“St. Jodok-Ritt” in Tännesberg: Gelübde und Heimatfest zugleich
Tännesberg. Das Gelübde aus dem Jahr 1796 wurde wieder erfüllt. Der "St. Jodok-Ritt" ist Wallfahrt und Heimatfest zugleich. Ein langer Festzug mit rund 100 Pferden war unterwegs.
Mit einem Paukenschlag der Kolping Fanfarengruppe Tännesberg setzte sich der Festzug vom Rathaus durch die herausgeputzten Straßen von Tännesberg in Bewegung hin zum Marktplatz. Reiter in historischen Kostümen, Fahnenabordnungen der Vereine, die Vertreter des Marktes Tännesberg mit Erstem Bürgermeister Ludwig Gürtler und den Ehrengästen gaben ein farbenprächtiges Bild. Die Besucher applaudierten am Straßenrand und schlossen sich dem Festzug an. Für die richtige Marschmusik sorgten neben der Fanfarengruppe die Blaskapelle Gleiritsch und die Jugendblaskapelle Roggenstein.
Lautstark verkündete „Herold“ David Nesner den Beginn des St. Jodok-Rittes und gab die Regularien bekannt. Unter anderem sollten die Straßen sauber gekehrt sein und sich zahlreich an der Prozession zum „Jodokkirchlein“ zu beteiligen, um das anno 1796 abgegebene Gelübde zu erfüllen. Viele ließen es sich bei flotter „Blechmusi“ im „Reiterlager“ an der Schule eine deftige Brotzeit mit einer Halben nicht nehmen. Erinnerungen mit „ehemaligen“ Tännesbergern, die zum Heimatfest angereist sind, wurden aufgefrischt und so manche Anekdoten erzählt. Der Mond stand schon hoch am Himmel, bis die letzten Gäste gegangen waren.
Kirchenzug und Festbetrieb
Anno 1796 ging eine verheerende Viehseuche zu Ende, als im „Zeugmacherhaus“ die erste Kuh durchkam. Aus Dankbarkeit gelobten die Tännesberger, alljährlich eine Wallfahrt zur bereits damals über die Landesgrenzen hinaus bekannten St. Jodok-Kirche zu machen.
Wie jedes Jahr, erfüllten die Tännesberger auch heuer traditionsgemäß am vierten Sonntag im Juli ihr Versprechen mit einer feierlichen Wallfahrt zur „St. Jodok-Kirche“. Bei wolkenverhangenem Himmel formierte sich der Festzug an der Pfreimder Straße und nahm an der Pfarrkirche den Allerheiligstenwagen, gezogen von vier Kaltblütern, mit der Monstranz auf. Der von der Kolping Fanfarengruppe angeführte lange Zug Gläubiger, darunter Erster Bürgermeister Ludwig Gürtler, mit den Ehrengästen aus Verwaltung und Politik pilgerten zur rund 1,5 Kilometer entfernten Kirche.
Etwa hundert Reiterinnen und Reiter aus der ganzen Region lockerten den Zug auf und symbolisierten in historischen Gewändern die damaligen Stände und Funktionen. Vereine und Verbände aus der ganzen Gemeinde reihten sich mit ihren Fahnenabordnungen ein.
Feierlicher Festgottesdienst
Trotz des regnerischen Wetters konnte Pfarrer Wilhelm Bauer, der in Konzelebration mit Dekan Alexander Hösl den für ihn letzten Festgottesdienst feierte, erstaunlich viele Besucher willkommen heißen. „Das wichtigste ist der Allerheiligstenwagen mit Jesus Christus als Mittelpunkt in der Monstranz“, stellte Pfarrer Bauer eingangs fest.
Das „Interview“, bei dem der Geistliche als heiliger Jodok von Gerti Braun über sein Leben und diese Wallfahrt mit allen Begleiterscheinungen befragt wurde, fand bei den Gottesdienstbesuchern großes Interesse. So würde er sich unter anderem wünschen, dass die Pilger aus Wien, die das sogenannte Pestkreuz bis hier hergetragen haben und bei der Ankunft erfahren haben, dass sie erhört wurden und die Pest ein Ende nahm, Nachahmer finden.
Noch während des Gottesdienstes kam die Sonne durch die Wolkendecke und die Regenschirme konnten bald als Sonnenschirme gebraucht werden. Nach der Pferdesegnung und dem Rückmarsch löste sich die Prozession im Marktplatz auf.
Ehrungen
Für mehrjährige Teilnahme am St. Jodok-Ritt wurden geehrt:
- 10 Jahre: Judith Winderl
- 20 Jahre: Thomas Meindl
- 25 Jahre: Alfred Stubenvoll
Feiern gehört zur Wallfahrt
Da Beten und Feiern zusammen gehören, ging es zum Frühschoppen ins Reiterlager an der Schule, wo die „Gleiritscher Blaskapelle“ unter Leitung von Paul Braun aufspielte und auch nachmittags für flotte Rhythmen sorgte. Schon beim Kirchzug und dem Festgottesdienst gestalteten sie die musikalische Umrahmung.
Für ein Hendl und eine frische Halbe nahm man sich gerne Zeit. Die von der Damen Gymnastikgruppe selbst gebackenen Kuchen und eine Tasse Kaffee waren eine ideale Nachspeise. An den Ständen und Fahrgeschäften hatten die Kleinsten größtes Vergnügen.
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