Trainer-Aus vor letztem Heimspiel in Liga 2: Nach Köln-Beben, das Jahn-Nachspiel vor dem KSC-Endspiel
Regensburg. Nach dem Kölner Keller-Aus, jetzt das verpatzte Ende für den Jahn-Trainer: Sportchef Achim Beierlorzer will einen Neustart, Andi Patz zieht die Notbremse und verabschiedet sich lieber sofort. Der KSC wittert Morgenluft und will in Regensburg seine Aufstiegschance wahren.

Nachdem am Rhein Christian Keller und Gerhard Struber gleichzeitig ihren Hut nehmen mussten, ist nun auch beim SSV Jahn Andreas Patz Geschichte – zumindest als Cheftrainer. Gemeinsam, so heißt es offiziell, habe man entschieden, dass es Zeit sei für einen Neuanfang. Das klingt nur ein bisschen nach Trennung im Guten – ist aber vor allem die Konsequenz einer Saison, die früh aus dem Tritt kam in den sie nie wieder finden sollte.
Patz, ein Co-Aufstiegsheld aus dem Trainerteam der Vorsaison, übernahm den Chefposten im November 2024 – nach dem 3:8-Debakel in Nürnberg. Hoffnung war da, realistisch war sie nie. Am Ende steht der SSV Jahn mit dem zweitschlechtesten Auswärtsergebnis der Zweitliga-Geschichte als Schlusslicht, mit zu vielen individuellen Fehlern und zu wenig System.
Der Abschied kommt jetzt, zwei Spieltage vor Schluss, nicht überraschend. Patz selbst bat um eine sofortige Freistellung – aus persönlichen Gründen, wie es heißt. Munier Raychouni übernimmt interimistisch gegen Karlsruhe und Darmstadt. Der Titel „Cheftrainer“ ist in dieser Übergangsphase erst einmal ein Platzhalter.
Was spricht für diesen Schritt?
- Klare Linie. Es ist konsequent, sich nach einem Abstieg zu trennen – gerade, wenn der Trainer selbst erkennt, dass er keine Impulse mehr setzen kann.
- Zeit für Planung. Der Verein kann frühzeitig den Markt sondieren – mit dem Ziel, schon zum Saisonende einen neuen Cheftrainer zu präsentieren.
- Neues Profil. Nach einer Saison mit Stockfehlern im Spielaufbau, fehlender Entwicklung junger Spieler und schwachen Auftritten in Serie ist ein Neuanfang nicht nur legitim, sondern notwendig.
Was spricht dagegen?
- Symbolik. In Köln wird man erst noch abwarten müssen, ob die Panikattacke kurz vor Torschluss wirklich hilfreich war. Immerhin stand der Effzeh mit dem Duo Struber/Keller auf dem direkten Aufstiegsplatz zwei – ob das Chaos wirklich Kräfte freisetzt?
- Patz war kein Feuerwehrmann. Sondern ein Übergangstrainer mit Perspektive. Er stand für Integrität, Loyalität, Förderung von Talenten wie Hein, Wurm und Ganaus.
- Und: Wer kommt jetzt? Die üblichen Verdächtigen, die von Verein zu Verein durchgereicht werden – oder der nächste große Unbekannte, das Talent aus der zweiten Reihe, von dem man sich eine positive Überraschung verspricht?
Die unbequeme Wahrheit: Viele Wunschkandidaten haben selbst gerade Brände zu löschen – oder warten lieber auf lukrativere Angebote. Sportchef Achim Beierlorzer wird wieder kreativ suchen müssen – und hoffen, diesmal den passenden Mann für einen überzeugenden Matchplan zu finden, der auch auf dem Platz funktioniert.
Fazit: Konsequenz ja – Aktionismus nein
Was man Beierlorzer hoch anrechnen muss: Er trifft Entscheidungen mit Augenmaß, nicht aus Trotz. Er hat Patz nicht entlassen, sondern ihn losgelassen. Man hatte den Eindruck: Das Ergebnis stand nicht bereits vor dem „offenen Gespräch“ statt – dazu hatte die Ankündigung, Patz sei sein erster Kandidat für Vertragsgespräche, nach dem Köln-Remis zu optimistisch geklungen.
Als Ergebnis einer umfangreichen und kritischen Saisonanalyse haben wir die gemeinsame Entscheidung getroffen, getrennte Wege zu gehen. Wir möchten in der 3. Liga einen Neuanfang und wollen deswegen die anstehenden Herausforderungen mit neuen Impulsen und einem neuen Profil im Trainerteam starten. Achim Beierlorzer

Eine sportliche Erkenntnis mit ruhiger Konsequenz. Die Saison geht zu Ende. Der Umbruch beginnt. Dass Patz dennoch enttäuscht ist, kann man ihn nicht verdenken. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass auch ein anderer Trainer mit dieser Mannschaft verzweifelt wäre:
Als Cheftrainer trage ich eine große Verantwortung für die Entwicklung und deswegen ist es meiner Meinung nach eine konsequente und gemeinsam gefällte Entscheidung. Dennoch bin ich auch stolz auf positive Entwicklungen, wie zum Beispiel die feste Integration einiger Nachwuchstalente. Andi Patz

KSC will hoch
Am kommenden Sonntag empfängt der bereits abgestiegene SSV Jahn den Karlsruher SC. Der Jahn hat jetzt erst recht nichts mehr zu verlieren, der KSC noch viel zu gewinnen. Könnte interessant werden: Gerne zum Abschied beim letzten Heimspiel in Liga 2 für unbestimmte Zeit eine Wiederholung des wilden Hinrunden-Duells mit 6 Toren, aber diesmal mit umgekehrtem Vorzeichen.
- Nicolai Rapp (KSC-Defensivspieler): „Wir wollen auf jeden Fall gewinnen, um am Ende der Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz zu landen. Regensburg wird sich zu Hause sicher noch gut verabschieden wollen und von daher sollte es ein spannendes Spiel werden.“
- Christian Eichner (KSC-Trainer): „Wir müssen jetzt versuchen, die letzten beiden Spiele zu gewinnen.“
Der Markt: Zwischen Hoffnung und Realität
Mögliche Namen:
- Michael Köllner – detailverliebter Aufstiegsexperte, zuletzt bei 1860 München.
- Marco Antwerpen – Aufstiegsheld in Kaiserslautern, aber taktisch limitiert.
- Stefan Ruthenbeck – Kölner U19-Coach mit Stallgeruch, aber bisher ohne Verbindung nach Regensburg.
- Sreto Ristic – bei Waldhof Mannheim entlassen, aber mit Drittliga-Knowhow.
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