SüdOstLink: Politiker sauer – Trassenbau unabdingbar

Weiden. Der Ärger bei vielen Kommunalpolitikern über den Verlauf der Trasse des Südostlinks ist riesengroß. Die Bundesnetzagentur wird den Wunsch, die Stromleitung entlang der Autobahn 93 zu verlegen, nicht erfüllen. Laut Experten ist der Bau der Trasse unabdingbar. 

Von Udo Fürst

NorLink Tennet Erdverkabelung Symbol
So sieht es aus, wenn die Kabel in der Erde vergraben werden. Das Foto zeigt den NordLink. Tennet

Der Ärger über die Nachricht ist riesengroß bei Bürgermeistern, Landes- und Bundespolitikern aller Couleur und nicht zuletzt bei vielen Menschen in der Region: Der Südostlink wird nicht wie von vielen Seiten gefordert an der Autobahn 93 verlegt. Vielmehr verläuft die Trasse teilweise quer durch die Landschaft, was zahlreiche Kommunalpolitiker in der Region erzürnt.

Die Bundesnetzagentur hat den Korridor für die geplante Gleichstromtrasse, den sogenannten Südostlink, von Hof nach Schwandorf festgelegt. Bei Marktredwitz weicht der 1.000 Meter lange Trassenkorridor jedoch ab. Grund dafür ist, dass die Bundesnetzagentur sich nicht sicher sei, ob der von TenneT vorgeschlagene Korridor durch ein Wasserschutzgebiet verläuft. Die Gleichstromverbindung wird in diesem Abschnitt ausschließlich als Erdkabel realisiert.

Tennet Südostlink Strecke
So soll die Trasse des Südostlinks verlaufen Foto: TenneT

Verlegung an A93 nicht möglich

Die geforderte durchgehende Bündelung mit der A 93 ist damit vom Tisch. Nur über zehn Kilometer wird die Trasse mit der Autobahn gebündelt. Die direkte Verbindung entlang des 137 Kilometer langen Abschnitts zwischen Hof und Schwandorf sei aus mehreren Gründen nicht möglich, ist in der Pressemitteilung aufgeführt.

Zum einen wegen der großen Siedlungs- und Gewerbegebiete, die nah an der Autobahn lägen. Zum anderen aufgrund von Wasserschutz- und Natura 2000-Gebieten. Wegen der bewegten Geländetopographie müssten mit einer Bündelung an der A 93 zudem die Naab sowie mehrere Täler überquert werden. Nur auf einer zehn Kilometer langen Strecke bei Gattendorf im Kreis Hof wird der Südostlink mit der A 93 gebündelt.

Deutliche Worte aus der regionalen Politik

Für diese Mitteilung der Bundesnetzagentur finden die Politiker von Weiden bis Tirschenreuth deutliche Worte. Weidens Oberbürgermeister Kurt Seggewiß schimpft: „Das ist eine große Sauerei. Wir kommen uns alle ziemlich veräppelt vor.“ Neustadts Landrat Andreas Meier kritisiert vor allem Jochen Homann, den Chef der Bundesnetzagentur. Der beharre darauf, dass seine Behörde den Nahbereich der A 93 gar nicht untersuchen dürfe, weil dafür die Erlaubnis des Bundesverkehrsministeriums und der Autobahndirektion nicht vorlägen. Meier zitiert dagegen einen Brief des Bundeswirtschaftsministeriums, in dem sinngemäß steht, dass dies nicht so sei.

NorLink Tennet Erdverkabelung Symbol
Die Stromtrasse ist laut Professor Oliver Brückl effizienter als jeder Speicher.

Hart ins Gericht geht Meier mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Aiwangers Verzicht auf eine Trasse von Thüringen nach Hessen quer durch Franken gehe zulasten der Bevölkerung entlang des Süd-Ost-Links, kritisiert Meier.

“Aiwanger hat uns verkauft!”

SPD-Landtagsabgeordnete Annette Karl wird deutlicher: „Aiwanger hat uns verkauft.“ Durch den Wegfall der Frankentrasse werde die Kapazität des Süd-Ost-Links von zwei auf vier Gigawatt erweitert. Dadurch nützten auch die modernen und flächensparenden 525-kV-Leitungen nichts, dann brauche es mehr Platz.

NorLink Tennet Erdverkabelung Symbol

Karl warnt allerdings davor, zu glauben, eine Prüfung des Autobahnkorridors wäre die Lösung aller Konflikte. „In Altenstadt geht zum Beispiel ein Wasserschutzgebiet bis an die Autobahn ran. Da kann man keine Leitung reinlegen.“ Es komme jetzt darauf an, in einem verbindlichen 1000-Meter-Korridor die „idealen 40 Meter“ zu finden.

Strom muss irgendwo herkommen

Karl weiter: „Wir müssen uns von der Lebenslüge verabschieden, dass die Trasse nicht kommt und nicht notwendig ist.“ Die SPD-Landtagsfraktion zitiert den Regenerative-Energie-Experten Professor Volker Quaschning, der kürzlich bei der SPD-Landtagsfraktion gesagt habe, dass sich der Stromverbrauch in Europa durch E-Mobilität, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Blockchains in den nächsten 20 Jahren verdoppeln werde.

Dieser Strom muss irgendwo herkommen.“

Für die Betroffenen tue der Flächenverbrauch in der Seele weh, sagt Karl. „Aber wie Aiwanger stattdessen den Bau von Gaskraftwerken zu fördern, die in Bayern bisher im Schnitt einen einzigen Tag als Stromreserve laufen, ist Augenwischerei. Die Bürger müssen den Strom doch auch noch bezahlen können.“

Netzausbau effizienter als jeder Speicher

Auch Professor Oliver Brückl von der OTH Regensburg betont, dass der Südostlink allen Studien zufolge „notwendig ist“. „Nichts ist so ökologisch und ökonomisch wie der Netzausbau, denn er ist effizienter als jeder Speicher.“

Symbolfotos: TenneT

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