Sperrgebiet Truppenübungsplatz: Die Natur holt sich zurück, was ihr einst gehörte

Grafenwöhr. Viele Menschen mussten wegen der Erweiterung des Übungsplatzes vor 80 Jahren ihre Heimat verlassen. Nur noch wenige Mauerreste, Kellergewölbe, Grundmauern, Brunnenlöcher, die Reste von Kirchen und Kapellen sowie die alten Obstbaumkulturen zeugen heute noch von den einst blühenden Ortschaften. Die Natur holt sich zurück, was ihr einst gehörte. 

Von Gerald Morgenstern

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Die Natur holt sich in den alten Dorfstellen das zurück, was ihr einst mühsam abgerungen wurde.

1938 wurde der einst königlich bayerische Übungsplatz erweitert: 57 Ortschaften, Gehöfte und Weiler wurden aufgelöst und über 3.500 Menschen mussten ihre angetraute Heimat verlassen. Die eigens gegründete Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUGES) nahm mit mehr oder weniger Druck des Dritten Reichs vor 80 Jahren diese Absiedelung vor. Der Verlust der eigenen Scholle und der angestammten Heimat war für die Betroffenen überaus schmerzlich.

Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz

Nur noch wenige Mauerreste, Kellergewölbe, Grundmauern, Brunnenlöcher, die Reste von Kirchen und Kapellen sowie die alten Obstbaumkulturen zeugen heute noch von den einst blühenden Ortschaften. Haag, Pappenberg und Hopfenohe waren die drei größten Orte bei der Erweiterung des Platzes.

Pappenberg
Pappenberg der einst blühende Ort mit seiner Wallfahrtskirche wurde 1938 abgelöst.

Eine Maßnahme zum Erhalt der Kirchenruine Hopfenohe wurde im Jahr 2005 durchgeführt. In den anderen Dorfstellen holt sich die Natur das zurück, was ihr einst mühsam abgerungen wurde. Heute ist das Areal der modernste Truppenübungsplatz in Europa, der unter amerikanischer Verwaltung steht. Das militärische Sperrgebiet hat sich auch zu einem riesigen Naturschutzgebiet entwickelt.

Besuche im Sperrgebiet

Aus Anlass der 80-jährigen Absiedelung führen das Kultur- und Militärmuseum und die Volkshochschule Fahrten in den Truppenübungsplatz durch bei denen je nach Schießbetrieb verschiedene ehemalige Ortschaften besucht werden. Im August soll ein Besuch in Pappenberg erfolgen, bei dem der namensverwandte Weihbischof Reinhard Pappenberger vor der Kirchenruine der ehemaligen Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt eine Andacht halten wird.

Am Mittwoch, 11. April 2018 um 19 Uhr lädt das Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr zu einem Bildervortrag ein. Gerald Morgenstern, Autor des zweisprachigen Buches “Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Gestern Heute” ist als ehemaliger Soldat ein Kenner des Platzes und wird Bilder in Gegenüberstellung von Früher und Jetzt zeigen.

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Namensverwandt mit Pappenberg ist der aus Grafenwöhr stammende Weihbischof Reinhard Pappenberger (links). Mit seinem Schulfreund, dem Stabsfeldwebel der Reserve Gerald Morgenstern besuchte er die Wüstung. Vor der Kirchenruine erinnert ein Holzkreuz an die Absiedelung vor 80 Jahren.
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Die Ruine der Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt in Pappenberg liegt am Rande der Impact Area und ist nur an wenigen Zeiten zugänglich.

Bilder: Gerald Morgenstern 

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