Tag der Drogentoten: Jeder ist einer zu viel
Weiden. Am 21. Juli ist Tag der Drogentoten: ein Gedenktag für verstorbene Drogenkonsumenten. Sofort hat man bei dem Stichwort „Drogentote“ Bahnhofstoiletten in Großstädten im Sinn. Doch weit gefehlt: Auch in der Oberpfalz gab es letztes Jahr 25 Rauschgifttodesfälle, mehr als ein Drittel davon war unter 30 Jahre alt.

Die Caritas Fachambulanzen für Suchtprobleme in Weiden und Tirschenreuth gedenken am Montag um 10 Uhr bei einer Andacht in der Pfarrkirche St. Josef (Sakramentskapelle) den verstorbenen Opfern.
Die Fachambulanzen der Caritas helfen Suchtkranken und deren Angehörigen bei Problemen im Umgang mit Alkohol, illegalen Drogen, Essstörungen oder Glücksspielsucht. 2024 stieg die Zahl der Klienten, die aufgrund illegaler Drogen die Dienste in Weiden in Anspruch nehmen auf 172. Dies zeigt deutlich, dass illegale Drogen in unserer Region längst kein Randthema mehr sind, denn im Jahr zuvor waren es noch 100 Klienten. Auch in Tirschenreuth waren es 72 Konsumenten, die die Beratungsstelle aus diesem Grund aufsuchten. Konsumiert hatten sie meist Cannabis oder Crystal, aber auch Heroin, Kokain oder Ecstasy.
Viele der Drogentoten haben größtenteils über einen längeren Zeitraum harte Drogen konsumiert, bevor sie an einer Überdosis oder einer Mischintoxikation aus mehreren Substanzen verstorben sind, wie die Zahlen des Sicherheitsberichts des Polizeipräsidiums Oberpfalz zeigen. Insgesamt gab es 2023 bayernweit 257 Rauschgifttodesfälle. Das Alter der Opfer lag zwischen 19 und 56 Jahren. „Der Tod dieser Personen wäre vermeidbar gewesen“, so Michaela Lang von der Weidener Fachambulanz.
Es gibt Hilfen
Die Fachambulanzen bieten ihren Klientinnen und Klienten ein breit gefächertes Hilfsangebot: von Selbsthilfegruppen, über Einzelberatung, bis hin zu Besuchen im Bezirksklinikum und der ambulanten Nachsorge nach einem Klinikaufenthalt.
Denn egal auf welcher Stufe der Sucht sich die oder der Betroffene befindet, die Fachambulanz steht den Suchtkranken zur Seite. In offenen Sprechstunden kann man sich zweimal die Woche ganz unverbindlich informieren oder auch Online-Beratungen sind möglich.
Aber die beiden Fachambulanzen wissen auch: oftmals ist die erste Kontaktaufnahme die schwierigste. Gerade bei Opioidabhängigen bietet die Fachambulanz Hilfe, die im Ernstfall Leben retten kann. Durch kostenlose Erste-Hilfe Schulungen mit dem Notfallmedikament Naloxon können Angehörige Konsumenten im Fall einer Überdosis helfen, die atemdepressive Wirkung zu verringern.
Ein besonderes Projekt
„Seit Jahren steigt die Zahl der Opioidabhängigen in der Oberpfalz, daher ist es uns ein besonderes Anliegen, dass Familien, Angehörige und auch der Freundeskreis von Konsumenten, der häufig selbst auch konsumiert, über das Take-Home-Naloxon Projekt Bescheid wissen“, so Lang weiter. Beide Beratungsstellen sind nach wie vor auf der Suche nach Ärzten, die bei diesem Projekt mit ihnen zusammenarbeiten und das Notfallmedikament verschreiben.
„Niemand sollte sich für seinen Konsum schämen. Wir verurteilen niemanden für sein Suchtverhalten. Die Betroffenen sollten eher bedenken, dass der erste Kontakt zu uns im Zweifelsfall vielleicht Leben rettet“, so Lang.
Selbsthilfegruppen
Zudem bieten beide Beratungsstellungen angeleitete Selbsthilfegruppen für Konsumenten illegaler Drogen.
- In Weiden trifft sich die Gruppe „Narcotics Anonymous“ freitags von 19 bis 20.30 Uhr im Saal des Caritassozialzentrums in der Bismarckstraße 21.
- In Tirschenreuth jeden zweiten Dienstag die Gruppe „Nemesis“ in den Räumen der Fachambulanz in der Ringstraße 55 von 16.30 bis 18 Uhr.
Kontakt
In Weiden ist die Fachambulanz für Suchtprobleme unter der Telefonnummer 0961/39890150, in Tirschenreuth unter der Nummer 09631/798910 erreichbar.
Die Beratungsgespräche sind kostenlos und unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht.
* Diese Felder sind erforderlich.