THW Weiden: Sommersturm tobt über Weiden

Weiden. Am Freitag wurde um 18:00 Uhr nach einer starken Unwetterfront mit Starkregenmengen von über 50 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde und Orkanböen von bis zu 120 Stundenkilometern der Katastrophenfall ausgerufen. Mit diesem Ausgansszenario wurde die 24-Stunden-Übung „Sommersturm“ des Technischen Hilfswerks (THW) in Weiden eingeläutet. Aber nicht nur die Unwetterfolgen standen im Fokus.

THW Weiden 24 Stunden Übung
Die Gruppe des THWs Weiden vor der Übung

Straßen und Keller standen unter Wasser, Bäume stürzten um, Stromleitungen wurden gekappt und mehrere Stadtteile waren von steigendem Hochwasser bedroht, weil der Deutsche Wetterdienst noch weitere Unwetter prognostizierte. Diese Ausgangslage war Grund genug, dass der Katastrophenfall durch den Oberbürgermeister ausgerufen und der Ortsverband Weiden des Technischen Hilfswerks (THW) mit 35 Einsatzkräften alarmiert wurde. Was Gott sei Dank nur eine Übung war, sollte sich im Laufe der Nacht und des Samstages aber nicht von einem Ernstfall unterscheiden.

THW Weiden 24 Stunden Übung

Der erste Einsatz führte die THW-Kräfte zum Nordwehr am Hammerweg, wo Treibgut, bestehend aus mehreren dicken Baumstämmen, das Wasser anstaute und die Hochwasserschutzanlage zu beschädigen drohte. Außerdem trieben zwei Behälter mit Gefahrstoffen im Wasser. Mit einem Boot führte die Bergungsgruppe eine Erkundung durch. Schnell war klar, dass die Behälter leer waren und aus einem Betrieb flussaufwärts angespült wurden. Nach dieser Entwarnung wurden die Baumstämme gesichert und mittels Seilwinde an Land gezogen.

Zwei Verletzte auf dem Dach von Witt Weiden

THW Weiden 24 Stunden Übung

Kaum war diese Aufgabe bewältigt, wurden erneut die Funkmeldeempfänger durch die Integrierte Leitstelle (ILS) ausgelöst. Auf dem Dach des Warenverteilzentrums der Firma Witt am Brandweiher haben sich während des Sturms zwei Arbeiter schwer verletzt. Während eine Person mittels einem sogenannten „Leiterhebel“ gerettet werden konnte, musste die Zweite in einem Schleifkorb von einer Feuertreppe aus abgeseilt werden. Besonders wichtig war dabei die eigene Absturzsicherung der Einsatzkräfte, weil die Windverhältnisse in 30 Metern Höhe nicht zu unterschätzen waren. Parallel dazu wurde das Gelände großflächig ausgeleuchtet.

THW Weiden 24 Stunden Übung

Viel Licht war auch beim dritten Alarm erforderlich, als ein städtischer Mitarbeiter nach Kontrollarbeiten an einem Regenrückhaltebecken als vermisst gemeldet wurde. Der Technische Zug rückte daraufhin nach Frauenricht aus, wo die THWler den Vermissten nach kurzer Zeit fanden – er wurde durch einen herabgefallenen Ast am Kopf getroffen und war bewusstlos. Die Rettung gestaltete sich dabei aber schwierig, weil ein Zugang nur durch das Becken hindurch möglich war und neben Wathosen entsprechende Sicherungen notwendig waren.

Am frühen Morgen schon der nächste Einsatz

THW Weiden 24 Stunden Übung

Weiter ging es am frühen Morgen im Betonwerk der Firma Schnurrer, wo ein Mitarbeiter als verschüttet gemeldet wurde. Die Erkundung ergab, dass dieser in einem Betonrohr eingeschlossen war und eine Rettungsöffnung geschaffen werden musste. Die Fachgruppe Räumen unter Leitung von Markus Koller setzte daraufhin den Presslufthammer des mobilen Drucklufterzeugers an. Parallel dazu schlug Falco Bauer, Gruppenführer der 1. Bergungsgruppe, Alarm: Eine Helferin war nach der Erkundung des Geländes nicht zurückgekehrt. Nach erfolgreicher Suche war klar, dass diese sich den Fuß unter einem Trümmerteil eingeklemmt hatte und durch den Einsatz von Hebekissen befreit werden musste.

BRK spielt die Verletzten

THW Weiden 24 Stunden Übung

Um 10:15 Uhr erklang der nächste Alarm, welcher mit der Unwetterlage aber nichts zu tun hatte: Auf dem Betriebsgelände der Firma OWS ist es zu einem Unfall zwischen einem Zug und einem PKW gekommen. Wenige Minuten später stellte THW-Zugführer Heiko Engelbrecht fest, dass es mindestens vier verletzte Personen in der Lok und im Personenwaggon gab und der Fahrer des Autos den Aufprall vermutlich nicht überlebt hatte. Die laut schreienden Zuginsassen, dargestellt von Statisten des Bayerischen Roten Kreuzes aus Weiden, erhöhten den Stresslevel deutlich. Durch die engen Türen der Diesel-Lok und des Waggons gestaltete sich die Rettung besonders schwierig. Dennoch wurde auf den zeitintensiven Aufbau einer großen Rettungsplattform verzichtet, sodass den Helferinnen und Helfern viel Muskelkraft und behutsames Vorgehen abverlangt wurde.

THW Weiden 24 Stunden Übung

Noch während dieser Rettungsmaßnahmen meldete ein Mitarbeiter der OWS eine Verpuffung in einer Arbeitsgrube der Montagehalle. Ein Kollege sei schwer verletzt und der Zugang zur Grube durch den Austritt von Gas nicht möglich. Schnell mussten sich zwei THW-Trupps mit schwerem Atemschutz ausrüsten, um zum verletzten BRK-Statisten vordringen zu können. Beengte Verhältnisse und die Gefahr durch das Gas machte eine zügige Rettung erforderlich.

Alle Einsätze parallel koordienieren

THW Weiden 24 Stunden Übung

Die parallellaufenden Einsätze erforderten auch einen erhöhten Koordinierungsbedarf durch den Zugtrupp, welchem die Einsatzleitung oblag. Nach der Rettung aller lebenden Unfallopfer musste noch die tote Person (eine Übungspuppe) fachgerecht aus dem Unfallwrack geborgen werden – eine Aufgabe, um welche Rettungskräfte leider nicht herumkommen.

THW Weiden 24 Stunden Übung

Der vorletzte Übungseinsatz führte die THW-Kräfte wieder an den Flutkanal. Diesmal wurde am Südwehr gemeldet, dass die Schotten zur Regulierung des Wasserstandes defekt waren und das Wasser dringend umgepumpt werden muss. Da keine externen Kräfte mit einer Hochleistungspumpe zur Verfügung standen, verbauten die Einsatzkräfte sämtliches, eigenes Pumpenmaterial, um zum Schluss eine Leistung von 5.000 Litern pro Minute zu erreichen. Durch die Maßnahme konnte der Pegel gehalten und damit das Übungsziel erreicht werden.

Auto unter Sandhaufen befreien

THW Weiden 24 Stunden Übung

Noch während der Aufräumarbeiten folgte das große Finale der 24-Stunden-Übung. Auf einer fiktiven Gemeindeverbindungsstraße auf dem THW-Übungsgelände hat ein Erdrutsch ein Auto begraben und ein vorausfahrender LKW durch die Wucht der Mure sein Ladegut, bestehend aus Betonblöcken, verloren. Um zu den verunfallten Fahrzeugen und deren Insassen vordringen zu können, schafften die THWler zunächst mit dem Radlader der Fachgruppe Räumen eine Zuwegung. Anschließend entfernten sie mit dem Kran die Betonblöcke vom Unfallauto und befreiten die eingeklemmte Person . Eine weitere Gruppe rettete den verletzten und unter Schock stehenden LKW-Fahrer und übergab auch diesen dem Rettungsdienst.

24 Stunden harte Arbeit

THW Weiden 24 Stunden Übung

Nach 24 Stunden Einsatzübungen, wenig Schlaf und enormen Anstrengungen resümierte Übungsleiter Andreas Duschner überwiegend sehr gute Leistungen und zeigte den Führungskräften das festgestellte Verbesserungspotenzial auf. Gerade eine aktive Kommunikation unter Einhaltung der Meldewege sei wichtig, um in der geforderten Zeit das Einsatzaufkommen bewältigen zu können. “Besonders den vier Kameradinnen und Kameraden vom THW-Ortsverband Nabburg, die die jeweiligen Übungsszenarien mit vorbereiteten, möchte ich hier nochmal danken”, so Duschner. Für eine perfekte Verpflegung sorgte THW-Köchin Hannelore Hammerl, die von Beginn an für leckeres Essen und vor allem ausreichend Kaffee sorgte.

Fotos: THW Weiden: Andreas Duschner (7)/Anja Künzel (2)/Andrea Roith (6)/Jürgen Thoma (2)/Daniel Zeitler (7)

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