Tag der offenen Tür bei Dornrose e. V.: Neue Räume und starkes Team

Weiden. Dornrose e.V. hat zum Tag der offenen Tür in die neuen Räume nach Weiden eingeladen. Neben einem Fachvortrag zu sexualisierter Gewalt standen die Würdigung der langjährigen Vorsitzenden Ulrike Weber und die Vorstellung des neuen Vorstandsteams im Mittelpunkt. Der Verein bleibt wichtige Anlaufstelle für Betroffene in der Region.

Dornrose e.V.
Die 1. Vorsitzende von Dornrose e.V. Iris Müller (links) stellt das Team der Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierte Gewalt vor. Foto: Martin Stangl

Mit einem feierlichen Empfang hat der Verein Dornrose e.V. seine neuen Räumlichkeiten in der Schillerstraße 13 vorgestellt. Zum „Tag der offenen Tür“ kamen zahlreiche Gäste, darunter Oberbürgermeister Jens Meyer, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Landkreisen und Netzwerkpartnern. Die erste Vorsitzende Iris Müller begrüßte die Anwesenden herzlich und stellte die Arbeit des Vereins vor, der seit mehr als 30 Jahren gegen sexualisierte Gewalt aktiv ist und Betroffene unterstützt.

Ehrengast mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Ein besonderer Höhepunkt war die Würdigung von Ulrike Weber. Sie ist Gründungsmitglied, langjährige Vorstandsfrau und war neun Jahre lang erste Vorsitzende von Dornrose e.V. Für ihr jahrzehntelanges Engagement erhielt sie im Juni dieses Jahres das Bundesverdienstkreuz am Bande – die höchste Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl.

„Uli, wir sind mächtig stolz auf dich“, betonte Iris Müller in ihrer Rede. Weber habe den Verein von Anfang an geprägt, die Strukturen aufgebaut und entscheidend dazu beigetragen, dass Dornrose e.V. heute eine feste Größe in der Beratungslandschaft der Nordoberpfalz ist. Auch wenn sie aus dem Vorstand ausgeschieden ist, wird sie dem Verein weiterhin beratend zur Seite stehen.

Neue Räume für vertrauliche Beratung

Mit dem Umzug in die Schillerstraße 13 (Rückgebäude City Center) hat Dornrose e.V. einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft gemacht. In den alten Räumen in der Goethestraße war weder die Vertraulichkeit bei Beratungsgesprächen, noch die Barrierefreiheit gewährleistet. „Das war für uns keine tragfähige Situation mehr“, erklärte Müller. „Wir mussten handeln, um den Betroffenen eine geschützte und respektvolle Atmosphäre bieten zu können.“

Der Umzug sei jedoch eine große finanzielle Belastung. Spendenboxen wurden deshalb aufgestellt, außerdem können Interessierte Mitglied werden oder eine Förderpatenschaft übernehmen. „Wir sind dankbar für jede Unterstützung, die uns hilft, unsere Arbeit langfristig abzusichern“, so Müller.

Vorstand neu aufgestellt

Auch personell hat sich bei Dornrose e.V. viel getan. Neben Iris Müller gehören dem ehrenamtlichen Vorstand inzwischen drei weitere Frauen an, die jeweils ihre eigene Expertise einbringen.

TIP Dr. (Univ. Istanbul) Sema Tasali-Stoll unterstützte viele Jahre Fragen um die Finanzen des Vereins. Neu hinzugekommen sind Greta Bauz, die an der VHS Weiden-Neustadt Frauenprojekte betreute und sich stark im Frauenforum gegen Gewalt engagierte, sowie Marion Nitsche, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Amberg-Weiden, die künftig die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. „Wir sind ein starkes Team mit vielfältigen Kompetenzen und viel Herzblut für die Sache“, so Müller. „Das ist eine gute Basis, um die Arbeit der Gründerfrauen im Sinne der Betroffenen fortzuführen.“

Fachvortrag zu sexualisierter Gewalt

Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzte Susanne Reinhardt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden. In ihrem Vortrag stellte sie die Frage, warum von sexualisierter statt von sexueller Gewalt gesprochen wird. „Bei diesen Taten geht es nicht um Lust, sondern um Macht“, erklärte Reinhardt. „Schon das Erzählen sexistischer Witze oder das Zeigen pornografischer Bilder ist Ausdruck einer Machtdemonstration.“

Sie zog Linien von historischen Fällen wie der Vergewaltigung der Malerin Artemisia Gentileschi im 17. Jahrhundert über den Weinstein-Skandal bis hin zur #MeToo-Bewegung. Immer sei es um Machtmissbrauch gegangen, nicht um Sexualität. „Sexualisierte Gewalt ist Alltag – auch in ländlichen Regionen“, machte Reinhardt deutlich. Jede siebte Frau in Deutschland habe schon einmal strafrechtlich relevante Formen erlebt. Mehr als jede zweite Frau sei Opfer sexueller Belästigung geworden. Auch Männer seien betroffen, wenn auch seltener.

Dornrose e.V. als feste Anlaufstelle in der Region

Vor mehr als 30 Jahren gegründet, hat sich Dornrose e.V. als feste Anlaufstelle in der Nordoberpfalz etabliert. „Damals wurde noch gefragt, ob die Region überhaupt eine Beratungsstelle brauche“, erinnerte Reinhardt in ihrer Rede. Heute sei klar: Sie wird dringend gebraucht.

Die Beratungsstelle bietet Betroffenen von Gewalt und ihren Angehörigen ein offenes Ohr, unterstützt sie bei Entscheidungen und begleitet sie in schwierigen Situationen. „Das Wichtigste ist: Wir glauben den Betroffenen“, betonte Angela Frank, Leiterin der Beratungsstelle. Für viele sei allein die Tatsache, ernst genommen zu werden, eine große Erleichterung.

Kontaktdaten zu Dornrose e.V.

Dornrose e.V.
Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt
Notruf für Betroffene: (0961) 33 0 99
Schillerstraße 13 (Turm B, City Center)
92637 Weiden i.d.OPf.

Außenstelle in Kemnath
Kontakt: Regina Fritsch Tel. 0155 – 663 282 37

Online-Beratung

Über die gesicherte Onlineplattform können sich Ratsuchende per Mail, Chat oder Videocall beraten lassen.

Alle Beratungen sind vertraulich, kostenfrei und auf Wunsch anonym.

Prävention bleibt große Aufgabe

Neben der Beratung gehört auch Präventionsarbeit zu den Kernaufgaben von Dornrose e.V. Mit Projekten wie den „Orange Days“, Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie öffentlichen Veranstaltungen versucht der Verein, aufzuklären und Tabus zu brechen. „Wir könnten so viel mehr leisten, wenn die Mittel vorhanden wären“, sagte Müller. Regelmäßige Workshops in Schulen, öffentliche Kampagnen oder eigene Publikationen seien dringend nötig, aber bislang kaum realisierbar. Reinhardt unterstrich diesen Punkt: „Ein starkes Hilfesystem ist besonders in ländlichen Regionen unverzichtbar. Dornrose ist ein zentraler Bestandteil, der unbedingt weiter unterstützt werden muss.“

Weitere spannende Einblicke gab Dr. Daniela Runkel, leitende Psychologin SPZ an den Kliniken Nordoberpfalz in ihrem Vortrag zum Thema „Wo begegnet uns sexualisierte Gewalt in unserer täglichen Arbeit?“. Sie bekannte sich zu einer aktiven Aufklärungskultur, die gesellschaftliche Tabus ignoriert.

Abschließend informierte Dr. Annette Lechler, geschäftsführende Oberärztin Frauenklinik, Kliniken Nordoberpfalz über das Thema: „Vertrauliche Spurensicherung!“ Gerade bei diesem Thema machte die Referentin alle Betroffenen Mut, sich vertrauensvoll an die Fach- und Beratungsstelle zu wenden: „Wir arbeiten im Sinne der Betroffenen extrem sensibel und auch diskret zusammen!“.

Dank und Ausblick

Trotz aller Herausforderungen blickt Dornrose e.V. sehr optimistisch nach vorn. „Wir werden auch in Zukunft für Betroffene da sein und uns gegen sexualisierte Gewalt starkmachen“, versprach Müller. Der Verein ist aktives Mitglied im Netzwerk gegen Gewalt Nordoberpfalz und arbeitet eng mit anderen Beratungsstellen in Weiden und Umgebung zusammen.

Mit einem herzlichen Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer schloss Müller ihre Ansprache: „Nur durch Ihr Engagement können wir diese Arbeit fortsetzen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass Frauen und Kinder angstfrei leben.“

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