Tabellenführer SC Paderborn für Jahn Regensburg eine „brutale Herausforderung“

Regensburg/Paderborn. Denkt man an Paderborns offensive Macht, ist man um den Schlaf gebracht: Ausgerechnet beim torgeilen Tabellenführer muss der torarme SSV Jahn am Samstag, 13 Uhr, um eine Wende in der noch jungen Saison kämpfen.

Kontinuität in Regensburg: Der Vertrag von Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr. Bild: Jürgen Herda

Ein Blick auf die Statistik des SC Paderborn kann einem Angst und Bange werden. Die Ostwestfalen weisen den stärksten Sturm, die meisten Torschüsse, die größte Laufleistung, den schnellsten Stürmer, das präziseste Passspiel, den besten Torjäger auf.

Dazu ein 5:0 gegen Karlsruhe, gegen das der SSV mit 0:6 baden ging, und  7:2 gegen Kiel, gegen das der Jahn mit Ach und Krach ein 0:0 ins Ziel brachte. Immerhin: Toptorjäger Felix Platte, wackelt. Wie so manch anderer Stammspieler des Spitzenreiters.

Paderborn muss kräftig umbauen

SC-Trainer Lukas Kwasniok muss voraussichtlich kräftig umbauen, da Uwe Hünemeier, Raphael Obermair, Jannis Heuer und Adrian Gryszkiewicz aus verschiedenen Gründen wohl nicht zur Verfügung stehen. „Felix Platte hat zwei Tage nicht trainiert“, sagt Kwasniok in der Pressekonferenz, „seine Sehnenbeschwerden in der Kniekehle werden nicht so richtig besser.“ Deshalb hätten auch ein paar Jungs der U21 und U19 mittrainiert.

Auf der anderen Seite stehen Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic bis auf Leon Guwara (Reha), Sarpreet Singh (trainiert inzwischen teilweise mit) und Lasse Günther alle Akteure zur Verfügung. „Die Grippe-Welle scheint gebrochen zu sein“, freut sich der Coach. Ein Umstand, der einen Straubinger Kollegen bei der PK zu Galgenhumor verleitet: „Mit dem Kader kannst du dann ja jeden Gegner aus dem Stadion schießen.“ Mersad nimmt den Ball gerne auf: „Klar, nachdem uns fast keiner verlassen hat“, erinnert er schelmisch an die neun Abgänge vor der Saison.

SC-Trainer Lukas Kwasniok outet sich als heimlicher Jahn-Tugenden-Fan. Bild: Jürgen Herda

Jahn-Lob vom SC-Trainer

Das Beste, was man in dieser Situation sagen kann, kommt denn auch vom Gegner. Paderborns Trainer lobt die Regensburger trotz Torflaute und Doppelklatsche in den Vorwochen über den Schellenkönig: „Ich habe größten Respekt vor dem, was in Regensburg geleistet wird“, sagt er über den „angenehmen Zeitgenossen Selimbegovic“. „Natürlich haben sie aktuell das eine oder andere Problemchen im Erzielen von Toren“, weiß er, „aber es ist grundsätzlich eine Mannschaft, die dir extrem wehtut, die eine ähnliche Intensität in der Arbeit gegen den Ball hat wie der FC St. Pauli.“

Nach vorne lege der Jahn eine extreme Schnörkellosigkeit an den Tag – mit einer guten Box-Besetzung. „Es ist eine Frage der Zeit, wann sie auch wieder Spiele gewinnen und wann sie Tore erzielen, denn sie verfolgen einen klaren Plan.“ Kwasnioks Wort in den Ohren der Jahn-Spieler! Deshalb gelte es für Paderborn, ein gutes Ballbesitzspiel an den Tag zu legen: „Da waren wir in den letzten Spielen nicht ganz so sauber, nicht ganz so präzise, und auch nicht ganz so bereit in die Freilaufbewegung zu investieren.“ Nur so werde man als Sieger vom Platz gehen.

Mit Glauben und Vollgas bestehen

Das Kompliment gibt Selimbegovic umgehend zurück: Der SC sei „eine Mannschaft, die sehr viel Speed auf den Platz bringt, die sehr strukturiert und organisiert spielt.“ Man mache dort seit Jahren eine überragende Arbeit. „Das wird eine brutale Herausforderung für uns, dort überhaupt zu bestehen.“ Aber mit Glauben und Vollgas sei immer etwas möglich. Wie aber will der Jahn-Trainer die schwer lösbare Aufgabe lösen? Einige Ansätze werden auf der PK diskutiert:

  • Dreierketten-Experiment: Das habe gegen Kiel ganz gut funktioniert, aber Paderborn spiele halt auch anders anders als Kiel. „Das werde ich vom Personal abhängig machen“, sinniert Selimbegovic, „und auch versuchen zu lesen, was Paderborn für uns vorbereitet.“ Ausschlaggebend für die Dreierkette gegen Kiel sei die Idee gewesen, einen Mann mehr ins Pressing zu schicken. „Wir haben nach dem Spiel gegen den KSC klar angesprochen, dass es nicht funktionieren kann, wenn wir so weit auseinanderstehen, uns auseinanderziehen lassen oder einige Situationen verschlafen.“ Dass nach vorne nicht so viel geklappt habe, habe nicht am System gelegen. „Beide Mannschaften haben sich neutralisiert.“
  • Schwächster Angriff trifft auf stärksten Angriff: Selimbegovic vertraue seiner Offensivabteilung, eine Umschulung, sei nicht geplant. „Wir hatten auch nicht so viele Torchancen, daran müssen wir hart arbeiten.“ Es helfe auch, wenn man öfter schieße: „Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch mal einer reingeht.“ Vergangenes Jahr hätten alle gefragt, was der Jahn-Trainer mache, weil die Standards so gut funktionierten. „Wir machen jetzt nichts anderes, und es funktioniert noch nicht.“ Allerdings auch ohne die Flanken eines Jan-Niklas Beste, dessen Ecken eben oft genug für Toralarm sorgten.
  • SC-Stärken erkannt, Problem gebannt? Was der Gegner richtig gut könne, wisse man, „Da sind schon einige Spieler, die schon länger auf dem Zettel von dem einen oder anderen Bundesligisten stehen“, weiß der Jahn-Coach. „Paderborn hat sich so gut entwickelt, dass die das auch ablehnen können.“ Sehr variabel, sehr spielfreudig sei der SC. Das Selbstbewusstsein sei so gewaltig, dass man sich im eigenen Strafraum ein 1 gegen 1 zutraue: „Das ist Rock’n’Roll, großes Kino, wir erwarten, dass die vor eigenem Publikum gleich ein Feuerwerk abbrennen und früh ein Tor machen wollen.“
  • Eigene Stärken ohne Zaubertrank: Allerdings hätten sie auch die ein oder andere Schwäche, „Wenn wir sie dort treffen, wo es weh tun kann, haben wir eine Chance.“ Wichtig sei deshalb, „dass wir an uns glauben“. Schließlich hätte man in den ersten Spielen auch Tore gemacht: „Wir müssen den Moment erzwingen, da gibt es kein Hokuspokus oder Obelix-Zaubertrank.“

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