eye.org, Telefon 0173/3845765.

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