Transfergesellschaft für Faurecia-Mitarbeiter

Trabitz. Die Transfergesellschaft für die verbliebenen etwa 260 von einst über 400 Mitarbeiter von Faurecia in Trabitz ist perfekt. Damit haben Betriebsrat und Gewerkschaft ihr Minimalziel erreicht und dem französischen Automobilzulieferer, der die Schließung des Werks zum Jahresende angekündigt hatte, wichtige Zugeständnisse abgetrotzt. 

Von Udo Fürst

Trabitz, Faurecia, Transfergesellschaft
Passend zur Situation die T-Shirts von Udo Fechtner von der IG Metall, stellvertretendem Betriebsratsvorsitzenden Hubert Becker und Betriebsratsvorsitzendem Karl Boemmel (von links). Mit auf dem Foto IG Metall-Rechtsanwalt Thomas Müller. Foto: Udo Fürst

Die Beschäftigten bekommen jetzt zwölf Monate lang 80 Prozent (ohne Kind) beziehungsweise 87 Prozent (mit Kind) ihres letzten Nettogehalts und haben auch noch einmal Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Betriebsratsvorsitzender Karl Boemmel und der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, Udo Fechtner, gaben die Ergebnisse der schwierigen Verhandlungen gestern bei einem Pressegespräch vor dem Werkstor bekannt.

Karl Boemmel wusste nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte. „Wir haben zwar jetzt fast das erreicht, was wir wollten, aber die Schließung ist trotzdem Fakt. Das tut natürlich unverändert weh.“ Dass es überhaupt dazu kam, dass die Firma das Arbeitslosengeld seiner Mitarbeiter aufstockt, ist wohl auch einer „höheren Macht“ zu verdanken. Denn wie Boemmel erklärte, habe der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer großen Einfluss auf das Einlenken der Firma gehabt. „Der Bischof hat zwei Brandbriefe an die Firmenleitung in Frankreich geschickt und die haben sich davon sehr beeindruckt gezeigt.“

Den Rest habe wohl das persönliche Schreiben von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel an seinen französischen Amtskollegen getan. „Die Geschäftsführung hat zugegeben, dass der politische Druck am Ende sehr groß wurde“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende. Auch die Arbeit der von der IG Metall beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Manske & Partner in Nürnberg, die durch Thomas Müller vertreten wurde, habe einen wichtigen Teil zur Einigung beigetragen. Gewohnt deutliche Worte fand Gewerkschafter Udo Fechtner: „Wir konnten zwar nicht Scheiße zu Gold machen, haben aber dennoch relativ viel erreicht. Faurecia hat sich gegen diese Lösung noch bis vor wenigen Tagen heftig gesträubt.“

Kleiner Trost für die Mitarbeiter

“Auch wenn die Transfergesellschaft aufgrund der bitteren Umstände für die Beschäftigten nur ein schwacher Trost sein kann freue ich mich, dass die schmerzliche Schließung des Werks durch den Einsatz aller Beteiligten abgefedert werden kann”, sagt MdB Uli Grötsch. 137 Beschäftigte von Faurecia Trabitz sollen in einem ersten Schritt zum 1. August in die Augsburger Transfergesellschaft namens BGD wechseln, die verbleibenden etwa 125 Frauen und Männer nach und nach bis zum 31. Dezember. Die Auszubildenden dürfen bis Ende des Jahres bei Faurecia bleiben und ihre Ausbildung dann beim Maschinen- und Anlagenbauer BHS in Weiherhammer beenden. Ein kleines Bonbon will die IG Metall den Faurecia-Leuten im Oktober bieten: „Nachdem sich das Unternehmen kein einziges Mal bei den Mitarbeitern für deren oft jahrzehntelangen Einsatz für die Firma bedankt hat, werden wir das im Rahmen unserer Feiern zum 125-jährigen Jubiläum der IG Metall tun und mit den Faurecianern ein schönes Fest feiern“, versprach Udo Fechtner.

Was sind Transfergesellschaften?

Transfergesellschaften verfolgen den Zweck, konkret von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeitern eines Betriebes im Rahmen einer maximal einjährig befristeten Beschäftigung neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Sie haben ausschließlich das Ziel, die betreuten Beschäftigten so schnell wie möglich wieder in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Der Wechsel in eine Transfergesellschaft ist für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten freiwillig. Transfergesellschaften werden über ein gesetzlich definiertes Verfahren in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit installiert.

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