Prozess gegen Immobilienmakler – Gericht visiert 7,5 Jahre Haft an
Weiden. Da stockt den Zuhörern im Prozess gegen einen Immobilienmakler (45) aus Weiden kurz der Atem. Die 2. Strafkammer am Landgericht stellt nach einem Verständigungsgespräch eine Haftstrafe zwischen 7 Jahre 3 Monate bis 7 Jahre 9 Monaten in Aussicht.

Hintergrund: Es gibt nach Auskunft von Staatsanwalt Matthias Bauer zwei neue Ermittlungsverfahren gegen den 45-Jährigen. Die Schadenssumme soll erheblich sein. Unter anderem sind Strafanzeigen von Frauen eingegangen, die er auf Dating-Plattformen kennengelernt und ausgenommen haben soll.
Vorsitzender Richter Dr. Marco Heß informiert am Freitagmorgen über das Ergebnis des Verständigungsgesprächs, das am Montag nach Prozessbeginn geführt wurde. Demnach kündigte Verteidiger Oliver Plate ein Geständnis seines Mandanten an. Dieser wolle aber eine “Gesamtlösung” und nicht wegen neuer Vorwürfe in der Zukunft noch einmal vor Gericht gestellt werden.
Sponsoring-Anklagen eingestellt
Die 2. Strafkammer fand eine Lösung: Die neuen Ermittlungsverfahren werden eingestellt. Ebenso ein altes Berufungsverfahren aus dem Jahr 2016, in dem es um Versicherungspolicen auf Eishockey-Spieler ging. Eingestellt werden zudem die Anklagepunkte, die das nicht bezahlte Sponsoring von SpVgg SV Weiden und “Ice Tigers” betreffen. Grundlage der Einstellung ist Paragraph 154 der Strafprozessordnung (“macht den Braten nicht fett”).
Dem Angeklagten sei immer bewusst gewesen, dass eine Rückzahlung der Gelder an die Geldgeber nicht möglich sein würde, so Richter Heß. Die Geldgeber hätten auf seine Leistungsfähigkeit vertraut.
Eine ganze Auswahl Geschädigter oder Verwandter fand sich am Freitag im Zuhörerraum des Gerichtssaals. Sie machten vor Verhandlungsbeginn ihrem Ärger Luft. Ihre Vorwürfe: Der Angeklagte habe ihre Söhne und Töchter nicht nur um Hab und Gut gebracht, sondern auch ihr Vertrauen schwer missbraucht.
“Schiffsanwalt” ist abgetaucht
Vom zweiten Verteidiger Stephan Lucas fehlte auch am Freitag jede Spur. Er hatte sich Anfang des Jahres als Wahlverteidiger angezeigt und war auch bei einem Haftprüfungstermin im April. Inzwischen will er als Pflichtverteidiger bestellt werden, was das Gericht ablehnt. Der Angeklagte sei durch Pflichtverteidiger Oliver Plate gut vertreten. Lucas war überraschend eingestiegen, man kennt ihn aus Gerichtsshows von SAT.1, er hat auch ein True-Crime-Bühnenprogramm auf “Mein Schiff”.
Der Prozessauftakt fiel kurz aus. Der “Mein Schiff”-Anwalt kam erst gar nicht.
Zweiter Prozesstag: Der Insolvenzverwalter berichtet. Mindestens 58 Gläubiger warten auf 3,6 Millionen Euro.
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