Übungsfirma für Azubis in Kastl ist der „Burner“

Kastl. Pünktlich zum Ausbildungsstart hat die Firma IEM FörderTechnik GmbH in Kastl vor wenigen Wochen ein außergewöhnliches Projekt für ihre Azubis in die Welt gerufen. In Kooperation mit der Europa-Berufsschule Weiden dürfen diese komplett selbstständig einen speziellen Oberhitzegrille als trendiges Produkt vermarkten.

Von Johann Walter 

IEM FörderTechnink GmbH in Kastl Übungsfirma
Auszubildende der Firma IEM FörderTechnik GmbH in Kastl probieren gemeinsam Geschäftsführer Ralf Zander auf der Dachterrasse des Verwaltungsgebäudes erstmalig ihren Grill aus. Es ist kein gewöhnlicher Grill, sondern Teil eines Projekts mit dem das Unternehmen ihren Nachwuchs speziell fördert. Bild: J. Walter. 

In der vergangenen Woche ist hierzu am Firmensitz des Fördertechnikunternehmens der Startschuss gefallen, um die neue „IEM-Übungsfirma“ offiziell aus der Taufe zu heben und vorzustellen. Neben geschäftsführenden Gesellschafter Ralf Zander, Ausbildungsleiter Michael Häckl und Auszubildendenvertreter Florian Scharf waren selbstverständlich auch die „Inhaber“ und „Mitarbeiter“ der neuen Übungsfirma anwesend um ihr Produkt, ihre Strategie und Ziele zu präsentieren. Ab jetzt werden sich Jasmin James, Lauren Schröder, Maria Spörrer, Daniel Evers, Mindroane Rodolffo und Nikolas Rupprecht mit der Markteinführung, Weiterentwicklung, Verkauf und vielem mehr eines hochwertigen Edelstahlgrills, der speziell zum Grillen von Rindersteaks mittels 800 Grad Oberhitze geeignet ist, beschäftigen. Begleitet werden sie unter anderem auch von Josef Weilhammer, den Schulleiter der Europa-Berufsschule in Weiden und Brigitte Ross, Oberstudiendirektorin am beruflichen Schulzentrum in Weiden.

Eigene Erfahrungen sammeln

Regulär werden in einer Übungsfirma gewöhnliche Abläufe nur simuliert indem zum Beispiel in Zusammenarbeit mit anderen Übungsfirmen in einer virtuellen Welt kaufmännische Grundlagen vermittelt werden. Anders bei der „IEM-Übungsfirma“ in Kastl, so Geschäftsführer Ralf Zander bei der Präsentation. Das auf Fördertechnik spezialisierte Unternehmen hat sich deshalb etwas ganz Besonderes für seine Auszubildenden ausgedacht, um weitere Anreize zu schaffen: „Wir wollen unseren Azubis die Möglichkeit bieten, ein eigenes Produkt zu konstruieren und selbstständig zu vermarkten“, erklärt Zander. Als mittelständische Unternehmensgruppe mit 230 Mitarbeitern an mehreren Standorten in ganz Deutschlagen besitze man deshalb genügend Know-How, die technische Ausstattung sowie die Mittel und Kompetenzen, um eine vollkommene autarke Umsetzung einer solchen Übungsfirma für Auszubildende zu gewährleisten“, betont Ralf Zander.

Produkt für Spitzenkulinarik

Die Grundsteine für das Projekt legten in den vergangenen Monaten bereits mehrere Auszubildende aus den Bereichen Konstruktion und Produktdesign, die in diesem Zusammenhang den Prototypen des Gourmet-Oberhitzegrills entwarfen, den es jetzt zu vermarkten gilt. Das Besondere an diesem Gerät ist die spezielle Hitzetechnik, die im Bereich der Spitzenkulinarik dazu geeignet ist, feinste Rindersteaks so zu rösten, dass sie eine aromatische Kruste bekommen, während das Fleisch an sich perfekt saftig bleibt.

Damit jeder der Anwesenden sich selbst ein Bild vom Erfolg der Grilltechnik machen konnte, wurden zwei Vorführgeräte auf der Dachterrasse des Unternehmens zur Präsentation in Betrieb genommen. Somit hatte jeder die Möglichkeit sich vor Ort von der hochwertigen Qualität des Produkts und seiner Möglichkeiten überzeugen zu können. Bereits hier konnten die Auszubildenden im Umgang mit dem Grill sowie der Vorbehandlung, dem Garen und dem Servieren der Steaks erste Erfahrungen sammeln.

Erfolgreich und selbstbewusst im Berufsleben

„Unser erklärtes Ziel ist es, dass wir unsere Auszubildenden maßgeblich beim eigenständigen Arbeiten und zugleich bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten so gut es geht unterstützen, damit sie später als Facharbeiter, Techniker oder Ingenieure erfolgreich im Berufsleben stehen und die täglichen Herausforderungen selbstständig meistern können. Das bedeutet auch, dass wir ihnen entsprechend unserer Firmenphilosophie die erforderlichen Freiheiten einräumen, damit sie ihre Interessen im Rahmen der verschiedensten Projekte umsetzen und ihre Fähigkeiten einbringen können“, sagt Ausbildungsleiter Michael Häckl. Er war es auch, der den Auszubildenden im Bereich Konstruktion und Zerspanung sowie Metalltechnik beim Bau der ersten Prototypen zur Seite stand und sie bei ihrer Aufgabe mit unterstützt hat.

Mit einem innovativen Produkt allein ist es aber noch nicht getan. „Von der Produktentwicklung bis zur erfolgreichen Markteinführung sind viele weitere Schritte nötig“, weiß Annette Suttner die im Unternehmen für den Bereich Marketing verantwortlich ist. Von der Zielgruppenbestimmung, Kostenrechnung, Marktanalyse, Wahl passender Vertriebskanäle, Verpackung, Versand, der Bezahlabwicklung, Kundenservice, Werbung bis hin zum Controlling ist es ein breites Spektrum, das sich nun die Auszubildenden der IEM FörderTechnik GmbH im Rahmen der vorgestellten Übungsfirma widmen werden.

Dabei lernen sie selbstständig und unter fachlicher Begleitung, alle wichtigen Schritte, um ein Produkt am Markt zu etablieren – unter vollkommen realen Bedingungen. Josef Weilhammer, Schulleiter der Europa-Berufsschule Weiden war sofort begeistert vom Konzept des Praxislernens und stimmte in die Kooperation ein.

Ideen verwirklichen, Gesamtabläufe verstehen

Bei der Auftaktveranstaltung wurde zugleich ein Wettbewerb zur Namensfindung für das neue Produkt gestartet, bei dem es einen dieser hochwertigen Grills zu gewinnen gibt. Im anschließenden Workshop konnten sich alle Beteiligten den für sie interessantesten Projektgruppen anschließen. Jasmin James, Auszubildende als Fremdsprachenindustriekauffrau, findet es zum Beispiel spannend einen eigenen Onlineshop zu erstellen. Brigitte Ross schlug vor, die Übersetzung der Betriebsanleitung mit Studierenden der Fachakademie für Übersetzen und Dolmetschen vom Beruflichen Schulzentrum Weiden zu übernehmen.

Abschließend erläuterte Annette Suttner, dass der Grill kein neuer Geschäftsbereich der IEM sei und dieser ausschließlich nur zu Übungszwecken vermarktet wird. Damit ermögliche das Unternehmen ihren Azubis erstklassige neue Erfahrungen zu sammeln, eigene Ideen zu verwirklichen, wirtschaftliche Gesamtabläufe zu verstehen und mögliche Fehler analysieren zu können. Man freue sich auf eine spannende Zeit in der viele Erfahrungen gesammelt werden können, so Annette Suttner abschließend.

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