Tatort “Charlie” aus Hohenfels: Spannend in jeder Hinsicht

Grafenwöhr/Hohenfels. Vor dem Hintergrund der transatlantischen Spannungen war der Tatort "Charlie" von noch größerem Interesse. Der Krimi spielt auf einem Truppenübungsplatz, gedreht wurde in Hohenfels in der Oberpfalz. Im Mittelpunkt stehen Civilians on the Battlefield, zivile Statisten bei Manöverübungen.

Der ehemalige Grafenwöhrer Kommandeur Kevin A. Poole spielt als Komparse mit. Screenshot: Christine Ascherl

Bei der U.S.-Army in Grafenwöhr und Hohenfels war der Krimi am Sonntagabend noch aus einem anderen Grund mit Spannung geguckt worden. Der ehemalige Kommandeur Kevin A. Poole hatte einen Auftritt als Komparse. Er spielt einen Commander, also im Prinzip sich selbst. Angesichts seiner Größe von zwei Metern war er zumindest nicht zu übersehen.

In Minute 14 war es soweit: Poole hatte sogar eine Sprechrolle. Er ruft das Platoon herbei, in dessen Humvee eine Leiche gefunden wurde. Seine Soldaten sollen den bayerischen Kommissaren erklären, wie ihr Fahrzeug verschwinden konnte. “Unserem Kommandeur hat das Riesenspaß gemacht”, erinnert sich Susanne Bartsch, Pressesprecherin für die Garrison Bavaria. Poole hat das Kommando inzwischen übergeben und ist aktuell in Fort Sam Houston in Texas stationiert.

Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk berichtete er 2024 von seinem Komparsen-Job: “Ich wusste nicht, dass das so viel Arbeit für eine so kleine Szene ist. Fast vier Stunden nur für eineinhalb Minuten.” Er sieht Parallelen zwischen dem Soldatenalltag und dem eines Schauspielers: “Wir arbeiten, bis der Auftrag erledigt ist.” Er spricht ausgezeichnet Deutsch (ist mit einer Deutschen verheiratet), der “Tatort” sei die Lieblingsserie der Schwiegermutter. Im Ruhestand in zwei Jahren will sich das Ehepaar Poole im Übrigen in der Oberpfalz niederlassen. Einen Job als Schauspieler schloss Poole aus: dann eher “Tankstelle oder OBI”.

Army sucht laufend Komparsen für Hohenfels

Während des ganzen Films führt die Fahrt der Tatort-Kommissare Batic und Leitmayer kreuz und quer über den Truppenübungsplatz Hohenfels. Für den TV-Zuschauer ist das ein unbekanntes Paralleluniversum. “Die Hohenfelser erkennen da jeden einzelnen Weg”, sagt Susanne Bartsch. Auch das Übungsdorf ist natürlich allen bestens vertraut. Hohenfels ist als Übungsplatz für Manöver großzügig angelegt.

Viele Einstellungen wurden vor dem Hintergrund der realen Übung „Allied Spirit 2024“ gedreht. 5000 Soldaten aus zwölf Ländern trainierten dabei gemeinsam. Hintergrund: die Verteidigung der Ostflanke der NATO. In Hohenfels werden bei solchen Übungen COBs eingesetzt: Civilians on the Battlefield. Im “Tatort” kommen Mordopfer und Täter aus dem Kreis dieser Zivilisten, die während der Manöverübung wochenlang in einem Übungsdorf wohnen.

“Werde jetzt Zivilist auf dem Schlachtfeld!”

Gibt es sowas? Absolut! Auch ganz aktuell sind Stellenanzeigen bei der Agentur für Arbeit geschalten. Gesucht werden Statisten für Hohenfels. Es ist keine Berufserfahrung notwendig. Gezahlt wird der Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde (bis 10 Stunden am Tag). Werbetext: “Werde jetzt Zivilist auf dem Schlachtfeld.” Für Teilnehmer biete sich die Gelegenheit, “aus nächster Nähe aktive Kampfhandlungen zwischen Nato-Soldaten und gegnerischen Einheiten zu erleben”.

Die “Vorzüge” des Jobs werden in der Annonce in schönsten Tönen beschrieben: “Wir suchen Mitarbeiter, die gern die bayerische Flora und Fauna erleben und im wunderschönen Naturschutzgebiet des JMRC Hohenfels bei wechselnden Wetterbedingungen arbeiten möchten.” Während der Übung bekommen die Statisten ihre “Identität” zugeteilt: Name, Rolle als Café-Besitzerin, Verkäuferin, Lehrer, Landwirt, Arzt in einem von sieben simulierten Dörfern auf dem Trainingsgelände.

Die Teilzeit-Rollenspieler nehmen an Übungen teil, die über 12 bis 18 Tage gehen. Dazu werden sie an einer Sammelstelle von einem Reisebus abgeholt und in das Trainingscenter Hohenfels gebracht. Die Unterkünfte, Verpflegung und Getränke werden gestellt. Die Unterbringung erfolgt in dem Dorf, in dem sie tagsüber arbeiten. Voraussetzungen sind eine EU-Staatsbürgerschaft, Grundkenntnisse in Deutsch und Englisch und eine gewisse Fitness.

Super-Quote für “Charlie”

Das Erste sicherte sich am Sonntagabend die besten Reichweiten des gesamten Tages. Der Tatort “Charlie” erreichte starke 8,13 Millionen Zuschauer, der Marktanteil zeigt hiermit eine Quote von 29,8 Prozent.

Kommissar Batic schleust sich undercover als COB ein: Civilian on the Battlefield. Screenshot: Christine Ascherl
Kommissar Batic schleust sich undercover als COB ein: Civilian on the Battlefield. Screenshot: Christine Ascherl
Kevin Poole im Tatort
Kevin Poole im Tatort “Charlie”. Screenshot: Christine Ascherl
Die Münchner Kommissare fahren im Tatort-Krimi über den Übungsplatz Hohenfels, auf dem damals die Vorbereitungen für die Übung
Die Münchner Kommissare fahren im Tatort-Krimi über den Übungsplatz Hohenfels, auf dem damals die Vorbereitungen für die Übung “Allied Spirit 2024” liefen. Screenshot: Christine Ascherl
Die Münchner Kommissare fahren im Tatort-Krimi über den Übungsplatz Hohenfels, auf dem damals die Vorbereitungen für die Übung
Die Münchner Kommissare fahren im Tatort-Krimi über den Übungsplatz Hohenfels, auf dem damals die Vorbereitungen für die Übung “Allied Spirit 2024” liefen. Screenshot: Christine Ascherl

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