Theaterstück SAD-88 berührt Schüler in Weiden
Weiden. Das OVIGO Theater zeigte sein multimediales Stück "SAD-88" am Augustinus-Gymnasium und an der FOS/BOS. Es erinnert an den Brand von 1988 in Schwandorf, warnt vor rechter Gewalt und lädt Schüler zum Gespräch.
Der stadtbekannte Neonazi und Berufsschüler Josef S. steckte am 17. Dezember 1988 das Habermeierhaus in Schwandorf in Brand und tötete dabei vier Menschen. Später lieferte er den Grund: Er hasste Ausländer. Zu diesem Anschlag und zu weiteren rechtsradikalen Taten und rechten Tendenzen hat das OVIGO Theater das multimediale Stück „SAD-88“ entwickelt, das nun auch an Weidener Schulen kam.
Die Originalfassung wird mit vier Menschen gespielt, darunter auch die bekannte Schauspielerin Anna Maria Sturm (zum Beispiel „Beste Zeit“, „Wackersdorf“, „Tatort“). Mit einer leicht veränderten Version kommen die Theatermacher auch direkt in die Schulen, um das Stück für Schüler ab der neunten Jahrgangsstufe zu zeigen. „Es ist ein Stück Erinnerungsarbeit, aber auch eine Warnung“, so Regisseur und Autor Florian Wein, der in allen Versionen auch selbst spielt. „Wir müssen davor warnen, dass sich derartige Anschläge nicht wiederholen.“
Theaterstück thematisiert rechte Gewalt
Am Donnerstag war „SAD-88“ im Augustinus-Gymnasium Weiden und am Freitag in der FOS/BOS Weiden zu sehen. Die Schüler und Besucher waren sich einig: Die Vorstellungen waren tief beeindruckend. Nach einer jeweils langen Schweigeminute, nachdem die Schauspieler von der Bühne gegangen sind und den vier Opfern den Raum gegeben haben, brandete großer Applaus auf. Zum Abschluss gab es eine Fragerunde mit Florian Wein und der Darstellerin Lisamarie Berger, die die Hintergründe zum Stück und zum Entwicklungsprozess offenlegten.
Erinnerungsarbeit und aktuelle Relevanz
Lange Zeit tat man sich in der Stadt Schwandorf und der Region schwer, mit dem Geschehenen umzugehen und es aufzuarbeiten. „‚SAD-88‘ soll einen Beitrag leisten“, so Florian Wein, der die verschiedenen Szenen zusammengesetzt hat. „In unserem derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist dies wichtiger denn je.“ Das Stück wurde am Jahrestag des Anschlags – am 17. Dezember 2024 – uraufgeführt.
Mit Leyla Kellecioglu war auch eine Hinterbliebene der Opfer vor Ort. Sie verlor beim Brandanschlag ihre Eltern und ihren zwölfjährigen Bruder. Unter Tränen dankte sie dem OVIGO Theater nach der Vorstellung für die Bühnenumsetzung des Themas. Dabei wird auch der Bogen zu heute gespannt und bedenkliche Entwicklungen nicht nur in Deutschland aufgezeigt. „Es hört einfach nicht auf“ ist ein Satz, der im Stück immer wieder zu hören ist.
Zeitzeugnisse und Stimmen aus der Gesellschaft
„Das Publikum darf nicht gleichgültig wieder nach Hause geschickt werden“, so Florian Wein. In „SAD-88“ kommen zahlreiche Stimmen aus Politik und Gesellschaft zu Wort. Dazu zählen neben den Hinterbliebenen und Überlebenden auch Politiker wie Franz Schindler, Michael Kaplitz oder Irene Maria Sturm, die jahrelang für ein angemessenes Gedenken gekämpft hat, damalige Feuerwehrleute, Ersthelfer oder der damalige Berufsschullehrer des Täters, Günter Kohl.
Das OVIGO Theater kommt mit „SAD-88“ mit regulären Terminen noch einmal nach Schwandorf. Für die Aufführungen am 28. Dezember (17 Uhr und 20 Uhr) im METROPOL gibt es noch wenige Restkarten, die für 17,50 € (ermäßigt 12,00 €) über ovigo-theater.de oder die bekannten Vorverkaufsstellen zu bekommen sind. Außerdem kann „SAD-88“ weiterhin von Schulen gebucht werden. Alle Informationen dazu gibt es online oder über Mail-Anfrage an info@ovigo-theater.de.
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