Space Eye macht schwerstbehindertes Mädchen in der Ukraine glücklich

Regensburg/Neustadt/WN. Große Freude bei Space Eye. Die Regensburger Hilfsorganisation hat von zwei Pharmaunternehmen eine Medikamentenspende im Wert von zwölf Millionen Euro bekommen.

Dieses schwerstbehinderte Mädchen kann dank des gespendeten Rollstuhls wieder ins Freie. Mit auf dem Bild Andreas Lehner (Zweiter von rechts). Foto: Space Eye

Weiterer Hilfstransport von Space Eye Weiden

Unterdessen werden auch die Helferinnen und Helfer des Nordstandorts von Space Eye in Neustadt/WN nicht müde, Hilfsgüter für die Ukraine zu sammeln und auf den Weg zu bringen. Vor einigen Tagen startete man einen Transport ins Dorf Senichiw (Oblast Iwano-Frankiwsk, Bezirk Dolyna), das abgelegenste Dorf in den Karpaten. Die Schulkinder dort müssen bis zur Schule Senechevsky Lyzeum sieben Kilometer zu Fuß zurücklegen. Space Eye Weiden hat mehr als 80 Fahrräder gesammelt und an die Kinder der fünften bis neunten Klasse verteilt.

Andreas Lehner, Leiter des Space Eye-Stützpunkts, beschreibt die Lage in dem ukrainischen Dorf: “Der Druck dort durch Binnenflüchtlinge ist enorm groß. Man spricht von einer Verdreifachung der Einwohnerzahl, sehr viele der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche aus den besetzten Gebieten. Diese ‘Jugendlichen ohne überlebende Familie’, wie sie genannt werden, werden aus dem Osten in den Westen geschickt, weil es dort sicherer. Das führt regional zu einer vollkommenen Überlastung der Menschen und Institutionen und es fehlt an allem.”

Wo Hilfe willkommen ist: das ukrainische Dorf Senichiw in den Karpaten. Foto: Space Eye
Wo Hilfe willkommen ist: das ukrainische Dorf Senichiw in den Karpaten. Foto: Space Eye
Freude über ein Fahrrad. Foto: Space Eye
Freude über ein Fahrrad. Foto: Space Eye
Durch die gespendeten Fahrräder wird der sieben Kilometer lange Schulweg wesentlich leichter. Foto: Space Eye
Durch die gespendeten Fahrräder wird der sieben Kilometer lange Schulweg wesentlich leichter. Foto: Space Eye
Helferin Melanie Lerach beim Ausladen der Hilfsgüter. Foto: Space Eye
Helferin Melanie Lerach beim Ausladen der Hilfsgüter. Foto: Space Eye
Space Eye
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Freiwillige Helfer/innen von 16 bis 72

Das Transportteam, bestehend aus Freiwilligen im Alter von 16 bis 72 Jahren aus vielen Nationen (Ukraine, Kurdistan, Syrien, Iran, Deutschland) arbeite ohne Unterlass, erklärt Lehner. “Im Durchschnitt arbeitet unser Team circa 1.200 Stunden im Monat ehrenamtlich. Am Wochenende vor der Abfahrt des Konvois habe man von Frühmorgens bis zum Abend gearbeitet. In Vertretung aller beteiligten Jugendlichen fuhr die 16 Jahre alte Carina mit in die Ukraine. Sie berichtete nach der Rückkehr von ihren Erlebnissen, über die Situation vor Ort und was die ehrenamtliche Arbeit bewirken kann.

Die Ausstattung der Schulen, Arztpraxen und Krankenhäuser in der Region sei katastrophal. Lehner: “Die haben nur Schrott zum Behandeln und Unterrichten und sind auch total überlastet. Kriegsversehrte Soldaten, die ihre Beine verloren haben, unterrichten auf Stühlen und Rollstühlen, die wir mitgebracht haben, in den Schulen.” Mit dem jüngsten Hilfstransport habe man es so ziemlich geschafft, dass die Schulen (die Schülerzahl stieg durch die Binnenflüchtlinge um 500 Prozent) jetzt begrenzt unterrichten können und der Arzt und die Dorfkrankenschwester wenigstens eine einigermaßen verwendbare Praxis, Medikamente und Geräte haben. Ziel von Space Eye sei auch, dass jedes Schulkind ein Fahrrad bekommt.

Rollstuhl für schwerstbehindertes Mädchen

Ein wunderbares Beispiel für die praktische Hilfe von Space Eye: ein 14-jähriges, schwerstbehindertes Mädchen kann dank des von der Hilfsorganisation gespendeten Rollstuhls wieder selbstständig aus dem Haus. Oder der Waisenjunge, der mit dem gespendeten Fahrrad seinen sieben Kilometer langen Schulweg jetzt schneller zurücklegt.

Insgesamt brachte Space Eye Weiden circa 3,5 Tonnen Hilfsgüter in den ukrainischen Ort, darunter Lebensmittel, Haushaltsgeräte, medizinische Hilfsgeräte und vieles mehr.

Andreas Lehner appelliert

Schließlich richtet Lehner einen dringenden Appell an alle Menschen, Firmen, Schulen oder Privatleute: “Es fehlt noch unheimlich viel in der Ukraine, um abgesehen vom Krieg an ein einigermaßen normales Leben denken zu können.” Die paar Pfund Lebensmittel, die man als einzige Hilfsorganisation in dieser Gegend mitbringe, reichten nur wenige Tage. “Jedes Kilo Nudeln, Reis, Konserven und weitere haltbare Lebensmittel oder jeder Löffel, mit dem die Kinder ihre Suppe auch essen können”, hilft, die schlimmste Not zu lindern.”

Dringend gebraucht würden auch Kinderspielzeug, Computer und andere Utensilien für die Schulen und weiterhin Fahrräder. “Am meisten leiden die, die am wenigstens dafür können. Kinder ohne Eltern, ohne Verwandte, aufgenommen von Leuten, die schon für sich zu wenig zum Leben haben. Willkommen im Krieg mitten in Europa. Nur 1400 Kilometer entfernt, sozusagen ums Eck“, sagt Lehner und appelliert an die Herzen der Menschen in der Nordoberpfalz.

Arzneimittel im Wert von circa 12 Millionen Euro haben die Pharmaunternehmen Biokanol und Sun Pharmaceuticals gespendet und werden von Space Eye an 60 Krankenhäuser in der Ukraine geliefert. Foto: Space Eye

Medikamente für 12 Millionen Euro

Es ist die vom finanziellen Wert her wohl größte Spende, die je an die Hilfsorganisation Space Eye ging: Arzneimittel im Wert von circa 12 Millionen Euro. Sie stammen aus dem Bestand der Pharmaunternehmen Biokanol aus dem baden-württembergischen Rastatt und Sun Pharmaceuticals aus Leverkusen und werden von Space Eye an 60 Krankenhäuser in der Ukraine geliefert.

Der Transport der Medikamente war eine große Herausforderung für die Regensburger Hilfsorganisation. Für den Transport mussten zwei Kühl-Lastwagen organisiert und die Medikamente schnellstmöglich verpackt und verladen werden. In der Lieferung enthalten sind auch lebenswichtige Medikamente – unter anderem gegen Krebs.

Freundschaft mit der Ukraine

Die Firma Biokanol begründet die großzügige Spende mit einer jahrelangen geschäftlichen wie freundschaftlichen Verbindung mit der Ukraine. “Deshalb trifft uns das Schicksal dieses Landes sehr. Mit unserer Unterstützung wollen wir einen kleinen Beitrag leisten, um den Menschen in der Ukraine und den vertriebenen Ukrainern in Europa zu helfen”, heißt es vom Pharmaunternehmen. Space-Eye sei dabei ein zuverlässiger Partner. Die Regensburger Hilfsorganisation übernimmt die Verteilung, nachdem eine Organisation vor Ort die Distribution aufgrund des Krieges nicht mehr fortsetzen kann. 

Seit Jahren sammelt und fährt Space Eye wichtige Hilfsgüter in die Ukraine, unter anderem Notstromaggregate, medizinisches Gerät, Lebensmittel oder Schulbedarf. Michael Buschheuer, Gründer und Vorsitzender der Hilfsorganisation, freut sich über die Medikamentenspende. “Gemeinsam schaffen wir in der Not Großes und Verbindendes. Europa zeigt sich hier von seiner besten Seite.”

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